Hamburg – Die häufigsten Operationen in deutschen Krankenhäusern waren im Jahr 2006 Gelenkspiegelungen (Arthroskopien), Leistenbruch- und Krampfaderoperationen, wie man in der jüngsten Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) nachlesen kann. Der Präsident des Berufsverbandes Niedergelassener Chirurgen (BNC) Dr. Dieter Haack erklärt hierzu: “Die aktuellen Zahlen lassen den niedergelassenen Operateur aufhorchen, denn diese Spitzenreiter sind allesamt Eingriffe, die heutzutage bei den meisten Patienten ambulant problemlos ambulant vorgenommen werden könnten.”
Haack erinnert an die Worte des BNC-Gründungspräsidenten Dr. Klaus Buschmann, der im Zusammenhang mit unnötigen Krankenhausaufenthalten immer wieder von staatlich subventionierter Freiheitsberaubung gesprochen hatte. “An diesem Phänomen hat auch der Druck auf die Kliniken nichts geändert, mehr ambulante Operationen nach §115b SGB V durchzuführen. Vielmehr scheinen die Krankenhäuser sich bevorzugt nur wenige Eingriffe für das ambulante Operieren herauszupicken – bei anderen Operationen hingegen nehmen sie ihre Patienten gern für ein paar Tage stationär auf, weil sich unter stationären Bedingungen mehr Geld erwirtschaften lässt”, betont Haack.
“Anders als das Krankenhaus kann der niedergelassene Chirurg die schlechte Vergütung ambulanter Operationen nicht umgehen, indem er seine Patienten ihrer Freiheit beraubt”, meint der BNC-Präsident. Der niedergelassene Chirurg hat keine Wahl als unter den wesentlich schlechteren finanziellen Bedingungen des ambulanten Operierens zu arbeiten. Doch damit nicht genug: “Ab 2008 wird der Punktwert für unsere Leistungen weiter sinken, so dass sich das ambulante Operieren überhaupt nicht mehr rechnet”, berichtet Haack. Dabei ließen sich mit einer konsequenten Förderung des ambulanten Operierens für 15 ausgewählte Operationen jährlich bundesweit rund 1,35 Milliarden Euro einsparen, wie der BNC bereits im Jahre 2004 nachgewiesen hat (Positionspapier des BNC, 2004: “Operation – aber bitte ambulant”) .
Die Krankenkassen müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Mitgliedsbeiträge ihrer Versicherten weiterhin für unnötige Krankenhausaufenthalte ausgeben und mithin die Freiheitsberaubung von Patienten ebenfalls subventionieren. Dabei wäre die Lösung ganz einfach: “Eine bessere Vergütung ambulanter Operationen würde allen Seiten mehr Anreiz bieten, diese Eingriffe tatsächlich auch ambulant durchzuführen”, erklärt Haack. Die Tendenz bei dem zu erwartenden Punktwertverfall ist jedoch entgegengesetzt: Weil sich das ambulante Operieren weder für niedergelassene Chirurgen noch für Krankenhäuser rentiert, werden wieder mehr Patienten stationär aufgenommen und die Kosten für die Krankenhausbehandlungen steigen weiter.