Erfurt – Aus Anlass der öffentlichen Diskussion über eine “DDR-(N)ostalgie” erklärte der Thüringer Minister für Soziales, Familie und Gesundheit, Dr. Klaus Zeh:
“Die Entscheidung für unsere freiheitliche Demokratie setzt die Auseinandersetzung mit der Diktatur voraus. Demokratie braucht Erinnerung. Erinnerung darf nicht eine schönfärberische DDR-Nostalgie sein!”
Dr. Zeh betonte: “Wir brauchen auch in Thüringen eine verstärkte Aufklärung, nicht Verklärung. Neben schönen Erinnerungen aus dem privaten Leben gehört zur Wahrheit über die DDR die Verfolgung politisch anders Denkender, die autoritäre Alleinherrschaft der SED ebenso wie Spitzeltum, Gängelei und der Schießbefehl (mehr als 1.000 Grenz- und Mauertote) an der innerdeutschen Grenze. Die SED produzierte das, was jede Diktatur brauchte: Die Angst der Menschen. Insbesondere erinnere ich auch an die jahrzehntelangen Missstände im Sozial- und Gesundheitsbereich. Fehlende Aufzüge in Altenheimen, entwürdigende Achtbettzimmer in Behinderteneinrichtungen, unzureichende und marode sanitäre Einrichtungen in Krankenhäusern – all dies gehörte zum DDR-Alltag. Gerade im sozialen Bereich gab es einen jahrzehntelangen durch die SED verursachten Nachholbedarf. Die Beschäftigten mussten damals unter heute für uns unvorstellbaren Bedingungen arbeiten. Dank ihres großen Engagements war es möglich, die Hilfsbedürftigen menschlich zu versorgen.”
Inzwischen sei auch in Thüringen eine Generation herangewachsen, für die Demokratie und Freiheit etwas Selbstverständliches sei. Junge Menschen, die die DDR nicht mehr aus eigenem Erleben beurteilen könnten, sollten sich besonders intensiv um die Auseinandersetzung mit der Geschichte bemühen.
Dr. Zeh: “Es ist wichtig, Orte wie die Stasigefängnisse in Gera und Erfurt oder andere Gedenkstätten zu erhalten, als das, was sie sind – als Zeugnisse für eine unselige Zeit. Die Gedenkstätte Amthordurchgang in Gera etwa steht für Unmenschlichkeit, Haft, Unterdrückung und Folter. Wir dürfen daher nicht zulassen, dass auch Nostalgie und zum Teil bewusster Geschichtsverfälschung nur noch die Erinnerung an einen vermeintlich fürsorglichen Solidarstaat zurückbleibt. Hier haben auch die Thüringer Medien eine hohe Verantwortung, um anschaulich und sachlich zu informieren.”