Mainz – „Der Bund muss seine Hausaufgaben bei der besseren Organisation der Organspende machen“, sagte Gesundheitsministerin Malu Dreyer heute in Mainz im Vorfeld eines Treffens der Länder mit Bundesgesundheitsminister Bahr am Montag in Berlin. Unter anderem sollte nach ihrer Ansicht festgelegt werden, dass der Bund die Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organisation der Organtransplantation genehmigen muss. Außerdem müsse es eine verstärkte staatliche Kontrolle der Koordinierungsstelle (DSO) durch die Beteiligung des Bundes an den Prüfungskommissionen bei der Bundesärztekammer geben. Beide Punkte hatten die Länder bereits im Bundesratsverfahren zur Novellierung des Transplantationsgesetzes vom Bund gefordert, so die Ministerin.
Die rheinland-pfälzischen Transplantationszentren in Mainz und Kaiserslautern sieht die Ministerin gut aufgestellt. „Ich bin froh, dass unsere Transplantationszentren in Mainz und Kaiserslautern eine so exzellente Arbeit machen und ihrerseits alles tun, um Vorkommnisse wie in Göttingen und Regensburg zu vermeiden“, sagte Malu Dreyer. „Dennoch sind wir uns einig, dass die Tätigkeit der Transplantationszentren stärker extern überwacht werden sollte“, so die Ministerin.
Professor Gerd Otto, Leiter der Abteilung für Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin in Mainz ergänzt: „Aufgrund des vorhandenen Sachverstandes kann die Überwachung nicht ohne die Ärzteschaft erfolgen. Sie kann aber auch nicht ausschließlich durch diese erfolgen, sondern muss übergeordnete Institutionen einbeziehen.“ Dr. Thomas Rath, Leiter des Transplantationsprogramms des Westpfalz-Klinikums fügt hinzu: „Transparenz ist sehr wichtig. Wir haben intern unsere Prozesse alle nochmals überprüft. Wichtig ist aber auch die Grundhaltung des Transplantationszentrums. Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass wir in diesem Bereich mit ganz besonderer Sensibilität und Verantwortung agieren“.
An der kontinuierlichen Überprüfung aller Bereiche der Organspende, -vermittlung und -transplantation müssen sich nach Ansicht der Ministerin alle Institutionen des Transplantationswesens beteiligen. In Deutschland sind das neben den Transplantationszentren in erster Linie die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, bestehend aus Ärzteschaft, Krankenkassen und Krankenhausgesellschaft, die Länder und der Bund. Zu einem Gesamtkonzept gehöre ein zwingendes Mehraugenprinzip, das die korrekte Datenaufnahme und -weitergabe an Eurotransplant sicherstellen soll. Die Transplantationszentren in Rheinland-Pfalz führen schon seit längerer Zeit interdisziplinäre und multiprofessionelle Transplantationskonferenzen zu jedem Patienten auf der Warteliste durch. „Das Mehraugen-Prinzip ist sowohl in Mainz als auch in Kaiserlautern selbstverständlich“, so die Ministerin.
Die Länder können aufgrund des neuen Transplantationsgesetzes, das am 1. August in Kraft getreten ist, als ordentliche Mitglieder in den Prüfungskommissionen mitwirken. „Ich freue mich, dass der Bund bei der Novellierung des Transplantationsgesetzes dieser Forderung der Länder gefolgt ist. Allerdings fehlt auch hier die Beteiligung des Bundes“, bemängelt die Ministerin. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium wird, sobald sich die Kommission neu konstituiert hat, die Möglichkeit nutzen, gemeinsam mit der Prüfungskommission regelmäßig seine Transplantationszentren zu begehen.
„Den Vorschlag der Selbsthilfe, eine neutrale Eingangsstelle für Hinweise auf Verstöße im Transplantationswesen zu schaffen, nehme ich gerne auf“, so die Ministerin. Diese Stelle sei sinnvollerweise bei der Prüfungskommission bei der Bundesärztekammer anzusiedeln.