Berlin – Anlässlich der wiederholten Forderungen, die Kindervorsorgeuntersuchungen bundesweit verpflichtend zu gestalten, erklären Biggi Bender, gesundheitspolitische Sprecherin, und Ekin Deligöz, kinder- und familienpolitische Sprecherin:
Jeder in den Medien berichtete Fall eines Kindes, das vernachlässigt oder misshandelt wird, ist ein Fall zuviel. Der regelmäßige Ruf nach Pflichtuntersuchungen für Kinder wird dem Problem in keiner Weise gerecht.
Die Forderung nach neuen Instrumenten verdeckt, dass in der Kinder- und Jugendhilfe oft personelle und finanzielle Ressourcen fehlen, Zuständigkeiten sowie Kooperationsstrukturen unbekannt, unklar oder intransparent sind. Statt Kontrolle sind präventive, unterstützende frühe Hilfen für Eltern Neugeborener notwendig.
Wie eine vernetzte Kooperation von Krankenhäusern, Hebammen, der Jugendhilfe und Sozialer Dienste aussehen kann, haben sehr gute Modellprojekte aufgezeigt. Diese fortzusetzen und in die Fläche zu tragen, ist ein erfolgversprechender Ansatz. Dort ist das Geld besser angelegt als im Aufbau einer Bürokratie, die zum Teil mehrmals jährlich kontrolliert, ob Kinder eine Vorsorgeuntersuchung besucht haben – und danach doch nicht weiter weiß, was zu tun ist.