Mainz – Der Aufbau des menschlichen Erbguts ist uns heute bekannt. Dass neben Umwelteinflüssen und Lebensgewohnheiten auch unsere Gene eine Rolle bei der Entstehung zahlreicher Krankheiten spielen, kann als gesichert betrachtet werden – “genetisches Wissen” ist damit zum Schlüsselbegriff nicht nur in der Medizin, sondern auch im Bewusstsein vieler Bürger und Bürgerinnen geworden. Ob dieses Wissen auch zur Verbesserung der Gesundheitsfürsorge und zur Verringerung von Krankheit beitragen wird, ist Ende Juni Thema eines interdisziplinären Symposiums in Mainz. Zu der Podiumsdiskussion mit Vertretern von Krankenkassen, Patienten-Initiativen, Politik, Ethik und Genetik am 30. Juni um 15.30 Uhr in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen.
Dank der jüngsten Entwicklungen der Genomforschung stehen heute mehr und mehr Daten über die Zusammenhänge zwischen der genetischen Veranlagung und dem zukünftigen Ausbruch von Krankheiten zu Verfügung, die neue medizinische Ansätze der Vorhersage und der Vorbeugung zahlreicher Erkrankungen versprechen. Insbesondere die altersbedingten chronischen Erkrankungen, zum Beispiel Alzheimer, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rücken dabei in den Mittelpunkt des medizinischen Interesses, stellen doch die aktuellen demografischen Entwicklungen unser Gesundheitssystem vor eine Herausforderung. Doch wird genetisches Wissen tatsächlich dazu beitragen, Gesundheit in Zukunft besser bewahren und wiederherstellen zu können? Wird sich unser Verständnis von Krankheit und Gesundheit unter diesen Voraussetzungen ändern? Welche Hoffnungen und Ängste werden an die Genomforschung geknüpft? Und wie gestalten sich die historischen Hintergründe dieser Entwicklung?
Diesen und anderen Fragen wird das internationale Symposium “Remaking the Future of Health? In Search for Individual and Public Health in the Age of Genomics” unter Beteiligung von Wissenschaftlern aus verschiedenen Nationen nachgehen. Das interdisziplinär ausgerichtete Symposium wird die besonderen Zusammenhänge zwischen genetischem Wissen und öffentlicher Gesundheitssorge dabei nicht nur aus medizinischer Perspektive hinterfragen, sondern auch die historischen, philosophischen, ethischen und sozio-kulturellen Rahmenbedingungen der Genomforschung kritisch diskutieren. Einen besonderen Beitrag liefert der Hauptvortrag von Prof. Dr. Daniel J. Kevles (Yale School of Law) am 29. Juni, 18.30 bis 19.30 Uhr in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz.
Interessierte Bürger und Bürgerinnen sowie Fachleute sind eingeladen, an der öffentlichen Podiumsdiskussion (in deutscher Sprache) teilzunehmen:
Podiumsdiskussion “Public Health Genetics” am Samstag, 30. Juni 2007, von 15.30 bis 16.30 Uhr Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz Geschwister-Scholl-Straße 2 Großer Plenarsaal (Erdgeschoss)
Vertreter von Krankenkassen, Patienten-Initiativen, Politik, Ethik und Genetik werden in einer öffentlichen Diskussion zu Fragen, Hoffnungen und Ängsten rund um das Thema Genomforschung Stellung beziehen. Der Eintritt ist frei.
Das Symposium wird im Rahmen des Projekts “Public Health Genetics” des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Johannes Gutenberg-Universität organisiert. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt, Teil des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN), untersucht die Möglichkeiten und Probleme, die sich aus der Anwendung genetischer Information im Bereich der öffentlichen Gesundheitssorge (Public Health) ergeben. Ziel ist es, Wissen aus dem Nationalen Genomforschungsnetz für gesundheitspolitische Entscheidungen und Maßnahmen auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheitssorge aufzuarbeiten, sodass diese medizinisch sinnvoll, sozial verträglich und ethisch rechtfertigbar sind. Eine im Rahmen des Projekts entwickelte Homepage, die sich als nationales Informationsportal für alle an der Genomforschung Interessierten versteht und neben vertiefenden inhaltlichen Informationen auch die Möglichkeit einer gezielten Literaturrecherche bietet, geht zum 1. Juli 2007 online (http://www.genetik-gesundheit.de).
Kontakt und Informationen: Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul, M.A / Dr. Dr. Ilhan Ilkilic, M.A. Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin Johannes Gutenberg-Universität Mainz Tel. 06131 39-37343 Fax 06131 39-36682 E-Mail: ilkilic@uni-mainz.de http://www.uni-mainz.de