Mainz – Auf Initiative des Landes Rheinland-Pfalz hat der Bundesrat heute eine Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen beschlossen. Der Beschluss sieht vor, die im Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-OrgWG) geplante Mindestquote für Psychotherapeuten, die vor allem Kinder und Jugendliche behandeln, von 10 auf 20 Prozent zu verdoppeln.
Kinder und Jugendliche erkranken etwa genauso häufig wie Erwachsene an seelischen Störungen”, erklärte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer. Da etwa ein Fünftel der Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik unter 18 Jahre alt sei, müsse der Anteil der Leistungserbringer, die in der psychotherapeutischen Versorgung vor allem Kinder und Jugendliche behandelten, mindestens bei 20 Prozent liegen, so die Ministerin. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, die bereits heute approbiert seien, derzeit aber keine Niederlassungsmöglichkeit hätten, weil ihre Region planungsrechtlich als überversorgt gelte, könnten sich somit an der Versorgung beteiligen. Derzeit werde die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen und von Erwachsenen bei der Planung nicht getrennt betrachtet; eine Mindestquote würde das faktisch ändern.
“Psychische Erkrankungen bei Kindern nehmen zu”, betonte die Ministerin. Eine bundesweite, repräsentative Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahre 2006 (KiGGS-Studie) habe ergeben, dass bei etwa jedem fünften Kind Hinweise auf eine psychische Auffälligkeit vorlägen. Den hyperaktiven oder aggressiven Kindern, die durch ihr Verhalten auffielen, stehe eine wachsende Anzahl von Kindern gegenüber, die von so genannten leisen Störungen betroffen seien. Dazu zählten depressive Symptome, aber auch Angststörungen wie zum Beispiel Phobien, Panikattacken oder Trennungsängste.
Wird frühzeitig gehandelt, kann vielen dieser Kinder geholfen werden, gelten doch gerade bei jungen Patientinnen und Patienten die Erfolgsaussichten einer psychotherapeutischen Behandlung als besonders hoch, sagte Malu Dreyer. Die derzeitige psychotherapeutische Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen sei allerdings dringend verbesserungsbedürftig. Die KiGGS-Studie weise aus, dass sich nur die Hälfte der als psychisch krank eingeschätzten Kinder in Behandlung befinde, so die Ministerin. Die Wartezeiten für einen Therapieplatz betrügen nicht selten mehrere Monate. Der Anteil der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten an allen psychotherapeutischen Leitungserbringern liege derzeit bundesweit im Schnitt bei rund 13 Prozent.
“Ich gehe davon aus”, betonte Gesundheitsministerin Dreyer, “dass der Beschluss des Bundesrates dazu beitragen wird, die psychotherapeutische Situation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern.”