Berlin – Anlässlich der Verabschiedung von Regierungseckpunkten zu gesunder Ernährung und Bewegung im Kabinett erklärt Ulrike Höfken, verbraucherpolitische Sprecherin:
Die Bundesregierung nimmt die Lage der Epidemie Übergewicht nicht ernst genug. Nach der im April 2007 veröffentlichten Studie der International Association for the Study of Obesity führt Deutschland mit 75,4 Prozent übergewichtiger Männer und 58,9 Prozent übergewichtiger Frauen die europäische Vergleichsliste an.
Die beschlossenen Eckpunkte der Bundesregierung zeigen große Lücken bei der geplanten Handlungsweise. Statt konkreter Maßnahmen sind nur hehre Worte zu hören. Statt schnell zu handeln, setzen CDU/CSU und SPD allein auf einen bildungsbedingten Wandel in 20 bis 30 Jahren und riskieren, dass die Kosten für die Behandlung ernährungsbedingter Krankheiten von bisher etwa 70 Milliarden Euro auf über 100 Milliarden Euro explodieren. Landwirtschaftsminister Seehofer scheut sich vor gesetzgeberischen Maßnahmen und versäumt es, die konkreten Bedingungen an Mitverursacher in Werbe- und Ernährungswirtschaft zu stellen.
Wir fordern daher die Bundesregierung in unserem Antrag auf, ein ehrgeiziges Maßnahmenpaket zu schnüren und dabei:
– gesetzliche Regelungen für die Werbung mit Kinderlebensmitteln zu schaffen – eine Kennzeichnung auf Lebensmitteln verbindlich vorzuschreiben, die wie die Ampelkennzeichnung der britischen Lebensmittelbehörde klar und einfach informiert – für weniger Fett und Zucker und empfehlenswerte Portionsgrößen bei Lebensmitteln zu forschen, – bekannte Dickmacher wie Süß- und Snackwaren beziehungsweise süße Erfrischungsgetränke aus den Verkaufsautomaten und Cafeterien der Schulen und Jugendeinrichtungen zu verbannen, – ein Präventionsgesetz vorzulegen und eine Präventionsstiftung einzurichten – die gesetzlichen Krankenkassen zu Investitionen in Präventionsprogramme zu bewegen und Ernährung und Bewegung einzubeziehen, – ein 20 Millionen Euro umfassendes Bundesprogramm Ernährung und Bewegung aufzulegen, das sich bevorzugt an sozial und ökonomisch schwache Zielgruppen richtet und die lokale Vernetzung fördert – die Mittel für Ernährungs- und Präventionsforschung zu erhöhen – Ansätze der bewegungsfreundlichen Stadtentwicklung mit vielen kostenlos zugänglichen Grünanlagen und einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Infrastruktur zu unterstützen
und gemeinsam mit den Ländern:
– die Verpflegung an Schulen und Kindertagesstätten durch Beratung, verbindliche Empfehlungen und moderne Essräume zu verbessern und für eine gesunde Lebensweise und Esskultur zu werben, – in Aus- und Fortbildung von Lehr- und Erziehungskräften sowie den medizinischen Berufen die Unterrichtsinhalte Gesundheit, gesunde Ernährung, Bewegungsförderung und innovative Hauswirtschaft zu stärken, – den Gesundheits- und Breitensport umfassender als bisher zu fördern und die Bewegungserziehung in den Schulalltag einzubauen, – die Familienbildung und Elternkompetenzen beim Schwerpunkt Gesundheitsprävention, gesunder Ernährung und Bewegung zu stärken.