In zwei Wochen findet 30. Jahrestagung der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V. in Augsburg statt. Am 6. und 7. Juni 2024 treffen sich unter dem Motto „Außerklinische Beatmung: Ein Thema, viele Blickwinkel!“ die Mitglieder der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V. zu ihrer 30. Jahrestagung, bei der neben dem 17. Beatmungssymposium unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) e.V. auch eine begleitende Fachausstellung stattfindet. Auf dem Programm stehen Fachvorträge, Diskussions- und Gesprächsrunden, Workshops, ein Wissenschaftsforum und eine Ideenwerkstatt sowie eine Open Stage.
Eingeladen sind nicht nur Mitglieder der DIGAB e.V., sondern alle, die sich für das Thema außerklinische Beatmung und Intensivversorgung interessieren. Vor Ort werden Fachärzt*innen aus Kliniken und dem ambulanten Sektor, Pflegende, Therapeut*innen, Vertreter*innen der Krankenkassen und des Medizinischen Dienstes, der Hilfsmittelversorgung und Medizintechnik sowie die Menschen, die selbst von Beatmung oder Intensivversorgung betroffen sind, sowie ihre Angehörigen sein.
Die Mitglieder der Fachgesellschaft, deren Anfänge bis in die 1990er Jahre reichen, schätzen an der DIGAB, dass die Menschen mit Beatmung als Expert*innen in eigener Sache im Mittelpunkt stehen und die an ihrer Versorgung beteiligten Berufsgruppen mit ihnen auf gleicher Augenhöhe kommunizieren. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Kongresspräsidiums wider. Neben Dr. med. Jens Geiseler, Medizinische Klinik IV – Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin Klinikum Vest GmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus am Standort Paracelsus-Klinik Marl, ist Maria-Cristina Hallwachs aus Stuttgart Kongresspräsidentin. Sie ist die Vertreterin der Menschen mit Beatmung in der DIGAB e.V. und Peer der Fördergemeinschaft Querschnittgelähmter FGQ e.V.
Nach der Behindertenaktivistin Dinah Radtke, die bei der Jahrestagung 2016 in Bamberg Kongresspräsidentin war, ist Maria-Cristina Hallwachs die zweite Expertin in eigener Sache, die diese Aufgabe übernommen hat. Die Teilnahme an den vielen Vorbesprechungen, die Kommunikation mit den Referierenden und die Prüfung vor Ort, ob die Veranstaltungsräume sowie Zugänge barrierefrei sind, sind für Menschen, die nicht nur auf den Rollstuhl, sondern auch die permanente Assistenz angewiesen sind, eine enorme Herausforderung. Obwohl es mit Intercongress eine Agentur gibt, die den Kongress plant, müssen die Kongresspräsident*innen zahllose Telefonate führen und E-Mails verschicken. Wer von Frau Hallwachs eine E-Mail erhält, sollte sich immer wieder bewusst machen, dass sie diese nicht mit den Fingern eintippen kann, sondern dass sie hierfür ein Mundstück nutz, an dem ein Stab befestigt ist. Ihren Rollstuhl und andere Funktionen steuert sie mit einem Joystick per Kinn oder Kopf. So bewundernswert das ist, macht es doch noch nicht das aus, was in der Überschrift mit „außergewöhnlich“ gemeint ist. Außergewöhnlich ist, dass Maria-Cristina Hallwachs im Rahmen ihrer Peer-Tätigkeit Menschen und deren Angehörige in der Akutphase seit vielen Jahren kompetent und einfühlsam berät. Dabei wird sie immer wieder mit ihrem eigenen Schicksal konfrontiert: Nur wenige Wochen nach ihrem Abitur hatte sie sich bei einem Kopfsprung in ein Schwimmbecken den obersten Halswirbel gebrochen. Seitdem ist sie querschnittgelähmt (C1/C2) und beatmungspflichtig. Trotzdem studierte sie und führt bis heute ein selbstbestimmtes Leben. Dazu gehört u.a. ihr sensationeller Auftritt im Theaterstück „Qualitätskontrolle“, das sie gemeinsam mit dem Autoren-Regie-Team „Rimini Protokoll“ entwickelt hatte, und welches mit dem Publikumspreis des Mülheimer Dramatikerpreises „Stücke 2014“ ausgezeichnet wurde.
Das wertschätzende Miteinander zieht jährlich Hunderte von Teilnehmenden zu den DIGAB-Jahrestagungen, wo es neben dem inhaltlichen Teil auch einen musikalisch untermalten Gesellschaftsabend gibt, auf dem die Preisträger*innen für die besten Beiträge auf dem Kongress ausgezeichnet werden. In diesem Jahr wird auch zu einem Sektempfang anlässlich des 30. Jubiläums eingeladen.
Die nächste außergewöhnliche Kongresspräsidentin steht bereits fest. Bei der 31. Jahrestagung der DIGAB e.V. wird dies neben Dr. med. Christian Warnke und Prof. Dr. med. Ralf Ewert die Seelsorgerin und Künstlerin Claudia Lohse-Jarchow sein. Wer mehr über sie erfahren möchte, findet einen Artikel von ihr im neuen DIGAB magazin, das beim Kongress in Augsburg erstmals vorgestellt wird.
Eine Anmeldung zum Kongress ist jederzeit unter https://digab-kongresse.de/ möglich.