Erfurt – Gesundheitsministerin Malu Dreyer will durch mehr Effizienz die Qualität im Krankenhaus stärken. In bis zu vier rheinland-pfälzischen Krankenhäusern soll es Modellprojekte zur Optimierung der Arbeitsabläufe und zur besseren Aufgabenverteilung zwischen den Berufsgruppen geben, wie die Ministerin heute in Mainz ankündigte. Grundlage für die Projekte sind ein Gutachten zu den zukünftigen Handlungsfeldern in der Krankenhauspflege der Katholischen Fachhochschule Mainz und Ergebnisse einer Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Krankenhäuser, Krankenkassen, Pflegeverbände der Pflegewissenschaft und des Gesundheitsministeriums, die sich im Auftrag der Ministerin mit dem Thema beschäftigt hat.
“Pflegende im Krankenhaus leisten einen wichtigen Beitrag zur stationären Versorgung von Menschen. Ihre Fürsorge und Zuwendung trägt dazu bei, dass kranke Menschen wieder gesund werden können oder ihnen das Leben mit ihrer Krankheit erleichtert wird”, sagte die Ministerin. Die Pflegekräfte, die ihren Dienst am Menschen mit hohem Engagement versehen, seien aber einer zunehmenden Arbeitsbelastung und steigenden fachlichen Anforderungen ausgesetzt. Das liege auch daran, dass in den vergangenen Jahren in vielen Krankenhäusern Pflegepersonal abgebaut worden sei. Bundesweit wurden in den letzten zehn Jahren rund 50.000 Pflegestellen in den Krankenhäusern abgebaut. Das entspreche einem Rückgang um 14,3 Prozent. In Rheinland-Pfalz sei die Entwicklung nicht ganz so dramatisch. Hier wurden im genannten Zeitpunkt allerdings auch 1.800 Stellen abgebaut. Das sei ein Rückgang um 11 Prozent. Angesichts der großen und wachsenden Bedeutung von Zuwendung und Betreuung widerspreche diese Entwicklung den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen. Vor diesem Hintergrund begrüßte die Ministerin das kürzlich von der Bundesregierung beschlossene Sonderprogramm, das die Neueinstellung von 21.000 neuen Pflegekräften ermöglicht.
“Die medizinische Behandlung und eine qualifizierte Pflege gehören untrennbar zusammen”, unterstrich die Ministerin. Beides könne nur unter tragfähigen Rahmenbedingungen mit leistungsfähigen Arbeitsstrukturen und Arbeitsabläufen, unter guten Arbeitsbedingungen, mit entsprechender fachlicher Qualifikation und menschlicher Zuwendung geleistet werden. Mit dem Projekt “Stärkung der Pflege im Krankenhaus” sollen die Strukturen im Krankenhaus weiter verbessert werden, dabei liege ein besonderes Augenmerk auf einem umfassenden Versorgungsmanagement. Erprobt werden soll außerdem, wie eine effizientere Aufgabenverteilung zwischen Ärztinnen und Ärzten und Pflegepersonal möglich gemacht werden kann.
Das Gutachten spreche sich klar dafür aus, ein Versorgungsmanagement und eine neue Aufgabenverteilung im Krankenhaus zu erproben und gebe dazu wertvolle Hinweise, sagte die Ministerin. Ziel des Versorgungsmanagements sei, den Patienten und Patienten während des Krankenhausaufenthaltes organisatorisch zu begleiten und die Pflege und die Behandlung von der Aufnahme bis zur Entlassung zu optimieren. Das verkürze beispielsweise Wartezeiten für die kranken Menschen und damit auch ihren Aufenthalt im Krankenhaus, vermeide Doppeluntersuchungen, optimiere Abläufe und reduziere damit letztlich auch Kosten. Eine wichtige Voraussetzung dazu sei aber eine entsprechende Qualifizierung und Weiterbildung.
Darüber hinaus komme das Gutachten zu dem Ergebnis, dass mangelnde Entscheidungskompetenz der Pflegekräfte eine gute Pflegepraxis beeinträchtigen können, so Malu Dreyer. Daher sollte auch über eine Verlagerung von Aufgaben vom ärztlichen Personal auf Pflegekräfte und von Pflegekräften auf Pflegehilfskräfte nachgedacht werden. Das erhöhe nicht zuletzt die Arbeitszufriedenheit der Pflegenden, entlaste Ärztinnen und Ärzte und komme den Patientinnen und Patienten zugute. Es sei wichtig, zu prüfen, ob durch weitere Aufgabenneuzuschnitte und mehr Eigenständigkeit von Pflegekräften mehr Effizienz und Effektivität in der Gesundheitsversorgung erzielt werden kann. Beispielhaft kämen für eine Aufgabenübertragung das Wundmanagement, Schmerzmanagement oder die Information, Beratung und Schulung im Umgang mit Hilfsmitteln in Betracht. Auch die wachsende Zahl älterer, chronisch kranker und mehrfach erkrankter Menschen im Krankenhaus müsse bei der Aufgabenverteilung noch stärker berücksichtigt werden.