Hamburg – Am 15. April startet Hamburg mit dem bundesweiten Programm zur Früherkennung von Brustkrebs über das Mammographie-Screening. Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren werden alle zwei Jahre mit einem persönlichen Schreiben zur Untersuchung eingeladen. In diesem Zeitraum werden in der Hansestadt Hamburg 212.000 anspruchsberechtigte Frauen für das Mammographie-Screening angeschrieben — pro Jahr können demnach 106.000 Frauen die Vorteile dieses neuen Gesundheitsangebotes nutzen. Die Teilnahme am Programm ist freiwillig.
“Eine gesunde Lebensweise und die Bereitschaft, an Gesundheitschecks und Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen, sind wichtige Voraussetzungen für die persönliche Gesundheit. Für die meisten Krebsarten gilt: Je früher der Tumor erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Dies gilt besonders auch für Krebserkrankungen der Brust”, erklärte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Gesundheitssenatorin Birgit Schnieber-Jastram anlässlich einer Pressekonferenz zum Start des Projektes. “Ich finde es wichtig, dass möglichst viele Frauen diese Chance zur Früherkennung von Brustkrebs nutzen und empfehle den betroffenen Frauen, sich gründlich zu informieren und das Angebot zu nutzen.”
Ziel des neuen Angebotes ist es, die Sterblichkeitsrate an Brustkrebs zu senken. Jährlich erkranken in Deutschland 55.000 Frauen an dieser Krankheit. Etwa 80 Prozent der Frauen, bei denen ein Mammakarzinom entdeckt wird, sind über 50 Jahre alt. Studien aus dem Ausland zeigen, dass durch das Screening-Programm die Brustkrebsmortalität um rund 30 Prozent in der Altersgruppe 50 bis 69 gesenkt werden kann, weil auch bereits kleine Tumore entdeckt werden können. Die Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnose liegt bei kleinen Tumoren bei mehr als 90 Prozent.
In Hamburg wurden für das vom Deutschen Bundestag flächendeckend aufgelegte Mammographie-Screening neue Praxisräume in der Mönckebergstraße 11 eingerichtet. Dieser Standort in City-Lage wurde von den vier programmverantwortlichen Ärzten wegen der guten Verkehrsanbindung ausgewählt. Mit dem Zusammenschluss dieser erfahrenen Spezialisten verfügt Hamburg als regionale Besonderheit über ein interdisziplinäres Team von Radiologen und einer Gynäkologin, die ihre Kompetenzen bündeln und Synergieeffekte nutzen wollen. Das Mammographie-Screening-Zentrum wird von den programmverantwortlichen Ärzten Dr. Eva-Maria Baumgartner, Dr. Jutta Lübbering-Schmidt (beide aus der Praxis für Mammadiagnostik), Dr. René Rückner (Röntgenpraxis Speersort) und Dr. Maria Schofer (Röntgenzentrum Hamburg, Schäferkampsallee) gemeinsam geleitet.
“160.000 Tage verbringen unsere weiblichen BKK-Versicherten im Jahr wegen Brustkrebs im Krankenhaus und 600.000 Tage sind die Frauen krank geschrieben. Viele dieser für Frauen sehr belastenden Tage sind vermeidbar!”, betonte *Claudia Korf, Vorstand BKK — Landesverband NORD. Es sei deshalb im Sinne der Krankenkassen, zur Senkung von Brustkrebserkrankungen die Kosten für das Mammographie-Screening zu übernehmen. “Vorsorge ist in jeder Hinsicht besser als Heilung”, so Korf.
Günter Ploß, Leiter der Landesvertretung Hamburg der Ersatzkassenverbände verwies auf die hohen Qualitätsanforderungen und die Qualifikation, die von den Leistungserbringern erbracht werden müssen. “Für die Ersatzkassen in Hamburg, die etwa 48 Prozent aller Hamburgerinnen versichern, ist diese qualitative Verbesserung und die Verbreiterung des Zuganges für alle Frauen zu dieser Früherkennungsmaßnahme ein großes Anliegen. Für das Screening-Programm stellen die Krankenkassen jährlich 3,5 bis 6,5 Millionen Euro je nach Beteiligung der Frauen zur Verfügung.”
Nach Ansicht von Dieter Bollmann, dem Vorsitzenden des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, wird insbesondere von Bedeutung sein, dass möglichst viele Frauen das Angebot in Hamburg nutzen: “Die medizinische Wissenschaft hat heute gute therapeutische Möglichkeiten, wenn eine Krebserkrankung in einem möglichst frühen Stadium erkannt wird. Die direkte Einladung an alle Frauen in der Altersgruppe zwischen 55 und 69 Jahren gibt Hoffnung, dass durch eine gute Beteiligung an der Reihenuntersuchung Brustkrebserkrankungen früher entdeckt und damit die Heilungschancen deutlich verbessert werden.”
Das Einladungsmanagement
Alle anspruchsberechtigten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden über die neu geschaffene “Zentrale Stelle” in Bremen mit einem persönlichen Schreiben eingeladen. Diese Stelle ist an die zentrale Meldebehörde in Hamburg angeschlossen. Der Brief enthält eine Informations-Broschüre und einen Terminvorschlag für das Mammographie-Screening in der Mönckebergstraße 11. “Die Frauen werden gebeten, uns den Namen ihres behandelnden Arztes anzugeben, damit er in Diagnostik und Therapie seiner Patientin eingebunden bleibt. Dieser Informationsaustausch ist uns sehr wichtig”, betont die programmverantwortliche Ärztin *Dr. Eva-Maria Baumgartner*. “Sollte der Untersuchungstermin nicht passen, kann über einen Anruf bei der Zentralen Stelle ein Ausweichtermin angefragt werden.”
Die Einladungen erfolgen stadtteilbezogen — aus Harburg kommen die ersten Frauen (28.719 anspruchsberechtigte Frauen), die ab dem 15. April bis Ende 22.Juli zur Früherkennung geladen werden. Danach folgen
Bergedorf (14.281, bis 5. September)
Hamburg-Mitte (21.881, bis 21. November)
Altona (28.281, bis 10. März 09)
Wandsbek (54.777, bis 24. September 09)
Eimsbüttel (31.585, bis 19. Januar 10)
und Nord (32.476, bis 30. April 10).
Die Untersuchung in der Praxis
Das Mammographie-Screening-Zentrum verfügt auf 560 Quadratmetern Fläche über modernste apparative Ausstattung, wie sie den Europäischen Leitlinien entspricht. Ein Zertifizierungsprogramm und laufende Kontrollen durch übergeordnete Einrichtungen von Geräten und Ärzten sorgen dafür, dass die hohen Qualitätsanforderungen dieser Screening-Einheit erfüllt werden. Drei digitale Vollfeldgeräte stehen beginnend für das Röntgenprogramm zur Verfügung. Durch eine reduzierte Strahlendosis werden die Brüste schonend untersucht. In der Startphase des Projektes sorgen bereits 15 Fachkräfte in der Praxis für einen reibungslosen Ablauf. “Die Aufnahmen werden von zwei Ärzten unabhängig voneinander beurteilt. Beide Spezialisten müssen jeweils Aufnahmen von mindestens 5000 Frauen jährlich befunden. Dieser Anspruch an Qualität und Quantität und die Doppelbefundung bietet Frauen maximale Sicherheit und wir erhöhen die Sensitivität und Spezifität des Mammographie-Screenings”, erklärt *Dr. Jutta Lübbering-Schmidt*. Die Röntgenuntersuchung dauert nur wenige Minuten. Spätestens sieben Tage nach dem Termin erhält die untersuchte Frau ein Schreiben mit dem Untersuchungsergebnis.
Auffälliger oder diskrepanter Befund
Ergeben die von den beiden Ärzten unabhängig voneinander bewerteten Röntgenaufnahmen einer Frau eine Auffälligkeit oder einen diskrepanten Befund, wird der Fall auf einer Konsensuskonferenz mit dem programmverantwortlichen Arzt besprochen und festgelegt, ob eine weitere Abklärungsdiagnostik durch Sonografie, Tastuntersuchung oder ergänzende Röntgenaufnahmen notwendig ist. Diese kurzfristig angeschlossene Untersuchung beinhaltet immer zunächst das aufklärende Gespräch mit der betreffenden Frau. “Bisherige Erfahrungen zeigen, dass sich bei etwa 80 Prozent der Frauen, die zur Abklärungsdiagnostik einbestellt werden, der Brustkrebsverdacht nicht bestätigt. Besteht jedoch weiterhin ein Tumorverdacht, erfolgt eine schonende Gewebeentnahme im minimalinvasiven Verfahren unter örtlicher Betäubung”, so die programmverantwortliche Ärztin *Dr. Maria Schofer.*
Jeder Befund mit feingeweblicher Untersuchung wird in einer Fallkonferenz beurteilt, an der ein Pathologe und ein programmverantwortlicher Arzt verpflichtend teilnehmen. Die Beratung gemeinsam mit Ärzten aus kooperierenden Brustkrebszentren und dem Facharzt, der die Patientin am Wohnort betreut, ist erwünscht, um eine optimale Therapie festlegen zu können. Die Patientin erhält in der Regel innerhalb von 48 Stunden nach der Gewebeentnahme die Information, ob der Tumor bös- oder gutartig ist.
Das Ziel des Mammographie-Screenings
Mit dem Programm soll die Qualität der Früherkennung von Brusttumoren verbessert und die Sterblichkeitsrate durch eine gezielte Kontrolle gesenkt werden. Deshalb zielt das Mammographie-Screening darauf ab, Tumore zu entdecken, wenn sie noch klein sind. “Wenn das Mammakarzinom in einem frühen Stadium entdeckt wird, sind die Heilungschancen sehr hoch. 80 Prozent der Frauen überleben heute einen Brustkrebs. Wir wollen den Frauen mit unserem Angebot auch die Angst nehmen. Brustkrebs ist kein lebenslanger Makel”, erklärt der programmverantwortliche Arzt *Dr. René Rückner*. Auf der Basis bereits ausgewerteter Daten anderer Screening-Einheiten im In- und Ausland wird davon ausgegangen, dass in Hamburg im ersten Untersuchungsintervall bei 1.000 Frauen acht bis zehn Mammakarzinome entdeckt werden. Die Qualität des Programms wird durch eine regelmäßige Auswertung von Hilfsparametern wie Tumorstadium und Entdeckungsrate weiter optimiert, um Sensitivität und Spezifität im Sinne einer verbesserten Brustkrebsfrüherkennung zu fördern. Alle Schritte des Screening-Programms unterliegen der Dokumentationspflicht. Histologisch abgeklärte Karzinome werden durch den Pathologen an das Krebsregister gemeldet. Dies ermöglicht einen Datenabgleich und macht die Entdeckungsrate von Karzinomen durch das Screening-Programm transparent.
Mehr Informationen:
Im Internet: http://www.mammascreening-hamburg.de Telefon: 040/4711 002 50 (Zentrale Stelle in Bremen) Mail: info@mammascreening-hamburg.de Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die programmverantwortlichen Ärzte: Dr. Eva-Maria Baumgartner, Telefon (040) 42932618 Dr. Jutta Lübbering-Schmidt, Telefon (040) 42932618 Dr. René Rückner, Telefon (040) 32555225 Dr. Maria Schofer, Telefon (040) 41477023 Praxismanagerin im Zentrum: Susanne Hintze, Telefon (040) 4711002-10