Berlin – Neuer UNICEF-Bericht und Bilanz der Kampagne “Du und ich gegen AIDS”: Täglich sterben 800 Kinder an den Folgen von AIDS
* Tests und Behandlung für Neugeborene können Überlebenschancen um 75 Prozent erhöhen * 11 Millionen Euro Spenden für von HIV und AIDS betroffene Kinder * 722.095 Menschen in Deutschland unterstützen UNICEF-Aufruf
Vor dem Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember ruft UNICEF dazu auf, mehr Test- und Behandlungsmöglichkeiten für von HIV und AIDS bedrohte Neugeborene in Entwicklungsländern zu schaffen. “Jedes zweite Kind, das mit dem Virus geboren wird, stirbt vor seinem zweiten Geburtstag, wenn es keine medizinische Hilfe erhält. Die Überlebenschancen dieser Kinder steigen um 75 Prozent, wenn sie innerhalb der ersten drei Monate medizinisch behandelt werden”, sagte der Leiter der UNICEF-AIDS-Programme im östlichen und südlichen Afrika David Alnwick bei der Vorstellung einer Bilanz der weltweiten UNICEF-Kampagne gegen AIDS in Berlin.
Täglich sterben rund 800 Kinder an den Folgen von AIDS. Weniger als zehn Prozent der Neugeborenen, deren Mütter HIV-positiv sind, werden auf HIV getestet. Erste Ergebnisse einer neuen UNICEF-Bestandsaufnahme zeigen aber auch Fortschritte bei der Versorgung der von HIV und AIDS betroffenen Kinder in Entwicklungsländern. So erhalten heute deutlich mehr Mädchen und Jungen Medikamente und Behandlung als noch vor drei Jahren. Bessere und preiswertere Medikamente für Kinder und neue Testmethoden stehen zur Verfügung.
“Beim weltweiten Kampf gegen AIDS wurden Kinder zu lange vergessen. Zwei Millionen Kinder weltweit leben mit HIV – und jedes einzelne von ihnen hat ein Recht auf medizinische Behandlung”, sagte die stellvertretende UNICEF-Vorsitzende Ann Kathrin Linsenhoff. 722.095 Menschen in Deutschland haben die Forderungen von UNICEF nach mehr Schutz und medizinischer Hilfe für von HIV/AIDS betroffene Kinder mit ihrer Unterschrift unterstützt. Damit ist die im November 2005 gestartete Kampagne “Du und ich gegen AIDS” die größte, die UNICEF in Deutschland jemals durchgeführt hat. Die Bundesbürger spendeten dabei mehr als 11 Millionen Euro für UNICEF-Hilfsprogramme in zwölf Ländern.
Zum Abschluss der Mitmachkampagne in Deutschland stellten Berliner Kinder (Klasse 7, Paul-Natorp-Schule, Berlin-Friedenau) gemeinsam mit Ann Kathrin Linsenhoff vor dem Reichstag eine überdimensionale AIDS-Schleife auf. Mit der Zahl 722.095 auf ihren T-Shirts wiesen sie auf die breite Unterstützung für die UNICEF-Forderungen hin.
Der neue UNICEF-Bericht “Kinder und AIDS” – erste Ergebnisse
Die dritte UNICEF-Bestandsaufnahme im Rahmen der weltweiten Kampagne zu Kindern und AIDS zeigt, dass es insbesondere an Test- und Behandlungsmöglichkeiten für schwangere Frauen und Neugeborene fehlt. Zwar werden in Ländern wie Malawi, Mosambik oder Sambia vermehrt moderne und einfach zu handhabende Testverfahren erfolgreich eingesetzt. Trotzdem hatten 2007 nur 18 Prozent der Schwangeren in Entwicklungsländern die Möglichkeit, sich vor der Entbindung auf HIV testen zu lassen. Weniger als zehn Prozent der Neugeborenen, deren Mütter HIV-positiv sind, wurden auf HIV getestet. Kinder, die sich im Mutterleib mit HIV angesteckt haben, sind im Schnitt bereits zwischen fünf und neun Jahren alt, bevor sie erstmals medizinisch behandelt werden.
Der UNICEF-Bericht dokumentiert aber auch klare Fortschritte. Die Zahl der HIV-infizierten Kinder, die mit Viren hemmenden Medikamenten versorgt werden, ist seit 2005 um mehr als 150 Prozent gestiegen. Fast 200.000 Mädchen und Jungen in Entwicklungsländern werden jetzt medizinisch versorgt. Verbesserungen verzeichnet der Bericht auch bei der Vorbeugung der Übertragung von der Mutter auf ihr Kind. Im Jahr 2004 erhielten nur schätzungsweise zehn Prozent der HIV-infizierten Schwangeren in Entwicklungsländern eine Prophylaxe mit antiretroviralen Medikamenten. Im Jahr 2007 waren es 33 Prozent. Im südlichen Afrika, wo 90 Prozent der HIV-positiven Kinder leben, hatten 2007 sogar 43 Prozent der HIV-infizierten Schwangeren Zugang zu Medikamenten und entsprechender Beratung.
Fakten zu Kindern und AIDS
* Zwischen 2005 und 2007 sind mehr als 1,2 Millionen Kinder unter 15 Jahren an den Folgen von AIDS gestorben, davon 290.000 im vergangenen Jahr. 370.000 Kinder wurden in 2007 neu infiziert. 90 Prozent aller infizierten Kinder stecken sich bei der Geburt oder beim Stillen an. * 15 Millionen Kinder hat die Epidemie schon zu Waisen gemacht – genauso viele Kinder, wie in ganz Deutschland leben. * Täglich infizieren sich etwa 3.000 junge Menschen mit HIV. Der neue UNICEF-Bericht stellt fest, dass 45 Prozent aller Neuinfektionen 16- bis 24-Jährige betreffen.
Die UNICEF-Kampagne “Du und ich gegen AIDS”
Im November 2005 startete UNICEF Deutschland in Berlin die Kampagne “Du und ich gegen AIDS” als Teil der internationalen UNICEF-Kampagne “Unite for Children – Unite against AIDS”, die noch bis 2010 weiterläuft. Ziel ist es, den Kampf gegen AIDS in vier Bereichen zu verstärken: den Schutz vor Mutter-zu-Kind-Übertragung von HIV, medizinische Behandlung für HIV-positive Kinder, Aufklärungsarbeit sowie Hilfe für Waisen und andere von HIV und AIDS betroffene Kinder. Prominente wie Shakira, David Beckham, Susan Sarandon, Roger Moore und Roger Federer setzen sich als internationale UNICEF-Botschafter gegen AIDS ein. In Deutschland unterstützen unter anderem die Schauspielerin Katja Riemann, das Model Eva Padberg und die TV-Moderatoren Nina Ruge und Steffen Seibert die Kampagne. Viele Unternehmen und Medien haben für die Kampagne gespendet und zum Mitmachen aufgerufen, darunter AUDI, CineStar Kinos, Eppendorf AG, Gucci, Hit Radio Antenne Niedersachsen, Internationale Modemesse München, knuddels.de, Lycos.Europe, myvideo.de, Ströer out of home media, Thüringer Allgemeine, tz, United Internet, VIVA und MTV. Neben den mehr als 722.000 Unterschriften vervollständigten 200.000 Menschen den Satz “Ich kämpfe mit UNICEF gegen AIDS, weil…” mit einer persönlichen Aussage.
So helfen die deutschen Spenden
Mit Spenden aus Deutschland unterstützt UNICEF Programme für von AIDS betroffene Kinder in zwölf Ländern: So konnten die Angebote für HIV-positive Kinder und Schwangere in Mosambik deutlich ausgebaut werden. Für 16 Krankenhäuser stellte UNICEF medizinische Ausstattung und Medikamente bereit. 400 Dorfhelfer erhielten Fahrräder, um von AIDS betroffene Familien zu betreuen. In Sambia hat UNICEF mit deutschen Spenden die ersten beiden mobilen HIV-Teststationen eingerichtet. In Malawi half UNICEF Deutschland, zusätzliche Tageskrippen und Kinderzentren für Waisen einzurichten. In Kambodscha schulte UNICEF Tausende Mönche in der Sozialarbeit mit von AIDS betroffenen Familien. UNICEF half in der Ukraine und Haiti, speziell Straßenkinder vor der AIDS-Gefahr zu warnen. Aber auch in Namibia, Simbabwe, Uganda und Burundi sowie in Indien und Moldawien waren die deutschen Spenden für die UNICEF-Arbeit eine wichtige Unterstützung.
Den englischsprachigen UNICEF-Bericht “Children and AIDS – Third Stocktaking Report” erhalten Sie ab dem 1.12. auch im Internet unter http://www.unicef.de