München – Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek setzt sich gemeinsam mit den Kommunen und Pflegekassen dafür ein, die Pflegeinfrastruktur in Bayern für die Zukunft zu stärken. Ein entsprechendes Strategiepapier wurde am Freitag in Nürnberg anlässlich des Fachkongresses „Gute Pflege. Daheim in Bayern“ beschlossen. Mitwirkende sind neben dem Ministerium der Bayerische Gemeindetag, der Bayerische Städtetag, der Bayerische Landkreistag, der Bayerische Bezirketag und die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern e.V. (ARGE).
Holetschek erläuterte: „Unser Ziel ist, angemessene, bedarfsorientierte und wirtschaftliche Sorge- und Pflegestrukturen zu schaffen. Dazu zählen Angebote und strukturelle Maßnahmen, die den Pflegeberuf attraktiver machen. Ein weiterer Punkt ist die Stärkung der häuslichen Pflege, indem bedarfsgerechte Strukturen zur Unterstützung der Pflegebedürftigen und ihrer pflegenden Angehörigen geschaffen werden.“
Der Minister fügte hinzu: „Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt stetig. Gleichzeitig zeichnet sich ein zunehmender Mangel an Pflegekräften ab. Auch die Zahl der pflegenden Angehörigen wird voraussichtlich abnehmen. Wir müssen uns deshalb jetzt noch stärker den demografischen Herausforderungen stellen und die Versorgungsstrukturen im Freistaat anpassen. Die Lösung dieser Mammutaufgabe kann nur gemeinsam mit den Kommunen gelingen.“
Der Minister unterstrich: „Die Kommunen sind zentraler Ort für unser Leben. Mit ihnen zusammen will ich die Frage beantworten, wie wir die Betreuung und Versorgung von Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren bewältigen und gut gestalten können. Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, dass es uns im ersten Schritt gelungen ist, eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten und diese in das heute beschlossene Papier einfließen zu lassen.“
Franz Löffler, Präsident des Bayerischen Bezirketags sagte: „Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Ein großer Anteil der ambulanten Versorgungsleistungen wird hier von Angehörigen und dem näheren sozialen Umfeld geschultert. Daher finde ich den in dem Papier enthaltenen Ansatz richtig und wichtig, insbesondere die Hilfen im Vorfeld der Pflege auszubauen. Diese müssen mit bereits bestehenden Angeboten wie zum Beispiel den Pflegestützpunkten eng vernetzt werden, damit sie sich gegenseitig ergänzen. Wir müssen unsere Ressourcen auch in diesem Bereich klug und effizient einsetzen und nutzen!“
Thomas Karmasin, Präsident des Bayerischen Landkreistags betonte: „Wir benötigen eine grundlegende Reform der Pflege, eine Entlastung der Langzeitpflege und eine Stärkung der Pflege daheim durch so genannte sorgende Gemeinschaften. Das Positionspapier ist ein wichtiger erster Schritt, dem noch viele weitere folgen müssen. Leistungsfähige Pflegestrukturen müssen in die heutigen gesellschaftlichen Gegebenheiten passen. Die bayerischen Landkreise fördern deswegen sorgende Gemeinschaften als Mix aus professionellen Kräften, An- und Zugehörigen sowie zivilgesellschaftlich Engagierten. Der Aufbau von Sorgestrukturen auf Gemeindeebene kann nur im Zusammenwirken von Freistaat, Kommunen und Kassen gelingen.“
Markus Pannermayr, Vorsitzender des Bayerischen Städtetags sagte: „Pflege findet vor Ort, bei den Bürgerinnen und Bürgern statt. Die Bayerischen Kommunen wissen, wie wichtig das Thema Pflege vor Ort ist und haben hierzu bereits zahlreiche, wertvolle Initiativen ins Leben gerufen. Das Positionspapier, das heute gemeinsam verabschiedet wurde, macht deutlich, dass die enormen Herausforderungen im Bereich Pflege nur gemeinsam gemeistert werden können. Wir als Bayerischer Städtetag bringen uns gerne konstruktiv in den weiteren Dialog ein.“
Dr. Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetags erklärte: „Die demografische Entwicklung stellt den Standort Deutschland mit Blick auf Fachkräfte in allen Bereichen vor besondere Herausforderungen. Pflege- und Betreuungskräfte sind in einer Zeit zunehmender Hilfs- und Unterstützungsbedürftiger notwendiger denn je. Wir werden es aber realistisch nicht schaffen, die Herausforderungen mit den aktuellen Strukturen zu bewältigen. Wir brauchen neue multimodale Ansätze, die ein Netzwerken von Spezialisten, Hilfskräften und Ehrenamt verzahnen und der älter werdenden Gesellschaft möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in gewohnter Umgebung ermöglichen. Da, wo es noch funktionierende Familienbetreuung gibt, braucht es Unterstützungsangebote, um Überbelastungen zu vermeiden. Um neue Strukturen zu schaffen, ist eine gezielte und vorausschauende Planung und Entwicklung notwendig. Auch wenn den kreisangehörigen Kommunen keine unmittelbaren Regelungskompetenzen zukommen, geht es um die Menschen, die in unseren Kommunen leben und alt werden. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die es kreativ anzugehen gilt. Da sind wir gerne dabei.“
Frau Dr. Irmgard Stippler, Vorsitzende des Vorstandes der AOK Bayern für die ARGE der Pflegekassenverbände in Bayern erläuterte: „Pflege findet vor Ort statt und gute Pflege kann nur gelingen, wenn die Besonderheiten vor Ort berücksichtigt werden. Dabei nehmen die Kommunen als Experten für ihre Region – ob Stadt oder Land – eine entscheidende Rolle ein, für die wir als Kranken- und Pflegekassen verlässlicher Partner mit fachkundiger Pflegeexpertise für eine gelingende Zusammenarbeit sind. Im Schulterschluss von Kommunen, Ländern, Bund sowie Kranken- und Pflegekassen tragen wir gemeinsam die Verantwortung, um Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu gestalten und uns um die Menschen vor Ort zu kümmern. Das gemeinsam erarbeitete Strategiepapier ist insofern eine wertvolle Orientierungshilfe sowie wichtiger Wegweiser für unser Handeln in der Pflegeberatung, Gesundheitsförderung und der aktiven Gestaltung pflegeorientierter Sorgestrukturen.