Berlin – Auf der Handelsblatt-Jahrestagung „Pharma 2020“ hat Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika, davor gewarnt, rein disziplinarische Maßnahmen gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln zu ergreifen. „Lieferengpässe lassen sich nicht verbieten! Wer glaubt, ohne kausale und strukturelle Lösungen auszukommen, irrt. Gehen wir nicht die Ursachen an, bleibt das Engpass-Problem bestehen.“
Im Hinblick auf das Faire-Kassenwettbewerbs-Gesetz, das morgen im Bundestag verabschiedet wird, sagte Späth: „Die Exklusivvergabe in Rabattverträgen ist und bleibt ein Brandbeschleuniger für Lieferengpässe. Das sehen nicht nur die Hersteller so. Sondern alle Akteure, die in Deutschland Tag für Tag die Arzneimittelversorgung stemmen und mit Lieferengpässen zu kämpfen haben.“
In seinen Ausführungen bezog sich Späth auf eine breite Allianz, die sich im Vorfeld des neuen Gesetzes gegen exklusive Rabattverträge ausgesprochen hatte, also Ärzteschaft, Klinikapotheker, Apotheker, Herstellerverbände, Großhändler und Deutsche Krankenhausgesellschaft. Vor allem aber den Patienten sei es nicht mehr vermittelbar, dass – zur Senkung der Kosten – die Stabilität der Arzneimittelversorgung aufs Spiel gesetzt werde. Späth: „Nach dem, was wir in den letzten Monaten erlebt haben, glauben wir nicht, dass dieses Modell noch lange Bestand haben wird.“
Das Thema Lieferengpässe gehört nach Ansicht Späths nun auch auf die europaweite Agenda: „Wir sind froh, dass der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Tragweite des Problems erkannt hat und das leidige Thema Lieferengpässe während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft vorantreiben und international nach Lösungen suchen will.“