Mehr Reichweite im Gesundheitsmarkt

Schließen

Registrierung

Melden Sie sich noch heute an, um gezielt und effektiv Ihre Nachrichten in der Gesundheitsbranche verbreiten zu können.

Kontoinformationen

Ansprechpartner:in

Adresse

Kontakt

Es wurde eine E-Mail zur Bestätigung an Sie gesendet. Nach der Bestätigung sind Sie erfolgreich registriert.


“Jeder Prostatakrebs ist anders, jeder Patient auch” / Experten fordern: Lebensqualität bei Therapie berücksichtigen / Brachytherapie besonders schonend

Uro-onkologisches Symposium:

Köln – Wird Prostatakrebs rechtzeitig erkannt, bieten Operation, Brachytherapie und Bestrahlung gleiche Heilungschancen. Der Fokus sollte daher verstärkt auf die Nebenwirkungen der Behandlung gerichtet werden – so der Tenor beim Uro-onkologischen Symposium am 3. März in Köln. Das Westdeutsche Prostatazentrum diskutierte mit namhaften Experten über Möglichkeiten und Grenzen der Diagnostik und Therapie.

Bestrahlen, operieren, Implantate einsetzen oder erst einmal abwarten – über 40000 Männer werden in Deutschland jedes Jahr mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert und stehen vor der schwierigen Aufgabe die “richtige” Behandlung zu wählen. “Hierzulande rückt die Operation und damit die Entfernung der Prostata noch immer häufig in den Mittelpunkt der Therapieüberlegungen”, erklärt Dr. Stephan Neubauer, Urologe und leitender Arzt im Westdeutschen Prostatazentrum, “Dabei stehen heute mit modernen Formen der Strahlentherapie mehrere gleichwertige Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.” Dass die Radikal-OP jedoch mit zum Teil gravierenden Konsequenzen für den Patienten verbunden ist, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen: 10-15 Prozent der Patienten können nach der Operation den Urin nicht mehr halten, 50-70 Prozent leiden an Impotenz. “Wir müssen bei der Wahl der geeigneten Therapie nicht nur über die Heilungsrate, sondern auch über die Nebenwirkungen nachdenken”, fordern daher die Experten auf dem Kölner Symposium.

Die Art der Behandlung scheint indessen, wie aktuelle Studien(1) belegen, auf die Heilung nur wenig Einfluss zu nehmen: Operation, äußere Bestrahlung und Brachytherapie (innere Bestrahlung) führen zu gleichen Heilungsraten – vorausgesetzt der Tumor wird frühzeitig erkannt, nämlich dann, wenn der Krebs noch auf die Prostata begrenzt ist. “Eindeutig schlechtere Karten haben dagegen Patienten, die sich keiner Behandlung unterziehen”, sagt Privatdozent Dr. Hans Heinzer, leitender Oberarzt der Klinik für Urologie im Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg. Eine schwedische Studie(2) konnte zeigen, dass die Sterblichkeit nach 6-8 Jahren gegenüber behandelten Patienten deutlich höher ist.

Brachytherapie: Effektiv und schonend

Für das Frühstadium des Prostatakrebses gilt die Seed-Implantation als gleichwertig wirksames Verfahren zur Radikal-OP, ist aber für den Patienten wesentlich schonender. Inkontinenz wird praktisch nicht, Impotenz mit 10-30 Prozent nach drei Jahren wesentlich seltener beobachtet als nach einer Operation. Erektionsstörungen treten außerdem nicht wie bei der operativen Entfernung der Prostata direkt auf, sondern entwickeln sich schleichend. Unter ständiger Ultraschallkontrolle werden bis zu 80 kleinste Strahlenquellen (Seeds) in die Prostata eingesetzt. “Die Seeds verbleiben im Körper des Patienten und entfalten über Monate ihre Strahlenwirkung auf das Prostatakarzinom”, so Dr. Gregor Spira, Strahlentherapeut am Westdeutschen Prostatazentrum. “Das Tumorgewebe wird durch die hochdosierte, gezielte Strahlung von innen zerstört.”

Zur Behandlung von fortgeschrittenen Stadien oder aggressiven Tumoren zeigen aktuelle Studien die Überlegenheit der so genannten Afterloading-Therapie gegenüber Operation, äußerer Bestrahlung und Seed-Implantation. Unter Ultraschallkontrolle werden spezielle Hohlnadeln in die Prostata eingesetzt. Nach einer exakten, computergestützten Bestrahlungsplanung durch den Strahlentherapeuten fährt dann eine hochaktive Strahlenquelle in die implantierten Nadeln und bestrahlt den Tumor vor Ort. Der Vorteil: “Der Tumor kann unter Schonung des umliegenden Gewebes wesentlich stärker bestrahlt werden als bei einer äußeren Strahlentherapie”, erklärt Privatdozent Dr. Razvan Galalae, stellvertretender Direktor der Klinik für Strahlentherapie der Universität Kiel.

Generell gilt: Prostatakrebs ist ein langsam wachsender Krebs. Die Experten auf dem Kölner Symposium raten daher allen Patienten, sich intensiv mit den Behandlungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen, bevor sie gemeinsam mit dem behandelnden Arzt eine Therapieentscheidung treffen. Auch eine Zweit- oder sogar Drittmeinung ist in vielen Fällen sinnvoll. “Es darf nicht sein, dass ein Mann vor dem Kauf eines neuen Autos besser informiert ist, als vor der eigenen Krebsbehandlung”, resümiert Neubauer.

(1)Kupelian PA et. al.: Radical prostatectomy, external beam radiotherapy or =72 Gy, permanent seed implantation, or combined seeds/external beam radiotherapy for stage T1-T2 prostate cancer. Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2004 Jan 1;58(1):25-33.

(2)Bill-Axelson A. et. al.: Radical prostatectomy versus watchful waiting in early prostate cancer. N Engl J Med. 2005 May 12;352(19):1977-84.