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Kontrazeptiva und Lungenembolie: Wie groß ist das Problem in Deutschland?

Pressemitteilung

Bonn – Ausgelöst durch die Klage einer jungen Frau vor einem deutschen Gericht gegen einen deutschen Arzneimittelhersteller, gibt es eine aktuelle Diskussion über die Auswirkungen der hormonalen Kontrazeption auf die Inzidenz von venösen Thromboembolien (VTE) bei jungen Frauen.

Spezifische Daten aus Deutschland für die Größe des Problems und ihre Veränderungen in den letzten Jahren sind nicht verfügbar, stellt die Thrombose Initiative e.V. fest. So wird immer nur von internationalen Daten auf Deutschland geschlossen.

Die Thrombose-Initiative e.V. hat seit vielen Jahren auf die fehlende Datenlage hingewiesen und sich mit diesem Problem beschäftigt. Sie hat einen Vorstoß im Bundeministerium für Gesundheit unternommen, um die Einnahme der Pille bei Frauen, die akut kardiovaskulär erkranken und stationär behandelt werden, im Krankenhaus zu dokumentieren. So hätte man klare Daten erhalten können. Leider ohne Erfolg. Daher wissen wir nicht, wie groß in Deutschland der Anteil der jungen Frauen ist, die an einer Lungenembolie erkranken und eine Pille einnehmen und noch viel weniger wissen wir, welche Pille diese Frauen einnehmen.

Um die Größe des Problems für Deutschland abzuschätzen, hat die Thrombose-Initiative e.V. die deutschen Krankenhaus Daten der Jahre 2005 bis 2011 analysiert und 2014 publiziert. Beginnend im Alter von 12 bis13 Jahren wurde für Frauen im Vergleich zu Männern eine höhere Anzahl an Lungenembolien (LE) und tiefen Beinvenenthrombosen (TVT) als Hauptdiagnose für diesen Krankenhausaufenthalt dokumentiert.
Dieser geschlechtsspezifische Unterschied verschwindet im Alter von 32–33 Jahren wieder. Innerhalb dieses Lebensabschnitts von 30 Jahre berechnet sich ein Unterschied für die Gesamtzahl der LE als Hauptdiagnose zwischen Männern und Frauen von 318 in 2005, 606 im Jahr 2010 und 505 im Jahr 2011. Die Differenzierung in schwere lebensbedrohliche LE (mit akutem cor pulmonale) und leichte LE (ohne akutes cor pulmonale) zeigte insbesondere eine spezifische Erhöhung der leichten LE ohne akutes cor pulmonale bei jungen Frauen innerhalb dieser sieben Jahre.

Dieser Unterschied bei den Lungenembolien zwischen Männern und Frauen in jungen Jahren ist überraschend gering und nicht nur der Pille zuzuordnen. Hierein fallen auch alle schwangerschaftsbedingten LE. Sicher haben auch nicht alle betroffenen Frauen das gleiche Pillen-Präparat eingenommen, so dass für jede einzelne Pille die Anzahl der betroffenen Frauen noch kleiner sein muss. Eine Klärung dieses Sachverhalts ist dringend notwendig.

Die Thrombose-Initiative e.V. plädiert dafür, dass eine systematische Erfassung der eingenommen Pille/Präparate bei akut kardiovaskulär erkrankten jungen Frauen im DRG-System (Diagnosis Related Groups; diagnosebezogene Fallgruppen) verankert werden sollte. Dazu gehören auch Erkrankungen wie der Herzinfarkt, der Schlaganfall und natürlich die Lungenembolie.

Die systematische Klärung dieses Sachverhalts ist eine Aufgabe, die im Interesse aller jungen Frauen liegt, die einerseits die Vorteile der Pille nutzen wollen und andererseits mit jeder Pille unweigerlich eine individuelles gesundheitliches Risiko eingehen.