Mainz – Um die psychotherapeutische Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, hat Rheinland-Pfalz auf Initiative von Gesundheitsministerin Malu Dreyer einen Änderungsantrag zum Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-OrgWG) eingebracht. Heute hat sich der Unterausschuss Gesundheit mit dem Antrag beschäftigt, und die Mehrheit der Länder hat ihm zugestimmt. Wir sind sehr zuversichtlich, dass nun auch der Gesundheitsausschuss nächste Woche und danach auch der Bundesrat am 4. Juli die Änderung beschließen wird, sagte die Ministerin heute in Mainz.
Der Änderungsantrag sieht vor, eine Mindestquote von 20 Prozent einzuführen für Psychotherapeuten, die im Schwerpunkt Kinder und Jugendliche behandeln. Annähernd ein Fünftel der Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik ist unter 18 Jahre alt, und Kinder und Jugendliche erkranken in etwa genauso häufig wie Erwachsene an seelischen Störungen. Entsprechend muss der Anteil der Leistungserbringer, die in der psychotherapeutischen Versorgung im Schwerpunkt Kinder und Jugendliche behandeln, auch bei mindestens 20 Prozent liegen, sagte Malu Dreyer zur Begründung der rheinland-pfälzischen Initiative.
Dadurch könnten sich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten an der Versorgung beteiligen, die approbiert sind, derzeit aber keine Niederlassungsmöglichkeit haben, weil beispielsweise ihre Region planungsrechtlich als überversorgt gilt. Derzeit wird die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen und von Erwachsenen bei der Planung nicht getrennt betrachtet; eine Mindestquote von 20 Prozent für Kinder- und Jugend-Psychotherapeuten würde das faktisch ändern.
Psychische Erkrankungen bei Kindern nehmen zu. Eine bundesweite, repräsentative Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahre 2006 (KiGGS-Studie) ergab, dass bei etwa jedem fünften Kind Hinweise auf eine psychische Auffälligkeit vorliegen. Den hyperaktiven oder aggressiven Kindern, die durch ihr Verhalten auffallen, steht eine wachsende Anzahl von Kindern gegenüber, die von so genannten leisen Störungen betroffen sind. Dazu zählen depressive Symptome, aber auch Angststörungen wie zum Beispiel Phobien, Panikattacken oder Trennungsängste.
Wird frühzeitig gehandelt, kann vielen dieser Kinder geholfen werden, gelten doch gerade bei jungen Patientinnen und Patienten die Erfolgsaussichten einer psychotherapeutischen Behandlung als besonders hoch, sagte Malu Dreyer. Die derzeitige psychotherapeutische Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen sei allerdings dringend verbesserungsbedürftig. Die KiGGS-Studie weise aus, dass sich nur die Hälfte der als psychisch krank eingeschätzten Kinder in Behandlung befinde, so die Ministerin. Die Wartezeiten für einen Therapieplatz betragen nicht selten mehrere Monate. Der Anteil der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten an allen psychotherapeutischen Leitungserbringern liegt derzeit bundesweit im Schnitt bei rund 13 Prozent.