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Mainzer Hausarztstudie: Patienten mit Depressionen leiden öfter unter medizinisch nicht erklärten Schmerzen

Somatoforme Schmerzen in Hausarztpraxen sehr häufig – Deutliche Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Depressionen

Mainz – Patienten mit einer Depression leiden häufiger und stärker unter Schmerzen, die sich nicht bzw. nicht vollständig mit einer organischen Grundlage begründen lassen, als Patienten ohne Depressionen. “Dabei sind Frauen deutlich stärker von Depressionen und auch von den sogenannten somatoformen Schmerzen betroffen als Männer”, teilt Dipl.-Psych. Dirk Frieser vom Institut für Psychologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit. Im Rahmen einer Doktorarbeit hat er zusammen mit Dipl.-Psych. Stephanie Körber in zwei Mainzer Hausarztpraxen 308 Patienten über ihre Gesundheit, Schmerzsymptome, Krankheitsängste, ihr Verhalten im Krankheitsfall, die soziale Unterstützung, psychische Belastungen und viele andere Parameter befragt. Anschließend wurden die Schmerzsymptome von den Hausärzten beurteilt.

Somatoforme Symptome, auch als medizinisch nicht bzw. nicht vollständig erklärte Symptome bezeichnet, sind ein erstaunlich weit verbreitetes Phänomen. “In den allgemeinärztlichen Praxen sind bis zu 80 Prozent der Symptome somatoform”, so Frieser. Das heißt allerdings nicht, dass sich Patienten diese Symptome “einbilden”. Somatoforme Symptome werden wahrgenommen, beeinträchtigen die Lebensführung und verursachen mitunter klinisch relevantes Leid, das eine Psychotherapie rechtfertigt, etwa eine kognitive Verhaltenstherapie.

Zum Krankheitsbild einer somatoformen Störung, die im Volksmund fälschlicherweise oft als “Hypochondrie” bezeichnet wird, gehören neben Schmerzsymptomen oftmals auch Symptome wie Schwindel, Missempfindungen in unterschiedlichen Körperbereichen, aber auch Erschöpfungsgefühle oder Müdigkeit. Wichtig, so Frieser, sei jedoch, dass nicht jeder, der somatoforme Symptome aufweise, auch eine diagnostizierte somatoforme Störung habe. Dies hänge vor allem davon ab, welche Beeinträchtigung in der Lebensführung bzw. welches psychische Leid für den Patienten gegeben sei.

In der Mainzer Hausarztstudie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hiller sind Frieser und Körber nun der Frage nachgegangen, welchen Einfluss Depressionen auf das Schmerzerleben von Patienten haben und ob sich dies unterscheidet, wenn es sich um medizinisch nicht erklärte Schmerzen beziehungsweise um medizinisch erklärte Schmerzen handelt.

“Das Ergebnis weißt daraufhin, dass bei Patienten, die aktuell unter einer Depression leiden oder in den letzten zwölf Monaten davon betroffen waren, die Anzahl der somatoformen Schmerzen in unterschiedlichen Körperbereichen wesentlich höher ist als bei Patienten ohne Depressionen.” Frieser zufolge könnte man daraus eventuell auch den Rückschluss ziehen, dass Menschen, die mit einer Vielzahl von Schmerzen in die Hausarztpraxis kommen, die nicht vollständig medizinisch erklärt sind, mit höherer Wahrscheinlichkeit eine behandlungsbedürftige Depression aufweisen. Bei einer “Major Depression” leiden die Betroffenen oft unter niedergeschlagener Stimmung, Freudlosigkeit, Appetit- und Gewichtsveränderungen, Schlaflosigkeit oder vermehrtem Schlafbedürfnis, Müdigkeit oder Energieverlust und psychomotorischen Symptomen. Nicht selten kommt es bei den Betroffenen auch zu Suizidideen. Kurzzeitige Stimmungsschwankungen unter zwei Wochen werden nicht dazu gezählt.

Welche Bedeutung die richtige Einordnung und Beurteilung der Schmerzerkrankungen im Hinblick auf das Gesundheitswesen hat, zeigt das Ergebnis der Mainzer Hausarztstudie, wonach 73 Prozent der Schmerzen von den Hausärzten als somatoform beurteilt wurden und sich demgegenüber nur 27 Prozent medizinisch vollständig begründen ließen. Im Falle der organisch erklärten Schmerzen macht es auch keinen Unterschied, ob die Patienten unter einer Depression leiden oder nicht: Anzahl, Dauer und Beeinträchtigung durch die Schmerzen sind hier in beiden Patientengruppen in etwa gleich.

Kontakt und Informationen:

Dipl.-Psych. Dirk Frieser Psychologisches Institut Abt. Klinische Psychologie und Psychotherapie Johannes Gutenberg-Universität Mainz Tel. 06131 39-39210 Fax 06131 39-39102 E-Mail: friesed@uni-mainz.de http://www.klinische-psychologie-mainz.de