Mainz – Das Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz hat erneut rund 715.000 Euro für die Sammlung von epidemiologischen Daten im Deutschen Kinderkrebsregister bewilligt bekommen. Die Fördergelder kommen zu je einem Drittel vom Bund, allen Bundesländern und vom Land Rheinland-Pfalz. Das Deutsche Kinderkrebsregister erfasst flächendeckend für ganz Deutschland Krebserkrankungsfälle bei Kindern unter 18 Jahren (bis 2008 unter 15 Jahren). Die medizinische Forschung nutzt dieses 1980 gegründete Register, um die Qualität der Behandlungen von krebskranken Kindern und Jugendlichen zu sichern und weiter zu verbessern.
Das Deutsche Kinderkrebsregister belegt: Das Rückgrat der medizinischen Forschung bilden Daten. Mit ihrer Hilfe stiegen die Heilungschancen für Kinder mit einer Krebserkrankung innerhalb von knapp 30 Jahren um ein Viertel: von 64 Prozent im Jahr 1984 auf 80 Prozent in 2013. Die Wissenschaftler sammeln unter anderem Daten zur Anzahl von Neuerkrankungen, wie häufig einzelne Tumorarten regional und geschlechtsspezifisch auftreten, über Rückfallquoten sowie Informationen über mögliche Spätfolgen bei den jungen Patienten. Ihre Auswertung entfaltet insbesondere auf langfristige Sicht ihre Wirkung. Denn durch ihre Studien können die Mitarbeiter des Kinderkrebsregisters wichtige Hinweise zur Früherkennung, zu möglichen Ursachen, zu den Überlebenschancen und für bessere Therapien geben. „Mit Hilfe der Fördergelder kann sich das Deutsche Kinderkrebsregister insbesondere der Untersuchung und Vermeidung möglicher Spätfolgen widmen. Für diesen Zweck hat es die Langzeitnachbeobachtung intensiviert und es erfasst auch bösartige Krebsneubildungen, die nach einer ersten Krebserkrankung auftreten. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag für Therapieoptimierungsstudien“, unterstreicht der Wissenschaftliche Vorstand, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann.
Der Gesundheitsminister der Landes Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, betont die Relevanz des Registers: “Je mehr Daten erfasst und ausgewertet werden, umso höher ist die Chance, forschungsrelevante Erkenntnisse zu gewinnen und darauf basierend optimierte Krebstherapien zu entwickeln. Ich freue mich, dass wir dank der Fördergelder von Bund und Ländern auch weiterhin die Registrierung von an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen ermöglichen können. Ziel muss sein, die Heilungschancen von Kindern und Jugendlichen zu maximieren und ihre Versorgungssituation weiter zu verbessern.”
Aus den pädiatrisch-onkologischen Einrichtungen Deutschlands werden jährlich rund 1800 Patienten gemeldet. Etwa 50.000 Erkrankungsfälle umfasst die Datenbasis des Deutschen Kinderkrebsregistersmittlerweile insgesamt. Die Vollzähligkeit für die deutschlandweit erfassten Daten beträgt über 95 Prozent. „Die Bedeutung der am Kinderkrebsregister durchgeführten Untersuchungen liegt darin, dass die Ergebnisse aufgrund des umfangreichen Datenmaterials und des hohen Vollzähligkeitsgrades für Deutschland repräsentativ sind. Zudem ermöglicht uns die Flächendeckung regionalbezogene Anfragen zu möglichen Krebs-Clustern zu beantworten“, erläutert der Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters PD Dr. Peter Kaatsch. Die Direktorin des IMBEI, Univ.-Prof. Dr. Maria Blettner, ergänzt, dass das Deutsche Kinderkrebsregister eine sehr gute Datengrundlage für die epidemiologische Forschung am IMBEI darstellt und dass in Zusammenarbeit mit Projekten der EU und des BMBF am Institut innovative epidemiologische Studien durchgeführt werden.
Für den Medizinischen Vorstand und Vorstandsvorsitzenden der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, verdeutlicht das IMBEI und dessen Leistungen für das Deutsche Kinderkrebsregister die Relevanz von interdisziplinärer Wissenschaft und translationaler Medizin: “Wir sind sehr stolz auf unser Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, das seit 50 Jahren erfolgreich arbeitet und das Kinderkrebsregister trägt. Die seit Jahrzehnten gesammelten Daten sind für Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete eine hervorragende Grundlage, um in gemeinsamen Forschungsprojekten ganz konkrete Erkenntnisse ableiten zu können. Diese fließen dann in die Patientenversorgung mit ein. Die Patienten profitieren also vom Deutschen Kinderkrebsregister – jetzt und in der Zukunft.“
Weitere Informationen: http://www.kinderkrebsregister.de/