München – Eine Medscape-Umfrage zeigt, was sich Ärzte von Freundschaften versprechen, welche Rolle Kollegen und Patienten spielen, aber auch wie großzügig sie mit ihrer Expertise umgehen
Ärzte ziehen es vor, Freundschaften in ihrem beruflichen Umfeld zu pflegen. Dazu zählen vor allem Kollegen – aber jeder 3. Arzt gestattet auch so manchem Patienten Zutritt zu seinem Privatleben. Das mag daran liegen, dass der stressige Job wenig Raum zum Kennenlernen in einem weiteren Umfeld lässt. Anscheinend haben Diskussionen um die Pandemie die Freundschaften eher belastet. Wenig Widerstand dagegen löst die freundschaftliche Gratis-Beratung aus: Ärzte beantworten ihren Freunden gerne Fragen zur Gesundheit – sogar nach Feierabend.
Eigentlich hat man es bei aller beruflichen Belastung nicht erwartet: Ärzte pflegen gerne und zahlreiche Freundschaften. Fast zwei Drittel haben mehr als sechs, über ein Viertel sogar elf und mehr Freunde. Dass diese Zahlen für einen besonderen Hang zu freundschaftlicher Nähe sprechen, macht ein Vergleich deutlich: In ähnlichen, aber nicht berufsspezifischen Umfragen geben drei Viertel der Menschen an, gerade mal drei Freunde zu haben.
Für den aktuellen Medscape Report „Ärzte und ihre Freundschaften“ gaben von September bis Dezember 2022 in einer Online-Umfrage mehr als 1.100 Ärztinnen und Ärzte ihre Meinung wieder.
Ärzte teilen demnach besonders gern ihr medizinisches und berufliches Interesse auch im Privatleben. Denn mehr als drei Viertel haben die meisten Freunde unter ihren Kollegen. Viele dieser Freundschaften werden bereits im Studium angebahnt. Deutlich weniger in der Schulzeit. Und die wenigsten Freundschaften haben eine Kinderfreundschaft überlebt.
Damit drängt sich zwar der Eindruck auf, dass Ärzte gezielt Berufliches mit Privatem verbinden. Das ist aber nicht der Fall. Denn die Hälfte legt es überhaupt nicht darauf an, Freunde unter Kollegen zu finden. Nur 9 % geben an, bewusst im Kollegenkreis auf Suche nach Freunden zu sein. Alles in allem spielt der Nutzenaspekt einer Freundschaft kaum eine Rolle: Drei Viertel der Ärzte sehen keinen beruflichen Vorteil in den Freundschaften mit Kollegen.
Ärzte leiden sehr unter Zeitmangel, wenn es um ihr Privatleben geht. Hauptsächlich verhindern lange Arbeitszeiten die Pflege von Freundschaften, geben 74 % der Umfrageteilnehmer an. Überraschenderweise in deutlich geringerem Maß (43 %) nennen sie familiäre Verpflichtungen als Freundschaftskiller.
Die Covid-Pandemie hat es offensichtlich geschafft, auch in medizinischen Fachkreisen den Puls hochzutreiben. 65 % der befragten Ärzte geben an, dass Meinungsverschiedenheiten über das Pandemiemanagement zu einer Belastung von Freundschaften wurden. Aber eines hat die Pandemie letztlich nicht geschafft: Freundschaften unter Ärzten dauerhaft zu zerstören. 86 % hatten nach der Pandemie mindestens so viele Freunde wie vorher.
Alles in allem: Auch die Ärzte lieben die Harmonie. Freundschaften sind auch für sie, neben ihrer Leidenschaft für den Job, ein wichtiger Teil ihres Lebens, dem sie gerne noch mehr Zeit einräumen würden. Kein Problem sehen sie darin, wenn aus Patienten auch Freunde werden. Und sie werden gerne gefragt: Ihre Freunde unterstützen sie großzügig mit dem einen oder anderen medizinischen Rat.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://deutsch.medscape.com/aerzte-und-ihre-freundschaften-2023
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