Drewitz/Tübingen – Dass Lucas in die Schule geht, grenzt für seine Eltern an ein Wunder. Am 21. August feiert er mit Familie und Freunden seine Einschulung. Zum neuen Lebensabschnitt laden die Eltern auch Sebastian Bernholt aus Osnabrück ein. Der 23-jährige Jurastudent rettete dem Siebenjährigen mit seiner Stammzellspende vor zwei Jahren das Leben. Stolz trägt Lucas zur Einschulung am 21. August eine große Schultüte mit Dinosauriermotiven. Passend zur Schultüte hat er auch einen Schulranzen mit Dinosauriern bekommen. Lucas liebt Dinosaurier, spielt gerne Fußball und freut sich auf die Schule. Nun kann er in den Pausen wieder mit seinen Freunden aus der Kindergartenzeit spielen. In eine Klasse können sie nicht gehen, denn aufgrund seiner Erkrankung wird Lucas erst dieses Jahr, ein Jahr später als seine Freunde, eingeschult. Lucas hatte Leukämie. Rückblick: Im Januar 2008 erreichte die Eltern die niederschmetternde Diagnose. Die einzige Überlebenschance für den damals Vierjährigen war eine Stammzelltransplantation. Lucas hatte Glück im Unglück. Über die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei wurde für ihn ein Spender gefunden. Im Juli 2008 erhielt er die lebensrettenden Stammzellen. August 2010: Zwei Jahre sind seit der Transplantation vergangen und Lucas geht es sehr gut. Am 21. August beginnt ein neuer Lebensabschnitt, er kommt in die Schule. Zur Einschulung möchten er und seine Familie auch seinen Spender Sebastian einladen. Dazu bittet Lucas Mutter, Martina Lehmann die DKMS um den Kontakt. Auch Sebastian möchte seinen kleinen Zwillingsbruder und dessen Familie kennenlernen und willigt ein. Noch am selben Tag findet das erste Telefonat statt. Sebastian reist bereits am Vortag der Einschulung nach Drewitz bei Cottbus. Als Lucas Mutter Martina Lehmann die Türe öffnet, ist sie sehr aufgeregt: Wir haben uns sofort in den Arm genommen und ein paar Tränen sind geflossen. Lucas verhält sich Sebastian gegenüber zunächst etwas schüchtern. Beim Thema Fußball kommen sie sich näher. Als Sebastian am Samstag bei der Einschulung erzählt, dass er früher auch einen Dinosaurier-Schulranzen hatte, freut sich Lucas sehr und spätestens jetzt ist das Eis gebrochen. Lucas hat für Sebastian Geschenke: ein Dankeschön-Bild und seinen Handabdruck in Gips. Seine Eltern haben sich damals bemüht, die Krankheit nicht so sehr an ihn heranzulassen. Dennoch ist sich der Junge bewusst, was passiert ist. Auf die Frage warum Sebastian da ist, antwortet Lucas: Na, weil ich sein Blut habe. Ich wäre jetzt nicht hier, wenn es Sebastian nicht gäbe. Es war ein wunderschönes Wochenende. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge und alle haben Sebastian ins Herz geschlossen, sagt Martina Lehmann. Auch für Sebastian war es schön, seinen kleinen Zwillingsbruder kennenzulernen, und vor allem zu sehen, dass es ihm gut geht. Was ist die Spende für ein geringer Aufwand, verglichen mit der Chance auf ein neues Leben, sagt Sebastian. Seit der Spende hängt ihm dieser Satz im Kopf und er würde es jederzeit wieder tun. Ein zeitnahes Wiedersehen ist auf jeden Fall geplant.
Hintergrund: Alle 45 Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Leukämie. Für viele ist die Transplantation gesunder Stammzellen die einzige Chance auf Leben. Immer noch sucht jeder fünfte Patient vergeblich nach einem passenden Stammzellspender. Die Wahrscheinlichkeit einen passenden Spender zu finden, beträgt zwischen 1: 20 000 und 1: mehreren Millionen. Die DKMS ist mit über 2,2 Mio. registrierten Spendern die weltweit größte Stammzellspenderdatei. Über 21.500 Spender haben bereits eine Chance auf Leben gegeben. Weitere Infos unter: http://www.dkms.de