München – 15. September 2022
Medscape-Umfrage zeigt: Medizinern und Medizinerinnen reicht ihr Gehalt mitunter nicht aus, manche suchen zusätzliche Herausforderungen – und einige träumen auch vom Ausstieg.
Nahezu die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland übt einen Zusatzjob aus. Einige der Gründe liegen im Bedürfnis nach einem Ausgleich zum stressigen Berufsalltag. Aber viele betrachten diesen schlicht als weitere Einkommensquelle. Jeder Vierte will damit auch Einbußen durch die Pandemie auffangen.
Der Job ist kräftezehrend, das Gehalt üppig – so stellt sich das Bild des Arztberufes in vielen Köpfen dar. Das Bedürfnis der Ärzt*innen nach zusätzlicher Belastung sollte also begrenzt sein. Das Gegenteil ist anscheinend der Fall.
Der neue Report von Medscape zeigt, dass fast die Hälfte (42%) der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland Nebentätigkeiten nachgeht. Und das in vielen Fällen mit einem handfesten Grund: 40% wollen mit dem Nebenjob Geld verdienen. Für 4% ist dies sogar ein Muss, weil die Schulden drücken. Einem Viertel der Ärzt*innen hat die Covid-19-Pandemie durch Einschränkungen und Verluste so zugesetzt, dass sie sich zu einem Nebenjob entschlossen haben.
Das Zusatzeinkommen liegt durchschnittlich bei 17.000 Euro pro Jahr. Nicht wenige verbinden mit der Zusatztätigkeit auch Steuerersparnisse.
Der aktuelle Medscape Deutschland-Report „Die Nebenjobs von Ärzten und wie sie davon profitieren“ analysiert Art, Umfang und Motive für eine Tätigkeit jenseits des Hauptberufs. An der Online-Umfrage unter Ärztinnen und Ärzten in Deutschland nahmen rund 1.500 Medscape-Leser von Ende Februar bis Ende Mai 2022 teil.
Welche Nebenjobs Ärztinnen und Ärzte am liebsten machen
Es ist wenig überraschend, dass die Ärzt*innen im Nebenjob gerne auf ihre Expertise setzen. Knapp ein Drittel (29%) verbringt die Zeit für den Nebenjob in klinischen oder pflegerischen Einrichtungen.
24% der Umfrageteilnehmer haben im Berichtszeitraum Impfkampagnen gegen Covid-19 unterstützt. Eine wichtige Rolle spielen auch das Publizieren und die gesundheitliche Aufklärung: 26% der Ärzt*innen halten Vorträge, 18% geben ihr Wissen in Fortbildungs- oder VHS-Veranstaltungen weiter, 3% veröffentlichen Podcasts, Blogs oder Artikel.
Nur wenige Ärzt*innen sind unternehmerisch unterwegs: An der Entwicklung von Medizinprodukten beteiligen sich 5%, an einem Startup 3%. Oder sie kümmern sich um Immobiliengeschäfte (16%) und machen Investmentberatungen (6 %).
Vielen Ärzt*innen geht es dabei um die Work-life-balance: Sie wollen im Nebenjob alternative Fähigkeiten ausbauen (19 %), Spaß haben (15 %), ihr Hobby oder Talent ausleben (5 %). Dabei nennen die Umfrageteilnehmer als Ausgleich zur Medizin musische Aktivitäten wie Gesang, Malen, Photographie, aber auch Kochen oder die Zucht von Tieren. Nahezu drei Viertel betrachten den Nebenjob allerdings auch als Bereicherung für ihren Hauptjob als Arzt.
Neue berufliche Perspektiven
Die Nebentätigkeit ist in der Regel alles andere als das Ergebnis einer Laune. Ärzt*innen üben sie in der Regel oft schon seit 15 Jahren aus.
Und wie hoch ist die Versuchung, den Nebenjob zum Hauptjob zu machen? Nicht vorhanden, sagt die Mehrheit. Der Beruf als Arzt bleibe an erster Stelle stehen. Fast drei Viertel sind mit ihrer eigentlichen Tätigkeit als Arzt sehr zufrieden oder zufrieden. Ein Viertel allerdings hat Vorbehalte und trägt sich bereits mit dem Gedanken, die klinische Medizin zu verlassen. Bei 7% ist der Nebenjob eine Art Startrampe für eine zweite Karriere.
„Trotz enormer Arbeitsbelastung im Praxis- und Klinikalltag finden viele Ärzte und Ärztinnen Zeit für einen Nebenjob. Das ist erstaunlich. Dabei geht es ihnen anscheinend nicht nur um einen netten Zusatzverdienst, sondern um mehr. Sie suchen darin einen Ausgleich zum durchgetakteten Alltag mit den Patienten, beweisen ihre künstlerischen Fähigkeiten und haben vor allem ein Interesse daran, ihr Wissen weiterzugeben“, sagt Claudia Gottschling, Chefredakteurin von Medscape Deutschland.
Weitere interessante Informationen und die Graphiken finden Sie unter:
https://deutsch.medscape.com/aerzte-und-ihre-nebenjobs
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