Düsseldorf/Augsburg – Am 1. Januar 2018 ist in Augsburg als erste Region in Deutschland die sogenannte „integrierte Allgemeine Palliativversorgung“ (i-APV) gestartet. Dieses völlig neuartige besondere Versorgungskonzept garantiert die umfassende Versorgung Schwerstkranker und Sterbender in ihrer häuslichen Umgebung, die die Bedingungen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) noch nicht erfüllen. Dieses Versorgungsmodell wurde zwischen der GWQ ServicePlus AG und dem Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. (AHPV) – mit Unterstützung der Siemens-Betriebskrankenkasse SBK und der Audi BKK – entwickelt und steht allen Kassen offen. Mit der i-APV tragen innovative Krankenkassen und das Augsburger Hospiz- und Palliativnetzwerk für eine zusätzliche Qualität in der Palliativversorgung bei, die trotz gesetzlicher Verbesserungen oft immer noch am Bedarf der Patienten und ihrer Angehörigen vorbeigeht: Obwohl die meisten schwerstkranken Menschen die letzte Lebensphase zu Hause verbringen möchten, stirbt bis heute jeder Zweite im Krankenhaus. Denn weder Organisation noch Vergütungsregeln der gesetzlichen Krankenversicherung sind auf eine umfassende und fallgerechte Versorgung zu Hause ausgelegt.
Mit der i-APV haben GWQ und AHPV in den zurückliegenden 3 Jahren ein umfassendes Versorgungsmodell zwischen Regelversorgung und SAPV entwickelt, das von Anfang an über die Pilotregion Augsburg hinaus angelegt wurde und eine häufige und typische Versorgungslücke zwischen der Regelversorgung und der SAPV gezielt ausräumt: Diese findet sich immer dann, wenn die SAPV noch nicht verordnungsfähig und die Regelversorgung aufgrund zeitlicher Beanspruchung oder fehlender Vergütung überfordert ist – zeitlich betrachtet also im letzten Lebensjahr der Betroffenen.
Ein wichtiger Schlüssel dazu ist die Einrichtung zentraler Koordinationsstellen, die auf regionaler Ebene die Organisation und Vernetzung aller Leistungen übernehmen, die für eine hochwertige Versorgung bis zum Lebensende im häuslichen Umfeld notwendig sind. Die i-APV macht dabei nicht nur den Weg für die Versorgung zu Hause frei, sondern stellt sicher, dass alle Leistungen genau für die Situation der einzelnen Patienten zusammengestellt werden – und das nicht nur in den letzten Tagen wie bei der SAPV, sondern bereits deutlich früher.
Derzeit werden die letzten Lebenswochen und -monate von Schwerstkranken oft vom Wechsel zwischen stationären Aufenthalten und Entlassungen nach Hause bestimmt. In den Kliniken werden dann häufig Untersuchungen und Behandlungen durchgeführt, die den Zustand der Patienten nicht verbessern und von ihnen auch nicht gewünscht werden. Zu den Krankenhauseinweisungen kommt es trotzdem, weil die Bedürfnisse der Patienten oftmals unberücksichtigt bleiben und aufgrund des komplexen Krankheitszustands das ambulante System überfordert ist.
Die im Rahmen der i-APV eingeführten Koordinationsstellen stellen nun sicher, dass diese Schwachstellen durch den Einsatz speziell ausgebildeter Palliativ-Care-Pflegekräfte und Ärzte mit palliativmedizinscher Weiterbildung bzw. Facharztqualifikation entgegengewirkt wird. Die hohen Qualifikationsanforderungen sind dabei vertraglich festgeschrieben. Die einzelnen Versorgungsschritte werden konsequent nach den Bedürfnissen und Wünschen der Patienten zusammengestellt, zugleich werden Angehörige einbezogen und entlastet. Die i-APV bietet dazu Grundschulungen zu pflegerischen oder medizinischen Maßnahmen ebenso die Beratung zu sozialen, sozialrechtlichen und spirituellen Aspekten.
Wichtigstes Ziel der i-APV ist es, die Lebenssituation der Palliativpatienten durch ein systematisches Care- und Case-Management zu verbessern, in dessen Rahmen die Symptome systematisch und sektorenübergreifend auf höchstem Niveau behandelt werden. Dr. Johannes Thormählen, Vorstand der GWQ, und Dr. Dr. Eckhard Eichner, Vorsitzender der AHPV, sind überzeugt, dass „…das in dieser Form einzigartige Versorgungskonzept eine deutliche Verbesserung des Status quo bringt, auch mit Blick in die Zukunft. Denn nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels wird die Palliativversorgung in den nächsten Jahren immer wichtiger.“ Eine wirklich bedürfnisorientierte, sektorenübergreifende und integrierte ambulante Palliativversorgung gehört damit zum selbstverständlichen Leistungsangebot jeder versichertenorientierten Krankenkasse, weshalb die GWQ schon jetzt die Ausweitung des Angebots auf weitere Regionen vorbereitet. So wird nach dem AHPV der Christophorus Hospiz Verein in München die i-APV als zweite Region zeitnah einführen.
Zur GWQ: Die GWQ ServicePlus AG ist ein von Betriebskrankenkassen gegründetes Dienstleistungsunternehmen. Sie versteht sich als Gemeinschaft mittelständischer Krankenkassen, für die sie innovative Lösungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Qualität der Versorgung entwickelt. Die Verträge und Dienstleistungen der GWQ können von allen Krankenkassen als Aktionärs- oder Kundenkasse in Anspruch genommen werden.
Zur Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung (AHPV) e.V.: Die Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. wurde 2009 gegründet und ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen und Organisationen in Stadt und Landkreis Augsburg, die gemeinsam Hospice Palliative Care voranbringen wollen. Mit über 50 Mitgliedern ist das Netzwerk eines der großen seiner Art in Deutschland.
Das Anliegen ist, schwerstkranken Menschen, Sterbenden und ihren Angehörigen zu helfen. Die AHPV ist eine Plattform für Zusammenarbeit, Fortbildung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit. In der direkten Patientenversorgung gibt es nur ein Angebot: die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV). Sie wird über die Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH realisiert, eine 100-prozentige Tochter der AHPV.
Ansprechpartner bei der GWQ ServicePlus AG: Christian Mävers, Leiter Versorgung & Region Mitte, Telefon: 02 11 75 84 98 44, E-Mail: christian.maevers@gwq-serviceplus.de, www.gwq-serviceplus.de
Ansprechpartner bei der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V.: Dr. Dr. Eckhard Eichner, Telefon: 0821 455550-0, E-Mail: kontakt@ahpv.de, www.ahpv.de