Mainz – Die Universitätsmedizin Mainz hat das Jahr 2011 mit einem Überschuss von 456.000 Euro abgeschlossen. Dabei wurde der Wachstumskurs der letzten Jahre fortgesetzt: 2011 wurden mehr Patienten behandelt als je zuvor. Was den Verantwortlichen jedoch zunehmend Kopfzerbrechen bereitet, ist die Entwicklung der Krankenhausfinanzierung. Bundesweit steuern dabei insbesondere die Universitätsklinika mit ihren besonderen Leistungsangeboten und Aufgaben in Krankenversorgung, Forschung und Lehre auf eine immer schwierigere wirtschaftliche Lage zu. Trotz der angespannten finanziellen Situation wurden im Jahr 2011 Stellen aufgebaut: So waren bei der Universitätsmedizin im Jahr 2011 auf 5456 Vollzeitstellen durchschnittlich 7507 Mitarbeiter beschäftigt – und damit 160 Personen mehr als im Jahr 2010.
„Wir haben auch im vergangenen Jahr den Weg der Leistungssteigerung weiterverfolgt und so vielen Patienten geholfen wie nie zuvor“, bilanziert der Kaufmännische Vorstand Norbert Finke. So habe man 63.779 Patienten stationär behandelt, das entspricht gegenüber 2010 einem Zuwachs von 1,5 Prozent. Obwohl die Universitätsmedizin wieder ihre medizinischen Leistungen gesteigert habe, konnte das ambitionierte Planziel eines deutlichen Überschusses nicht erreicht werden. „Wir haben über Jahre unser Bestes gegeben und arbeiten unermüdlich. Dank des großen Engagements unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wir unsere Leistung daher kontinuierlich steigern können – allerdings bereitet uns die Entgeltsituation zunehmend Kopfzerbrechen“, betont der Medizinische Vorstand und Vorstandsvorsitzende, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer. Und die Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin, Wissenschaftsministerin Doris Ahnen, hält fest: „Wir haben ein anstrengendes Jahr 2011 hinter uns, das mit außerordentlichem Engagement aller Beteiligten in der Universitätsmedizin auch wirtschaftlich zu einem guten Ende gekommen ist. Aber das Jahr 2012 wird noch schwieriger.“
Erfreulich verlief 2011 die Entwicklung hingegen im Bereich der Erlöse für ambulante Leistungen. „Hier erhielt die Universitätsmedizin im Jahr 2011 die Genehmigung verschiedene hochspezialisierte Leistungen oder seltene Erkrankungen nach Leistungstarifen gemäß §116b abrechnen zu können“, so Norbert Finke. „Dies ist im Rahmen des bestehenden Hochschulambulanzvertrages so nicht möglich. Denn dieser sieht pro Patient eine Pauschale von 94 Euro vor – unabhängig von Art und Umfang der Diagnose. Zudem ist die Zahl dieser Patienten auf 83.000 begrenzt.“
„Die Schere zwischen Leistungsentgelten auf der einen und Kosten auf der anderen Seite ist das mit Abstand größte Finanzierungsproblem der Universitätsklinika“, so äußerte sich jüngst der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands auf einer Pressekonferenz und sprach gar von einer „Finanzkrise der Uniklinika“. Und weiter: „Auch nachgewiesen leistungsstarke Klinika geraten in die roten Zahlen. 2012 wird voraussichtlich nur noch jedes siebte Universitätsklinikum ein positives Betriebsergebnis erwirtschaften.“
Diese Problematik ist auch an der Universitätsmedizin Mainz täglich spürbar. „Zunehmend kann die Ausgabensteigerung in den Personal- und Sachkosten durch die Erträge nicht in vollem Umfang gedeckt werden. Es wird für uns daher immer schwieriger, kostendeckend zu arbeiten und die auseinander driftenden Kosten und Erlöse auszubalancieren“, verdeutlicht Professor Pfeiffer. Dabei könne das Fallpauschalensystem, nach dem die Krankenhäuser einheitlich vergütet werden, deren Höhe sie aber nicht unmittelbar beeinflussen können, verschiedene Spezifika von Universitätskliniken – wie zum Beispiel die Behandlung hochkomplexer Fälle – nicht hinreichend abbilden. „Vor diesem Hintergrund möchte ich einem Ergebnis für 2012 nicht vorgreifen, aber wir rechnen derzeit für das laufende Jahr mit einem schlechteren Abschluss als in 2011.“
„Wir haben nicht den einen großen Hebel, den wir umlegen können. Wir müssen vielmehr an sehr vielen Stellschrauben drehen. Genau dies ist gerade Gegenstand sehr intensiver Beratungen innerhalb der Universitätsmedizin, insbesondere vor dem Hintergrund, dass primär ein Personalabbau auch künftig vermieden werden soll“, resümiert Norbert Finke.