Düsseldorf/Neuss – Ingo Morell ist an diesem Dienstag zum neuen Präsidenten der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) gewählt worden. Die Mitgliederversammlung sprach dem 63-Jährigen in Neuss einstimmig das Vertrauen aus. Die Entwicklung der KGNW hat er schon viele Jahre als Vizepräsident mitbestimmt. Er ist Geschäftsführer der Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH, zudem steht Ingo Morell auch als Präsident an der Spitze der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Bei der KGNW übernimmt er den Staffelstab von Jochen Brink (65), der neun Jahre lang das Ehrenamt des Präsidenten ausgeübt hat und nun in den verdienten Ruhestand geht. Seine offizielle Verabschiedung ist coronabedingt im Frühjahr geplant.
Die Mitglieder bestätigten außerdem den 47-jährigen Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, als Vizepräsidenten. Als weiteren Vizepräsidenten wählten sie erstmals Dr. Matthias Ernst (52), Geschäftsführer am Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld, an die Verbandsspitze. Die Mitgliederversammlung fand unter strengen Corona-Schutzvorkehrungen statt.
Der Präsidenten-Wechsel in der KGNW fällt in eine für die Krankenhäuser und das Gesundheitssystem besonders herausfordernde Zeit. „Wir wollten es lange nicht wahrhaben: Aber Corona ist nicht nur nicht weg, die Pandemie ist mit einer erschreckend mächtigen Welle zurückgekommen“, sagte Ingo Morell. „Dabei haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern schon seit mehr als 20 Monaten bis zur Erschöpfung um das Leben so vieler Patientinnen und Patienten gekämpft. Oft mit Erfolg, oft aber leider auch nicht.“ Gleichzeitig seien auch die Krankenhausträger immer wieder bis an die Grenzen des wirtschaftlich Leistbaren und ins finanzielle Risiko gegangen, damit die Kliniken verlässlich als Rückgrat der Gesundheitsversorgung funktioniert haben. Weil die bestehenden Schutzmechanismen zum Jahresende auslaufen, forderte der neu gewählte KGNW-Präsident eine neue Absicherung aller Krankenhäuser für 2022: „Jetzt in dieser vierten Welle darf es nicht soweit kommen, dass Krankenhäuser in Schieflage geraten. Eine solche Unsicherheit inmitten der Pandemie haben vor allem die enorm engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht verdient.“ Deshalb müsse die neue Bundesregierung schnell einen neuen Ausgleich für das kommende Jahr einsetzen. Zugleich begrüßte Morell die jetzt im Bundestag debattierte Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes als Schritt in die richtige Richtung.
Krankenhausplanung: „Unsere Bereitschaft steht.“
In dieser Phase sei auch die Landesregierung in der Pflicht, hob Ingo Morell hervor. Denn für die 341 nordrhein-westfälischen Krankenhäuser gehe es im kommenden Jahr um die zukünftigen Versorgungsstrukturen, wenn die neue Krankenhausplanung in 16 Versorgungsregionen konkret umgesetzt wird. „Unsere Bereitschaft steht, dass wir diesen Weg mitgehen. Wenn die Krankenhäuser durch Corona in wirtschaftliche Schieflage geraten, fehlt aber die notwendige Basis für solche Verhandlungen.“ Zugleich wiederholte Morell die Forderung nach einer nachhaltigen Finanzgrundlage für die Krankenhausplanung. Die Krankenhäuser bräuchten zugleich genügend Luft, um den anderen drängenden Fragen wie dem Fachkräftemangel, der Digitalisierung und den Anforderungen an klimaneutrale Einrichtungen zu begegnen.
Besonders Corona und Krankenhausplanung prägten auch die Bilanz der Mitgliederversammlung für das zu Ende gehende Jahr. „Wir haben alle zusammen in vergangenen beiden Jahren große Herausforderungen angenommen und bewältigt. Die Bürgerinnen und Bürger, auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten von uns, dass wir das Jahr 2022 ebenso angehen“ sagte KGNW-Geschäftsführer Matthias Blum. Auf das neue Präsidium und den neu gewählten KGNW-Vorstand kämen wichtige Weichenstellungen zu. Erstmals erhielten die Mitglieder überdies einen neu gestalteten Geschäftsbericht für 2020.