Berlin – Information und Prävention sind wirksam gegen die Verbreitung von HIV/AIDS. Für ein weltweites, dauerhaftes Zurückdrängen der Virusinfektion ist aber ein Impfstoff unverzichtbar. Auch Mikrobizide könnten Frauen, vor allem in Entwicklungsländern, einen persönlichen Schutz unabhängig vom Verhalten des Mannes ermöglichen. Der Forschungsstand bei Impfstoffen und Mikrobiziden war Thema eines Workshops, der vom 30. Juni bis zum 1. Juli in Berlin stattgefunden hat. Veranstalter waren das Bundesministerium für Gesundheit, das Paul-Ehrlich-Institut, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, die Internationale AIDS-Impfstoff-Initiative IAVI und das Robert Koch-Institut. Forschung für Impfstoffe und neue Präventionsansätze, darunter Mikrobizide, werden auch im “Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung” als wichtige Bausteine herausgestellt.
Bislang wurden zwei Impfstoffkandidaten vollständig in klinischen Studien getestet, mit beiden gelang es nicht, eine HIV-Infektion zu verhindern oder zu kontrollieren. Ein wichtiges Hindernis bei der Entwicklung eines Impfstoffs liegt darin, dass HIV genau die Zellen infiziert, die notwendig sind, um eine wirksame Immunantwort zu starten und aufrecht zu erhalten. Die meisten Wissenschaftler vermuten inzwischen, dass ein wirksamer Impfstoff beide “Arme” der Körperabwehr aktivieren muss: einerseits die zelluläre Immunreaktion, bei der die so genannten T-Zellen die Viren bekämpfen, andererseits die humorale Immunreaktion, bei der B-Zellen Antikörper herstellen.
Auch ein nur teilweise wirksamer Impfstoff würde einen großen Fortschritt bedeuten. IAVI, deren Impfstoff-Aktivitäten auf den speziellen Bedarf von Entwicklungsländer zugeschnitten sind, schätzt, dass z.B. ein zu 50 % wirksamer Impfstoff, der an 30 % der Bevölkerung verabreicht würde, die Zahl der Neuinfektionen in Entwicklungsländern in einem Zeitraum von 15 Jahren mehr als halbieren würde. Auch ein Impfstoff, der die Infektion nicht verhindert, sondern nur die Vermehrung im Körper bremst, könnte die Prognose für den Betroffenen erheblich verbessern und das Ansteckungsrisiko für andere verringern. Derzeit ist eine Reihe von Kandidat-Impfstoffen in der klinischen Prüfung, kurzfristig sind allerdings keine praxisreifen Ergebnisse zu erwarten.
Angesichts der in Entwicklungsländern zunehmenden Infektionsraten unter Frauen und Mädchen besteht ein hoher Bedarf nach einer Methode, mit der sich Frauen effektiv und von ihrem Partner unabhängig vor HIV schützen können. Deshalb wird neben der Impfstoffentwicklung auch an der Entwicklung eines gegen eine HIV Infektion wirksamen Mikrobizids gearbeitet. Mikrobizide sind chemisch-therapeutische Produkte, die zum Beispiel als Creme oder Vaginalring am Eintrittsort des HI-Virus im Körper, üblicherweise die Vagina, lokal angewendet werden, um dort eine Virusübertragung zu reduzieren oder zu verhindern. Ähnlich wie bei der Impfstoffentwicklung gibt es bislang kein effektives Mikrobizid, das vor der Markteinführung stünde. Allerdings befinden sich mehrere Kandidat-Mikrobizide in verschiedenen Phasen der Sicherheits- und Wirksamkeitsprüfung, die weithin unterstützt werden.
Weitere Informationen
· Bundesministerium für Gesundheit zu HIV/AIDS: http://www.bmg.bund.de > Themen · Robert Koch-Institut zu HIV/AIDS: http://www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z · International Partnership for Microbicides: http://www.ipm-microbicides.org · Internationale AIDS-Impfstoff-Initiative IAVI: http://www.iavi.org