Dortmund – Beschäftigte in Gesundheitsberufen waren in Westfalen-Lippe von März bis Mai 2020 am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen. Das ergab eine aktuelle Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten der Mitglieder der AOK NORDWEST. Am häufigsten haben in diesem Zeitraum Beschäftigte im Rettungsdienst, Medizinische Fachangestellte und Angestellte in der Gesundheits- und Krankenpflege im Zusammenhang mit Covid-19 an ihrem Arbeitsplatz gefehlt. „Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Beschäftigte aus systemrelevanten Branchen, die auch in der Pandemie vermehrt Kontakte zu anderen Menschen hatten, scheinbar stärker von Covid-19 betroffen waren“, sagt Dr. Christoph Vauth, stellvertretender AOK-Vorstandsvorsitzender.
Insgesamt erhielten von den AOK-versicherten Erwerbstätigen in Westfalen-Lippe von März bis Mai 2020 rund 4.000 Beschäftigte von einem Arzt eine Arbeitsunfähigkeit im Zusammenhang mit einer Covid-19-Diagnose. Das entspricht 444 je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte oder 0,44 Prozent der AOK-versicherten Erwerbstätigen. Dabei waren Frauen häufiger betroffen als Männer. Unter den jüngeren Beschäftigten bis zu 20 Jahren waren Krankmeldungen mit Bezug zu Covid-19 am häufigsten, bei den 30- bis 40-jährigen Erwerbstätigen am seltensten. Bei mehr als drei Viertel der betroffenen Beschäftigten wurde der gesicherte Nachweis des SARS-CoV-2 auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dokumentiert (77,1 Prozent), bei knapp einem Viertel ein klinischer Covid-19-Verdacht ohne Virusnachweis.
Gesundheitsberufe von Covid-19 betroffen
Insbesondere Beschäftigte aus den Gesundheitsberufen waren von März bis Mai 2020 vergleichsweise häufig von Fehlzeiten im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen. Die höchste AU-Quote (Betroffene in Prozent) wurde im Rettungsdienst (1,2 Prozent), bei den Medizinischen Fachangestellten und in den Berufen der Gesundheits- und Krankenpflege (jeweils 1,1 Prozent) erreicht. Die niedrigsten krankheitsbedingten Fehlzeiten im Zusammenhang mit Covid-19 zeigten sich im Gartenbau mit einer AU-Quote von 0,2 Prozent.
Regionale Unterschiede in Westfalen-Lippe
Regionale Unterschiede im Covid-19-Infektionsgeschehen spiegeln sich auch im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen wider. Die höchste AU-Quote lag im Kreis Coesfeld (0,84 Prozent) gefolgt von den Kreisen Borken (0,68 Prozent), Olpe (0,66 Prozent), Steinfurt (0,59 Prozent) und Höxter (0,55 Prozent). Hingegen waren die Corona-bedingten AU-Quoten in Hagen, Herne und Bielefeld (je 0,19 Prozent), Gelsenkirchen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis (0,24 Prozent) im westfälisch-lippischen Vergleich am geringsten.
AU-Zeiten wegen Erkältungskrankheiten im März deutlich angestiegen
Die AU-Fälle wegen Erkrankungen der oberen Atemwege lagen im März 2020 um rund 25 Prozent höher als im Vormonat Februar. Dabei nutzten viele die Sonderregelung der telefonischen Krankschreibung. „Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Westfalen-Lippe hielten sich in der bisherigen Hochphase der Pandemie offenbar an die Empfehlung, bei Erkältungssymptomen sicherheitshalber zu Hause zu bleiben, um Ansteckungen zu vermeiden und nicht wegen der bloßen Attestierung einer Arbeitsunfähigkeit extra in die Praxis zu kommen“, so Dr. Vauth. Gleichzeitig sollte das Risiko für eine Ausbreitung des Virus so reduziert werden. Das hat sich in Zeiten der Pandemie durchaus bewährt. In der Folge wechselten etliche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ins Homeoffice, die Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz sank. Mitte April lag die Anzahl krankgeschriebener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder auf dem Niveau der Vorjahre – und sank danach noch einmal deutlich.