Berlin – Rauchfrei: Ärztliche Kurzintervention ist wirksam!
Die gesetzgeberischen Maßnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums greifen langsam. Dennoch wird zu viel geraucht. Gesundheitlich gefährdet sind besonders die abhängigen Raucher. Sie können in den meisten Fällen nicht ohne Hilfe von außen aufhören. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von körperlichen Erkrankungen aufgrund des Rauchens, die allein im Jahr 2006 zu 42.348 vorzeitigen Todesfällen in Deutschland geführt haben. Das durchschnittliche Alter der an Lungenkrebs Gestorbenen lag bei 69,5 Jahren und damit um sieben Jahre niedriger als das der Gestorbenen insgesamt. Die Behandlung allein der Folgeerkrankungen kostet Milliardenbeträge.
Etwa 35 % der männlichen und 25 % der weiblichen Patienten in Arztpraxen rauchen Tabak. Annähernd zwei Drittel dieser Gruppe haben nicht die Absicht, das Rauchen aufzugeben. “Der Ärzteschaft kommt bei der Beratung zum Nichtrauchen eine Schlüsselrolle zu. Der ärztliche Ratschlag stellt für die Patientinnen und Patienten oftmals die zentrale Motivation dar, mit dem Rauchen aufzuhören. Wir möchten Ärzte ermutigen, konsequent und regelmäßig Raucherinnen und Raucher anzusprechen. Die ärztliche Kurzintervention ist eine gut investierte Zeit, denn steter Tropfen höhlt den Stein, so Dr. Rüdiger Meierjürgen, bei der BARMER zuständiger Leiter für den Bereich Prävention. Die BARMER stellt – zusammen mit der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen und unterstützt durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – eine neue Broschüre Ich rauche. Ich rauche nicht. Ich werde rauchfrei zur Unterstützung der Menschen vor, die ihr Rauchverhalten verändern wollen. Insbesondere Ärzten wird damit Material an die Hand gegeben, welches sie an ihre rauchenden Patientinnen und Patienten weitergeben können.
Mit diesem Material bauen wir auf die bewährten Ausstiegsmotivationen, wie sie auch im Bereich der Motivation zum Ausstieg aus dem Alkoholkonsum eingesetzt werden, so Rolf Hüllinghorst, der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Dass dieser Ansatz auch Rauchern und Raucherinnen hilft, zeigen die Ergebnisse des Greifswalder Forschungsprogramms Gesundheitsberatung durch Hausärzte: Die Befragung der Patienten nach zwei Jahren ergab, dass nach lediglich zehnminütiger Beratung durch den Hausarzt 21% der Patienten nicht mehr rauchten. Dr. Christian Meyer: Die Motivierung rauchender Patienten durch den Hausarzt unterstützt nachhaltig den Weg ins rauchfreie Leben.
Eine solche Broschüre zum Rauchverzicht muss eingebunden werden in eine Kampagne, so die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Prof. Dr. Elisabeth Pott. Hierzu bietet sich das rauchfrei-Programm der BZgA an, die ein weites Spektrum an Informationen vorhält, wie den Beratungsleitfaden für Ärzte und Ärztinnen zur Kurzintervention bei Raucherinnen und Rauchern, welches Medizinern hilft, ihren Patienten anzusprechen. Hinweise zu Gesprächsführung und Interventionstechniken mit rauchenden Patientinnen und Patienten und die konkreten Schritte der Intervention durch die Ärzte werden vermittelt. Trotz allen guten Materials und dem Bemühen, Ärztinnen und Ärzte zu motivieren, ihre rauchenden Patienten anzusprechen, gibt es in diesen Bereichen Defizite. Viele Ärzte sind für den Umgang mit Raucherinnen und Rauchern nicht ausreichend ausgebildet. Es gibt eine wachsende Zahl unterschiedlicher Angebote zur Raucherentwöhnung. Diese könnten besser vernetzt werden. So sollten Mediziner noch mehr als bisher auf das breite Angebot von Raucherentwöhnungskursen verweisen.
Bedeutung der Hausärzte für die Prävention tabakbedingter Gesundheitsschäden
Ergebnisse des Greifswalder Forschungsprogramms