Berlin – Zum neuen BMBF-Förderkonzept “Vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten” erklärt Uwe Kekeritz, Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit in Entwicklungsländern:
Viel zu spät hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einem neuen Förderkonzept zur Erforschung von vernachlässigten Krankheiten reagiert. Das jetzt vorgelegt Konzept hat zwei entscheidende Nachteile: Die Fördersumme von 20 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre ist eher als homöopathische Dosis zu bezeichnen. Auch der Ausschluss von Tuberkulose und HIV/Aids von der Förderung ist wenig plausibel.
Wir teilen die Kritik der zivilgesellschaftliche Vertreter, die den Ausschluss der beiden bedrohlichsten Krankheiten als Fehler einstufen. Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass mit diesem Konzept die Unterstützung von sogenannten Produktentwicklungspartnerschaften (PDPs) in Angriff genommen wird. PDPs sind internationale Non-Profit-Organisationen, bei denen Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Sie sollen helfen jene Forschungs- und Produktentwicklungslücken zu schließen bei denen die Industrie bisher keinerlei Interesse zeigte, da der Markt der armen Länder ihren hohen Gewinnansprüchen nicht gerecht werden konnte.
Aber nicht nur die Industrie hatte bisher zu wenig Interesse. Auch die Bundesregierung ist kaum an einer wirklich intensiven Erforschung neuer Medikamente oder Impfstoffe für Entwicklungsländer interessiert. Das ist besonders ärgerlich, da auf diesem Gebiet mit einem sehr geringen Aufwand häufig schnell und leicht Menschenleben gerettet werden könnten. Beschämend für Deutschland ist auch, dass das kleine Niederlande zum Beispiel für den gleichen Zeitraum 70 Millionen Euro zu Verfügung stellt.
Entscheidend für den Erfolg der Initiative ist, dass klare Kriterien bei der Vergabe von Geldern an PDPs gesetzt werden. Hier ist besonders an die Handhabung von Lizenzen und Patenten zu denken und an die Gewährleistung, dass am Ende ein Produkt kostengünstig auf den Markt gebracht werden muss. Es ist dringend geboten, dass sich die drei Ministerien BMBF, BMZ und BMG koordinieren und die Gesundheitssysteme und Infrastrukturen vor Ort berücksichtigen. Eine erfolgreiche Produktentwicklung und deren Anwendung in Entwicklungsländern wird von der Unterstützung des BMZ und vor allem der Regierungen vor Ort und der dort aktiven Zivilgesellschaft abhängen.