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Jeder fünfte Europäer leidet an chronischen Schmerzen Erstes Europäisches Jahr gegen den Schmerz: Mehr Bewusstsein für ein unterschätztes Problem

Pressemitteilung

Brüssel – Jede/r fünfte Europäer/-in leidet an chronischen Schmerzen, jede/-r Elfte täglich – doch viele von ihnen werden nicht angemessen behandelt. Das belastet auch die Volkswirtschaften: 500 Millionen Arbeitstage gehen in der EU jährlich aufgrund von chronischen Schmerzen verloren. Mit dem ersten „Europäischen Jahr gegen den Schmerz“ wollen Schmerzexperten/-innen mehr Bewusstsein für eine unterschätze Gesundheitslast schaffen. Der Themenschwerpunkt 2012/2013: Viszeraler Schmerz – verbreitete Schmerzzustände, die von den inneren Organen ausgehen.

„Chronische Schmerzen haben in Europa regelrecht epidemische Dimensionen. Jede/-r Fünfte in Europa leidet an Schmerzen, die schon drei Monate oder länger regelmäßig auftreten, jede/r Elfte sogar täglich. Rund 100 Millionen von chronischen Schmerzen Betroffene gibt es in den 27 EU-Staaten1, was mehr ist als Herz-, Diabetes- und Krebspatienten/-innen zusammengerechnet“, betonte o.Univ.-Prof. DDr. Hans Georg Kress (Wien), Präsident des Dachverbandes der Europäischen Schmerzgesellschaften (EFIC). „Rund 500 Millionen Arbeitstage gehen in der EU jährlich aufgrund von chronischen Schmerzen verloren – das bedeutet einen wirtschaftlichen Verlust von 34 Milliarden Euro im Jahr2.“

Die alarmierenden Daten gab der EFIC-Präsident anlässlich der Präsentation des ersten „Europäischen Jahres gegen den Schmerz“ (European Year against Pain, EYAP) in Brüssel bekannt. „Unser wichtigstes Ziel ist es, mit dieser Kampagne das vernachlässigte und häufig unterschätzte Gesundheitsproblem Schmerz in seiner Tragweite und seinen auch gesellschaftlichen Konsequenzen darzustellen. Damit wollen wir nicht nur Betroffene unterstützen und die breite Öffentlichkeit informieren, sondern auch politische Entscheidungsträger/-innen wachrütteln. Denn Schmerzen, insbesondere chronische Schmerzen, verursachen nicht nur individuelles Leid, sondern sind gesellschaftlich und volkswirtschaftlich weitaus relevanter als häufig angenommen.“ Im Rahmen des EYAP soll nach den Plänen der EFIC künftig jeweils von Oktober bis Oktober ein anderes wichtiges Syndrom oder Thema des chronischen Schmerzes ins Rampenlicht gerückt werden.

Hohe gesellschaftliche Kosten

Einer europaweiten Studie zufolge haben 19 Prozent der Patienten/-innen mit moderaten oder starken chronischen Schmerzen ihren Arbeitsplatz verloren3. Das Risiko, den Beruf aufgrund von chronischen Schmerzen aufzugeben, steigt gegenüber der gesunden Bevölkerung auf das Siebenfache4. Das Review “Epidemiology of chronic non-cancer pain in Europe”5 kam zum Ergebnis, dass 22 Prozent der Schmerzpatienten/-innen, die wegen ihrer chronischen Schmerzen einen Krankenstand beanspruchen müssen, länger als zehn Tage nicht zur Arbeit gehen.

Nur zwei Prozent der Betroffenen beim Schmerzspezialisten in Behandlung

„Worauf es ankommt, ist das richtige Management von chronischem Schmerz, das jedoch häufig verabsäumt wird“, kritisierte Prof. Kress. „Viele Schmerzpatienten/-innen werden inadäquat oder gar nicht behandelt.“ Nur zwei Prozent der Betroffenen wurden einer großen Erhebung zufolge von einem/r Schmerzspezialisten/-in behandelt, ein Drittel gar nicht.6 Prof. Kress: „Die wohl wichtigste Ursache für diese Defizite ist, dass Schmerz weiterhin bloß als Symptom einer Grunderkrankung gesehen wird. Was wir brauchen, ist eine neue Sichtweise des chronischen Schmerzes und eine Anerkennung als eigenständiges Krankheitsbild.“

„Stille Epidemie“ viszeraler Schmerz

Im ersten „Europäischen Jahr gegen den Schmerz“ von Oktober 2012 bis Oktober 2013 legt die EFIC den thematischen Schwerpunkt auf einen Schmerz, den in der Akutform praktisch jeder Mensch kennt, und der in seiner Chronifizierung deutlich unterschätzt wird. Es geht um den von inneren Organen ausgehenden sogenannten viszeralen Schmerz.

„Unter viszeralen Schmerzen fasst man all jene weit verbreiteten Schmerzformen zusammen, die von inneren Organen wie Herz, Gefäßen, Atemwegen, dem Urogenitaltrakt oder dem Verdauungstrakt ausgehen und die nachweisbare organische, aber auch sogenannte funktionelle Ursachen ohne erkennbare Schädigung des betroffenen Organs haben können“, betonte Dr. Chris Wells (Liverpool), President elect der EFIC und Vorsitzender des EYAP-Komitees. „Akute viszerale Schmerzen können sehr unangenehm und mitunter lebensbedrohlich sein, doch auch chronische viszerale Schmerzen sorgen für eine hohe Krankheitslast. Nach unfallbedingten Verletzungen oder Beschwerden sind akute viszerale Schmerzen der zweithäufigste Grund, warum Patienten/-innen eine Notaufnahme aufsuchen7. Trotz dieser schon zahlenmäßigen Bedeutung ist diese Gruppe von Schmerzen viel weniger erforscht als jene, die etwa auf Beschädigungen des Gewebes oder von Nerven zurückgehen.“

Dies steht in einem Widerspruch zur Verbreitung viszeraler Schmerzen.

Einige Beispiele:

  • 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung leiden unter dyspeptischen Beschwerden, wobei davon nur bei jedem Zweiten eine organische Ursache nachgewiesen werden kann.8
  • Vom Reizdarm-Syndrom sind – je nach Studie – zwischen sechs und 25 Prozent der Bevölkerung betroffen, abhängig auch vom Geschlecht: In Deutschland etwa tritt das Syndrom bei etwa 16 Prozent der Frauen, jedoch bei nur acht Prozent der Männer auf.9
  • Auch Blasenschmerzen betreffen Frauen häufiger als Männer, Erhebungen gehen von 900 Betroffenen pro 100.000 Frauen aus. 10
  • Regelschmerzen betreffen jede zweite Frau mit Regelblutung, bei zehn Prozent von ihnen fallen die Bauchschmerzen so stark aus, dass sie deshalb jeden Monat in den Krankenstand gehen müssen.11
  • Insgesamt sind Frauen dreimal häufiger von viszeralen Schmerzen betroffen als Männer. 12

„Für chronischen viszeralen Schmerz gibt es, im Gegensatz zu den akuten Formen, in vielen Fällen keine adäquate Behandlung“, betonte Dr. Wells. „Auch deshalb ist dieses Leiden oft mit einer tiefgehenden Stressbelastung verbunden, die ihrerseits häufig unzureichend berücksichtigt wird. Im nun beginnenden Europäischen Jahr gegen viszeralen Schmerz ist es uns ein besonderes Anliegen, Betroffenen, die unter Umständen bereits seit langer Zeit stumm an viszeralen Schmerzen leiden, Hinweise darauf zu geben, auf welche Probleme ihre Symptome hindeuten könnten und sie zu motivieren, im diagnostisch-therapeutischen System Hilfe zu suchen“. Zu diesem Zweck stellt die EFIC auf www.efic.org ausführliche Fact-Sheets zu den unterschiedlichen Formen viszeraler Schmerzen zur Verfügung.

Dr. Wells: „Wir erhoffen uns durch diese Jahreskampagne auch einen Auftrieb für die Forschung, denn viele Details sind noch ungeklärt: Etwa, warum und wie viszeraler Schmerz genau entsteht oder wie er von Genetik und Umwelt beeinflusst wird. Biomarker und Gehirnbildgebung können bei dieser Suche eine wichtige Hilfe leisten, zum Beispiel was die Frage betrifft, warum Frauen häufiger betroffen sind als Männer.“

Schmerz ist mein ständiger Begleiter

Wie sehr chronische Schmerzen generell und viszerale Schmerzen im Besonderen das Leben Betroffener beeinträchtigen können — in physischer, psychischer und sozialer Hinsicht — wird häufig massiv unterschätzt, wie die Schmerzpatientin Jaqueline Riley (Warrington, GB) weiß. „Schmerz ist mein ständiger Begleiter – und das schon sehr lange. Begonnen hat es vor 16 Jahren. Ich war gerade einmal 40 und zunehmend mit starken Rücken- und Gelenksschmerzen sowie chronischer Müdigkeit konfrontiert.“ Erst vor sechs Jahren wurde ihre Krankheit korrekt diagnostiziert: Fibromyalgie, eine schwere chronische Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis. Die Krankheit kann viele verschiedene Begleitsymptome haben.

„Mir macht vor allem das Reizdarmsyndrom das Leben schwer, und das bereits seit über zehn Jahren. Inzwischen kann ich keine Nacht mehr durchschlafen, denn das Stechen im Rücken und die Beschwerden im Unterleib lassen mich höchstens eine Stunde zur Ruhe kommen“, berichtete Jaqueline Riley. „Wenigstens konnte inzwischen eine gezielte Schmerztherapie eingeleitet werden, die mir zeitweilig Linderung verschafft.“

Zuvor habe sie eine Patientenkarriere hinter sich gebracht, wie sie viele chronische Schmerzpatienten/-innen kennen, so die ehemalige Krankenschwester. „Vom praktischen Arzt zum Orthopäden, der nichts an der Wirbelsäule finden kann, und wieder retour, weiter zum nächsten Facharzt, der keine Darmentzündung feststellen kann, und so weiter. Ein Hin und Her im Gesundheitswesen, oft mit unerträglich langen Wartezeiten, aber alles ohne Erfolg. Ich bin sehr froh, auf einen Experten gestoßen zu sein, mit dessen Hilfe die Schmerzen erträglicher geworden sind. Aber es sollte nicht vom Glück und schon gar nicht vom Geld abhängen, als Fibromyalgiepatientin mit Reizdarmsyndrom eine korrekte Diagnose und eine Schmerztherapie zu erhalten, die State of the Art ist.“

Von Normalität sei sie trotz der aktuellen Behandlung immer noch weit entfernt, erklärte Frau Riley: „Vor zehn Jahren wurde ich krankheitshalber in den Ruhestand geschickt. Es ging einfach nicht mehr. Viele, auch Ärztinnen und Ärzte, haben mir bereits im Laufe meiner Krankheit unterstellt, ich fingiere meine Probleme, übertreibe maßlos oder habe vielleicht einfach keine Lust mehr, zu arbeiten. Das ist unbeschreiblich verletzend. Wenn ich mir – neben Schmerzfreiheit – etwas wünschen könnte, dann wäre es mehr Verständnis für Schmerzpatienten/-innen.“

Die ausführlichen Statements der Sprecher/-innen finden sich hier: www.bkkommunikation.com/de/journalistenservice/aktuell/

Fotos der Pressekonferenz finden Sie unter: www.bkkommunikation.com/de/journalistenservice/fotos

  1. Breivik et al, Survey of chronic pain in Europe, European Journal of Pain 2006: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16095934 ; Margarit, THE IMPACT OF PAIN: results of a survey in big 5 EU countries: www.sip-platform.eu/tl_files/redakteur-bereich/Symposia/Symposia%202011%20Programm/Plenary%203%20May/cesar_margarit.pdf
  2. European Pain Network: The EPN manifesto: www.epgonline.org/documents/mundipharma/Pain%20Manifesto%20PRINT%20%284%29.pdf
  3. Breivik et al, Survey of chronic pain in Europe, European Journal of Pain 2006: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16095934
  4. Jonsson E. Back pain, neck pain. Swedish Council on Technology Assessment in Health Care Report No: 145: Stockholm, 2000
  5. Reid et al, Epidemiology of non-cancer pain in Europe, Current Medical Research and Opinion 2011: www.lirias.kuleuven.be/bitstream/123456789/300711/1/pain.pdf
  6. Breivik et al, Survey of chronic pain in Europe, European Journal of Pain 2006: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16095934
  7. International Association for the Study of Pain: www.iasp-pain.org/AM/AMTemplate.cfm?Section=Home&CONTENTID=16092&SECTION=Home&TEMPLATE=/CM/ContentDisplay.cfm
  8. Gschossmann et al, Epidemiologie und klinische Phänomenologie viszeraler Schmerzen, Schmerz 2002 www.rd.springer.com/article/10.1007/s00482-002-0188-4
  9. Gschossmann et al, Epidemiologie und klinische Phänomenologie viszeraler Schmerzen, Schmerz 2002 www.rd.springer.com/article/10.1007/s00482-002-0188-4
  10. International Association for the Study of Pain: www.iasp-pain.org/AM/AMTemplate.cfm?Section=Home&CONTENTID=16092&SECTION=Home&TEMPLATE=/CM/ContentDisplay.cfm
  11. The Global Library of Women’s Medicine: www.glowm.com
  12. International Association for the Study of Pain: www.iasp-pain.org/AM/AMTemplate.cfm?Section=Home&CONTENTID=16092&SECTION=Home&TEMPLATE=/CM/ContentDisplay.cfm