Waldems-Esch (INSIGHT Health) – Die letzten Rabattausschreibungen insbesondere der AOK belegen einen Wandel in der Rabattstrategie der Krankenkassen. Bestimmten bislang Portfolioverträge zwischen Krankenkassen und Arzneimittelherstellern den Großteil des so genannten Rabattmarktes, werden diese nun nach und nach durch Rabattverträge abgelöst, die über EU-weite Ausschreibungen zustande kommen und sich auf ausgewählte Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen fokussieren. Zumindest kurzfristig führt das bei der AOK zu einem Mengenrückgang bei den rabattierten Arzneimitteln.
Noch im Mai 2009 waren 68,2 Prozent aller AOK-Verordnungen im generikafähigen Markt (Generika, Altoriginale und Biosimilars) rabattiert. Dies entspricht 11,1 Mio. Packungen mit einem Umsatzvolumen von 109 Mio. Euro nach Abgabepreisen des pharmazeutischen Unternehmers (ApU). Mit dem Start der Rabattverträge (am 1. Juni 2009) über 63 Wirkstoffe aus der letzten AOK-Ausschreibung ist dieser Anteil zunächst auf 54,4 Prozent zurückgegangen. Betrachtet man nur die ausgeschriebenen 63 Wirkstoffe, dann wird der Rückgang noch deutlicher: Von 80,9 Prozent auf 51,9 Prozent. Dieser Rückgang bedeutet allerdings, so die Experten von INSIGHT Health, nicht zwangsläufig eine Verringerung der Einsparpotenziale der AOK. Zum einen sind die Rabattquoten bereits im Juli wieder auf über 57 Prozent gestiegen. Zum anderen darf man davon ausgehen, dass die Rabatthöhen, die über die Ausschreibungen erzielt werden können, in der Regel deutlich über jenen der Portfolioverträge liegen.
Es gibt allerdings mit dem Wirkstoff Omeprazol ein Beispiel aus den zum 1. Juni gestarteten Rabattverträgen, bei dem auch ein hoher Rabatt den Rückgang rabattierter Verordnungen nicht ausgleichen kann. Nach aktuellen Werten, die INSIGHT Health auf der Basis einer kontinuierlichen Vollerhebung aller abgerechneten GKV-Rezepte ermittelt, lag im Juli 2009 der Anteil rabattierter Verordnungen des AOK-Rabattpartners KSK-Pharma an allen Omeprazol-Verordnungen zu Lasten der AOK gerade einmal bei 8,6 Prozent. Zum Vergleich: Noch im Mai 2009 lag die Umsetzungsquote bei diesem Wirkstoff bezogen auf alle damaligen Rabattpartner bei 84,6 Prozent. Der Grund für die aktuell niedrige Umsetzungsquote liegt vor allem darin, dass KSK zum Ausschreibungszeitpunkt nicht alle handelsüblichen Packungsgrößen in seinem Portfolio hatte. Statt der viel verschriebenen 60er- und 100er-Packungen hatte KSK nur die 56er- bzw. 98er-Packung im Angebot. Aktuell gibt es daher eine Auseinandersetzung in der Frage, ob der Apotheker eine 56er-Packung des AOK-Rabattpartners abgeben darf, wenn der Arzt eine 60er-Packung verordnet hat.
Bei den meisten Wirkstoffen aus den aktuellen Rabattverträgen liegt die Umsetzungsquote zwar deutlich höher, aber immer noch signifikant unter dem Niveau der abgelösten Portfolioverträge. So lag z.B. die Umsetzungsquote bei dem Wirkstoff Simvastatin in den alten Verträgen zuletzt bei 88,1 Prozent. Aktuell erreicht sie 77,9 Prozent.
Während die Rabattverträge der letzten AOK-Ausschreibung gerade erst gestartet sind, hat die Kasse kürzlich bereits ein neues Vergabeverfahren für 87 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen eröffnet. Wie schon bei der letzten Ausschreibung entspricht jeder Wirkstoff einem Fachlos, für das wiederum fünf Gebietslose gebildet werden. Auf die jetzt ausgeschriebenen Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen entfielen in den letzten zwölf Monaten (August 2008 bis Juli 2009) 49 Mio. Verordnungen, die einem Umsatzvolumen in Höhe von mehr als 750 Mio. nach ApU entsprechen. Die Arzneimittelhersteller sind angehalten, bis zum 16. Oktober ihre Angebote abzugeben. Damit ist ein straffer Zeitplan vorgegeben, laufen doch parallel noch Ausschreibungen der Techniker Krankenkasse, der Innungskrankenkassen sowie einiger Betriebskrankenkassen unter der Federführung von spectrumK.
Wie schon bei den vorausgegangenen Ausschreibungen sind nach Auffassung von INSIGHT Health die Arzneimittelhersteller angehalten, die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen für die einzelnen Wirkstoffe bei den Ausschreibungen der verschiedenen Kassen(gruppen) zu beachten. Neben der Frage nach dem Marktpotenzial gilt es z.B. auch das Potenzial etwaiger Wettbewerber zu analysieren. Zudem ist abzuschätzen, wie sich Umsätze und Deckungsbeiträge bei den einzelnen Wirkstoffen je nach Ausgang der Ausschreibung voraussichtlich entwickeln werden. Zur Vorbereitung auf die Rabattausschreibungen bietet INSIGHT Health mit ihren zahlreichen Services vielfältige Möglichkeiten zur individuellen Unterstützung.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an: Dr. André Kleinfeld, INSIGHT Health, Tel.: 06126/955-64, Fax: 06126/955-20, AKleinfeld@insight-health.de.
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