Offenbach – Seit Monaten klagt der Hessische Apothekerverband (HAV) über Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Auch Impfstoffe sind hiervon betroffen. Mitte Januar hatte der Hersteller eines Vierfach-Impfstoffes gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken mitgeteilt, dass wegen eines Herstellungsproblems der Impfstoff voraussichtlich frühestens im zweiten Quartal des Jahres wieder lieferbar sei.
Im Jahr 2012 kam es in verschiedenen Bundesländern zu massiven Lieferproblemen bei Grippeimpfstoffen. Dort war der Impfstoff ausgeschrieben worden mit der Folge, dass ein einziger Hersteller den Zuschlag für die Lieferung erhalten hatte. Nachdem bei diesem beim Produktionsprozess Störungen aufgetreten waren, kam es zu erheblichen Problemen bei der Grippeschutzimpfung.
„Dass nun die AOK Hessen und Niedersachsen nach den gemachten Erfahrungen Rabattverträge für Impfstoffe gegen humane Papillomaviren (HPV) abschließen wollen, macht mich fassungslos“, so der stv. Vorsitzende des HAV, Hans Rudolf Diefenbach. Bei Mädchen und Frauen wird durch eine HPV-Impfung die Rate von auffälligen und behandlungsbedürftigen Zellveränderungen am Gebärmutterhals deutlich gesenkt. Wissenschaftler und Ärzte gehen davon aus, dass die Impfung langfristig auch zu einer Senkung der Krebsrate führen wird. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Je früher geimpft werde, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Mädchen noch nicht mit den Viren infiziert habe.
„Wir fordern die Krankenkassen erneut auf, bei Impfstoffen und anderen wichtigen Arzneimitteln die praktizierte Ausschreibungspraxis endlich zu stoppen. In einem hochentwickelten und hochdotierten Gesundheitssystem wie wir es in Deutschland haben, ist es unverantwortlich, so mit der Gesundheit der Bevölkerung umzugehen“, kritisierte Diefenbach. Die Folgekosten, z.B. durch Nichtimpfen, könnten eklatant steigen und die vermeintliche Einsparung der Ausschreibung deutlich übertreffen.