Mainz – “Rheinland-Pfalz lehnt den Vorschlag der EU-Kommission ab, nur Kandidatinnen und Kandidaten für Ausbildungsgänge der Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, Hebammen und Entbindungspfleger zuzulassen, die eine allgemeine Schulausbildung von mindestens zwölf Jahren absolviert haben, wie Sozialministerin Malu Dreyer heute in Mainz unterstrich. Sie halte einen solchen Schritt nicht für notwendig, um den gestiegenen beruflichen Anforderungen für Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger sowie Hebammen und Entbindungspfleger gerecht zu werden. Nach Ansicht von Dreyer werde dies den Fachkräftemangel sogar noch verschärfen.
Zum Hintergrund: In dieser Woche legte die Kommission der Europäischen Union den Vorschlag zur Modernisierung einer Richtlinie vor, die die gegenseitige Berufsanerkennung in den Mitgliedsstaaten der EU regelt. Vorgesehen ist unter anderem, die Zulassungsvoraussetzung für die Krankenpflege- und die Hebammenausbildung von einer derzeit zehnjährigen allgemeinen Schulausbildung auf zwölf Jahre heraufzusetzen.
Die heutige Ausbildung in der Krankenpflege und der Hebammen in Deutschland stellt eine hohe Qualität sicher, wir halten daher eine generelle Anhebung der Zugangsvoraussetzungen nicht für notwendig, so Dreyer. Für besonders hohe Anforderungen in der Pflege seien sicherlich vereinzelt auch akademisch qualifizierte Pflegekräfte und damit zwölf Jahre Schulausbildung sinnvoll. Dafür müsse man aber nicht das Abitur oder das Fachabitur als Zugangsvoraussetzung für die Pflegeausbildung aller Auszubildenden vorschreiben, so die Politikerin. Sie wies dabei auf den rheinland-pfälzischen Weg einer Teilakademisierung in der Pflege hin. Das Gros der Pflegekräfte wird in Fachschulen ausgebildet, ein kleiner Teil auch an den Hochschulen.
Angesichts der demografischen Entwicklung werde der Bedarf an Fachkräften in den Pflege- und Gesundheitsberufen in den nächsten Jahren weiter steigen. Es müssten daher die Ausbildungsbemühungen noch einmal deutlich erhöht werden. Wir brauchen mehr Auszubildende in den Pflegeberufen, um die notwendige Anzahl an Fachkräften zu erhalten, unterstrich Dreyer. Die Umsetzung der EU-Vorgabe werde aber zum Gegenteil führen: Der Kreis der potenziellen Bewerberinnen und Bewerber werde erheblich eingeschränkt und die Zahl der Auszubildenden sinken. Damit würden die Anstrengungen zur Verhinderung eines Fachkräftemangels in der Pflege konterkariert.