Lünen – So hätte die Meldung über eine kleine, von der Tufts-Universität im US-Bundesstaat Massachusetts durchgeführte Studie überschrieben sein können. In dem dreiwöchigen Vergleich wurden die Auswirkungen einer fett- und kalorienreduzierten Mischkost und einer strengen Low-Carb-Diät bei 19 Frauen untersucht. Psychologische Tests fanden mehr konfuse Reaktionen und verminderte Aufmerksamkeit bei Mischkost. Doch die Schlagzeilen lesen sich ganz anders: So titelte die Ärztliche Praxis: Gedächtnis leidet unter Low-Carb-Diät. Man beklagt gar einen Kohlenhydratmangel, der die Reaktionszeit verlangsame.
Einen ernsthaften Grund, sich um die Hirnleistung unter kohlenhydratreduzierter Kost zu sorgen, gibt es jedoch nicht. Die Studie zeigte lediglich, dass Menschen zu Beginn verschiedener Diäten bei psychologischen Tests unterschiedlich abschneiden. Zudem wurde keine übliche Low-Carb-Diät getestet, schon gar nicht eine moderate Version wie die LOGI-Ernährung. Wer sich hier für low-carb entschied, durfte in der ersten Woche überhaupt keine Kohlenhydrate essen. In der dritten Woche waren 10 – 16 g täglich erlaubt. So streng ist nicht einmal die Atkins-Diät.
Die verlängerten Reaktionszeiten und das schlechtere visuell-räumliche Gedächtnis unter kohlenhydratfreier Kost sorgten für Schlagzeilen. Dabei blieb unerwähnt, dass es Wochen dauert, bis sich der Stoffwechsel an eine (fast) kohlenhydratfreie Kost gewöhnt hat. Von den konfusen Reaktionen und der geminderten Aufmerksamkeit unter kohlenhydratbetonter Diät war kaum eine Rede.
Wer partout Argumente gegen kohlenhydratreduzierte Kostformen finden will, sollte selbst einmal eine ausprobieren. Denn wer mehr Fett und Eiweiß verzehrt, ist offenbar aufmerksamer und reagiert unter Stress weniger konfus.
Quellen: DAnci K, Watts K, Kanarek R, Taylor H: Low-carbohydrate weight-loss diets. Effects on cognition and mood. Appetite 2009, 52:96-103 http://www.aerztlichepraxis.de