München – Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml hat am Mittwoch in München den ersten Bericht zur psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen im Freistaat vorgestellt. In dem bundesweit einzigartigen Bericht werden die häufigsten Krankheitsbilder unter die Lupe genommen und zahlreiche Daten aus unterschiedlichen Quellen gebündelt. Enthalten sind auch Informationen zu den wohnortnahen Angeboten zur Beratung und Betreuung für psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Der Bericht widmet sich zudem bestimmten Risikogruppen, die besondere Hilfe benötigen.
Huml betonte: “Wir haben jetzt eine umfassende Informationsgrundlage zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Bayern. Das ist auch unser Schwerpunktthema in diesem Jahr. Ich möchte darauf hinwirken, dass die Betroffenen frühzeitig Hilfe finden. Deshalb dürfen psychische Krankheiten kein Tabu sein.”
Die Ministerin fügte hinzu: “Ich freue mich, dass uns Viktoria Rebensburg bei unserer Schwerpunktkampagne unterstützt. Sie kann als erfolgreicher und engagierter Ski-Star viel Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema erzielen. Für diesen Einsatz danke ich sehr herzlich!”
Rebensburg unterstrich bei der gemeinsamen Pressekonferenz: “Auch im Sport gilt es, psychisch stark zu sein, weil Training und Wettkämpfe viel Disziplin, Willen und Durchhaltevermögen erfordern. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern und meine Trainer mich gefördert haben – ganz ohne Druck. So eine Unterstützung ist besonders bei Kindern und Jugendlichen wichtig. Mir hat sie Sicherheit gegeben, mich zusätzlich motiviert und mir geholfen dranzubleiben – auch wenn es mal nicht optimal gelaufen ist.”
Der neue Bericht zeigt unter anderem, dass die Zahl der Behandlungen aufgrund psychischer Störungen in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Huml erläuterte: “Das liegt zum Teil sicher daran, dass die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für dieses Thema deutlich gestiegen ist und auch die Behandlungsangebote ausgeweitet werden konnten. Das ist positiv, weil es dabei hilft, psychische Erkrankungen weiter zu entstigmatisieren. Allerdings wird in der Öffentlichkeit oft sehr emotional darüber diskutiert, wo entwicklungsgerechtes Verhalten endet und eine psychische Störung beginnt. Unser Bericht soll auch zur Versachlichung der Debatte beitragen.”
Huml verwies darauf, dass das Bayerische Gesundheitsministerium in diesem Bereich bereits seit längerer Zeit aktiv ist. So werden Modellprojekte zur Behandlung von Depressionen im Kinder- und Jugendalter oder zur Verbesserung der Vernetzung zwischen Jugend- und Suchthilfe gefördert.
Die Ministerin fügte hinzu: “Wir unterstützen zudem Fachärzte und Psychotherapeuten bei der Niederlassung im ländlichen Raum. Ferner wollen wir die vorgezogene Schuleingangsuntersuchung flächendeckend in ganz Bayern einführen. Klar ist: Was wir heute gemeinsam für die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen erreichen, ist die beste Investition in die Gesellschaft von morgen!”
Der Bericht beinhaltet unter anderem Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Demzufolge lag im zweiten Halbjahr 2014 für etwa 470.000 Kinder und Jugendliche im Freistaat die Diagnose einer psychischen Störung vor – dazu zählen auch Entwicklungsstörungen. Das ist rund ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen in Bayern. Die Daten gelten für die circa 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Bayern, die in der Gesetzlichen Krankenversicherung sind.
Bei den Klein- und Vorschulkindern sind Entwicklungsstörungen die häufigste Diagnose. Im Alter zwischen 7 und 14 Jahren gewinnen Verhaltensstörungen und emotionale Störungen an Bedeutung. Hier macht die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gut die Hälfte der Diagnosen aus. Im Alter zwischen 15 und einschließlich 17 Jahren kommen auch Depressionen hinzu.
Erfreulich ist die Entwicklung beim Alkohol- und Tabakkonsum. So geht die Zahl der Krankenhauseinweisungen infolge von Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen in Bayern zurück. Außerdem hat der Anteil der jugendlichen Raucher im Alter von 12 bis 17 Jahren nach Erhebungen der BZgA mit 9,6 Prozent im Jahr 2015 den niedrigsten Wert seit Beginn der Erhebungen Ende der 1970er-Jahre erreicht.
Der Bericht ist im Internet zu finden unter: www.aktiv-schauen.de