Berlin – Anlässlich der heutigen Lancierung eines Pilotprojektes zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Krankheiten, die jedes Jahr viele Millionen Opfer in Entwicklungsländern fordern, erklärt Ute Koczy, entwicklungspolitische Sprecherin:
In einem Jahr, in dem sich die Bundesregierung “Innovationen” groß auf die Fahnen geschrieben hat, hat sie prompt die erste große Chance verpasst, ihre Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen.
Heute lancieren verschiedene G8-Staaten in Rom ein Pilotprojekt zur Entwicklung bezahlbarer Impfstoffe. Die so genannten Advanced Market Commitments – Kaufverpflichtungen bei Marktfreigabe – sollen Pharmaunternehmen Anreize geben, solche Impfstoffe zu entwickeln, die sonst nicht genügend Profit versprechen würden. Es handelt sich also um die Bekämpfung von Krankheiten insbesondere in Entwicklungsländern, denn diese sind für Pharmaunternehmen meist keine lukrativen Absatzmärkte. Eine Kaufverpflichtung bedeutet einen festen Absatzmarkt für das erste Unternehmen, das den gewünschten Impfstoff entwickelt und fördert dadurch Innovation und Wettbewerb.
Deutschland konnte sich nicht dazu durchringen,dieses Pilotprojekt finanziell zu unterstützen. Das Argument lautet, es sei beim ersten angepeilten Ziel – der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Pneumokokkus . kein Marktversagen feststellbar. Doch das geht an der Realität vorbei. Pneumokokkus verursacht Lungenentzündung und Hirnhautentzündung und kostet damit vielen Kleinkindern das Leben. Einen Impfstoff gibt es noch nicht – und ohne einen solchen Anreiz wird es vermutlich auch nie einen Impfstoff geben, den sich Menschen in Entwicklungsländern leisten können.
Gut, dass Italien, Kanada, Großbritannien, Norwegen dies verstanden haben und dieses Pilotprojekt finanziell unterstützen. Schade, dass Deutschland mal wieder nicht dabei ist.