Hannover – Bereits Kinder können von Lebererkrankungen betroffen sein. Neben den gleichen Erkrankungen, wie sie auch Erwachsene bekommen, gibt es bei Kindern und Jugendlichen viele kongenitale, also bei der Geburt auftretende, und erbliche Erkrankungen. Manchmal ähneln die Verläufe der Erkrankungen genau denen wie bei Erwachsenen manchmal aber gibt es auch andere schwerere oder leichterte Verläufe – Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen!
Eine Gelbfärbung der Haut, aber auch länger bestehende, unspezifische Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit sowie ein gestörtes Wachstum können auf eine bestehende Lebererkrankung hinweisen und sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Wird eine Lebererkrankung frühzeitig erkannt, ist oft eine erfolgreiche Therapie möglich.
Zu den häufigsten kindlichen Lebererkrankungen gehören zum Beispiel die Gallengangsatresie, verschiedenste Stoffwechselerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen. Auch Entzündungen der Leber, zum Beispiel durch das Hepatitis B- oder C-Virus kommen vor. Leberentzündungen sind bei Kindern aber viel seltener als bei Erwachsenen. Unbehandelt können all diese Erkrankungen jedoch chronisch werden und langfristig zu einer Lebervernarbung führen. Die Leber kann dann ihre Aufgaben nicht mehr gut erfüllen und es kann in letzter Konsequenz eine Lebertransplantation als lebensrettende Therapie notwendig sein. Ein Faltblatt mit näheren Informationen kann in der Geschäftsstelle der Deutschen Leberstiftung bestellt oder auf der Website der Deutschen Leberstiftung unter www.deutsche-leberstiftung.de heruntergeladen werden.
Frühzeitige Diagnose wichtig
Die Diagnose von Lebererkrankungen bei Kindern ist nicht immer einfach, da die Betroffenen oftmals kaum Beschwerden haben oder unspezifische Symptome zeigen. Auch die für Lebererkrankungen eigentlich so typische Gelbfärbung der Haut tritt nicht bei allen Kindern zwingend auf. Daher sollten länger bestehende Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Wachstumsstörungen immer ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Eine Überprüfung der Leberblutwerte durch den Kinderarzt kann Klarheit bringen, ob eine Lebererkrankung beim Kind vorliegt oder nicht.
„Viele kindliche Lebererkrankungen können heute bei rechtzeitiger Diagnose gut behandelt werden! Gerade im Moment sind viele neuartige Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in der Entwicklung, die auch Kindern und Jugendlichen zugutekommen“, betont Prof. Baumann aus der Pädiatrischen Gastroenterologie und Hepatologie der Medizinischen Hochschule Hannover die Bedeutung der Früherkennung.
Für eine eindeutige Diagnosestellung werden auch Ultraschall und weiterführende Tests herangezogen. Bei anhaltenden Leberproblemen erfolgt oft zusätzlich eine Gewebeentnahme unter Narkose, um das Lebergewebe des Kindes anschließend unter dem Mikroskop beurteilen zu können. Für die Weiterbehandlung sollte ein Kinder-Gastroenterologe aufgesucht werden, der auf die Betreuung von Kindern mit Magen-, Darm- und Lebererkrankungen spezialisiert ist. Ein schmerzfreies Verfahren, mit dem sich das Ausmaß einer Leberschädigung bei Kindern frühzeitig abschätzen lässt, ist die Untersuchung mit dem Fibroscan. Das ist ein spezielles Ultraschall-Gerät, mit dem sich über Druckwellen die Elastizität der Leber bestimmen lässt. Die Untersuchungsmethode wird auch als Elastometrie bezeichnet. „Die Untersuchung mit dem Fibroscan ist völlig schmerzfrei und lässt zuverlässig erkennen, wie weit die Vernarbung der Leber im Falle einer chronischen Leberentzündung bereits fortgeschritten ist. In Kombination mit der Bestimmung der Leber-Blutwerte kann dieses Verfahren heute in vielen Fällen eine Leberpunktion ersetzen“, sagt Prof. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Die Untersuchungsmethode wird mittlerweile auch in vielen kindergastroenterologischen Zentren durchgeführt. Bei chronisch leberkranken Kindern eignet sich dieses schonende Verfahren vor allem zur engmaschigen Überwachung des Krankheitsverlaufs.
Vielfältiges Behandlungsspektrum bei kranker Leber
Einige Lebererkrankungen lassen sich medikamentös gut behandeln. Bei stark fortgeschrittener Vernarbung der Leber und einem drohenden Funktionsausfall des Organs kann vielfach aber nur noch eine Lebertransplantation helfen. In Deutschland werden jährlich etwa 100-120 Lebertransplantationen bei Kindern durchgeführt, da sich die Leberfunktion nicht langfristig durch eine Maschine – wie bei der Niere – ersetzen lässt.
Spezialzentren für langfristige Betreuung ideal
Für die langfristige Betreuung von leberkranken Kindern sind Zentren geeignet, die auf Lebererkrankungen im Kindesalter spezialisiert sind. Eine Auswahl dieser Spezialzentren und eine Übersicht von zertifizierten Kinder-Leber-Ärzten ist auf der Website der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung unter „Elterninformationen“ zu finden.
Die Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Weitere Informationen: www.deutsche-leberstiftung.de.
BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in zweiter, aktualisierter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-642-1, € 16,95: www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.