Erkrath – Ohne Ärzte müssen die bundesdeutschen Bürger im März 2007 auskommen: Der Ärzteverband “Freie Ärzteschaft” (FÄ) hat alle niedergelassenen Ärzte aufgefordert, ihre Praxen vom 19.-23. März 2007 aus Protest gegen die Gesundheitsreform zu schließen. “Diese Reform ist ein Meilenstein auf dem Weg in die Entsolidarisierung der Gesellschaft – wir ziehen jetzt die Notbremse”, kündigt Martin Grauduszus, Präsident der FÄ, an.
“Die Gesundheitsversorgung wird erst verstaatlicht und dann Gesundheitskonzernen kostengünstig in den Rachen geworfen” kritisiert Grauduszus. Gleichzeitig würden mit der elektronischen Gesundheitskarte zum einen den Arztpraxen Kosten aufgebürdet, die nicht zu schultern seien – zum anderen würde das informelle Selbstbestimmungsrecht der Patienten gezielt ausgehöhlt.
“Für viele von uns Ärzten bedeutet diese Reform den Verlust der Existenz – und für die Patienten eine Wartelistenmedizin wie in England und den Niederlanden, wo die Patienten monatelang auch auf lebenswichtige Untersuchungen warten müssen”, sagt Grauduszus: “Wir geben mit dieser Woche einen kleinen Vorgeschmack darauf was passiert, wenn eines der besten Gesundheitssysteme der Welt mutwillig zerschlagen wird”.
Diese bundesweite “arztfreie Woche” sei erst der Auftakt einer konsequenten Eskalationsstrategie. Schon jetzt würden die Ärzte keine Termine für diese Woche mehr vergeben, kündigte Grauduszus an. Die bisherigen Protestaktionen der FÄ wurden von breiten Allianzen weit über die Ärzteschaft hinaus unterstützt – damit rechnet Grauduszus auch jetzt: “Die Kampfbereitschaft gegen dieses Vernichtungsgesetz wächst von Tag zu Tag. In Frankreich streikten die Ärzte eine Woche – dann waren ein Reformgesetz und eine Ministerin weg. Die Politik darf sich auch hierzulande darauf einstellen, dass wir eine Auseinandersetzung führen werden, wie sie die Bundesrepublik noch nicht gesehen hat.”
Freie Ärzteschaft – Motor und Lotse der Protestbewegung im Gesundheitswesen
Die Freie Ärzteschaft ist der derzeit am schnellsten wachsende Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands. Anfang November 2005 brachte ein Aufruf der Freien Ärzteschaft rund 5000 Ärzte zur Demonstration vor dem Kölner Dom, gleichzeitig blieben im ganzen Bundesgebiet mehrere zehntausend Arztpraxen geschlossen. Die bundesweit bislang größte Demonstration von Ärzten in der Geschichte der Bundesrepublik im März 2006 in Berlin wurde von der Freien Ärzteschaft organisiert. Auch am Aktionstag – 4. Dezember – war die FÄ mit vielen dezentralen Aktionen maßgeblich beteiligt.
Auf Anzeige der FÄ eröffnete die Berliner Oberstaatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Ministerin Ulla Schmidt und den MdB Karl Lauterbach wegen deren Geiselhaft-Äußerungen.