Gießen, Hannover, Köln – Lebererkrankungen zählen weltweit zu den größten Gesundheitsproblemen – und zu den häufigsten Todesursachen. Allein in Deutschland gehen Experten von mindestens fünf Millionen Leberkranken aus. Die Ursachen für Lebererkrankungen sind vielfältig: Häufigste Ursache für eine Hepatitis (Leberentzündung) ist die Fettleber durch Übergewicht, Diabetes mellitus oder Alkohol, gefolgt von Virusinfektionen. Das lebenswichtige Organ Leber ist schmerzunempfindlich, deswegen verlaufen Erkrankungen der Leber über einen langen Zeitraum häufig unbemerkt. Daher steht der diesjährige Lebertag unter dem Motto: „Ist Ihre Leber gesund?“. Um mehr Aufmerksamkeit für die Gesundheit der Leber zu schaffen, thematisieren die Ausrichter des 19. Deutschen Lebertages – Gastro-Liga e. V., Deutsche Leberstiftung und Deutsche Leberhilfe e. V. – bereits im Vorfeld des bundesweiten Aktionstages am 20. November 2018 das Thema Hepatitis.
Als Hepatitis – im Plural Hepatitiden – wird eine Entzündung der Leber bezeichnet, umgangssprachlich wird eine Hepatitis auch Gelbsucht genannt. Allerdings tritt eine Gelbsucht nicht zwangsläufig auf und kann im Fall einer chronischen Hepatitis bereits eine sehr fortgeschrittene Erkrankung bedeuten. Außerdem kann eine Gelbsucht auch andere Gründe haben. Man unterscheidet akute und chronische Leberentzündungen. Von einer chronischen Hepatitis spricht man, wenn die Entzündung länger als sechs Monate anhält. Zu den häufigsten Verursachern zählen neben der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) und der alkoholischen Fettleber (AFL) die Hepatitis-Viren A, B, C, D und E. Weitere Ursachen für eine Hepatitis sind Giftstoffe, Medikamente, angeborene Störungen wie beispielsweise Autoimmunerkrankungen, Entzündungen der Gallenwege, Bakterien oder Parasiten.
Bei einer chronischen Hepatitis wächst die Gefahr weiterer schwerer Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs. Viele Leberentzündungen lassen sich jedoch gut therapieren, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Besonders wichtig ist daher eine frühe Diagnose, die beispielsweise durch die Bestimmung der Leberblutwerte erfolgen kann.
Fettleberhepatitis – Therapie durch Lebensstil-Modifikation
Eine Fettleberhepatitis (Steatohepatitis) wird unterschieden in eine „nicht-alkoholische Fettleberentzündung“ (NASH) und eine durch Alkoholkonsum verursachte „alkoholische Fettleberentzündung“ (ASH). Beide Formen der Fettleberhepatitis können durch eine konsequente Lebensstil-Modifikation – die gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion, Sport und Alkoholverzicht umfasst – therapiert werden. Medikamentöse Therapien der NASH und ASH befinden sich aktuell noch in Entwicklungsstadien.
Virushepatitis – Impfschutz und medikamentöse Therapie
Die Virushepatitis ist eine durch Viren verursachte akute Leberentzündung. Abhängig vom Virustyp erfolgt eine Ansteckung über Lebensmittel und infiziertes Wasser oder über Blut und andere Körperflüssigkeiten. Wenn nicht die in Deutschland vorgeschriebenen hohen Hygienevorschriften eingehalten werden, bergen auch Spritzen, Bluttransfusionen, Tätowierungen und das Stechen von Piercings ein Hepatitis-Risiko. Ein Impfschutz ist nur gegen die Virustypen Hepatitis A (HAV) und Hepatitis B (HBV) möglich. Die Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D (Delta), da diese Virusinfektion nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.
Die Hepatitis C wird vom Hepatitis-C-Virus (HCV) verursacht und ist die gefährlichste Hepatitis. In Deutschland sind etwa 250.000 bis 500.000 Menschen mit dem HCV infiziert. Die chronische Hepatitis C zählt nach der Fettleberhepatitis zur zweithäufigsten Ursache von Leberzirrhose und Leberzellkrebs in Deutschland. Eine Impfung gegen das HCV existiert noch nicht. Seit 2014 sind in Deutschland zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C zugelassen, die direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs – Direct Acting Antiviral Agents) und ohne Interferon auskommen. Damit kann die chronische Hepatitis C bei sehr vielen Patienten in kurzer Zeit und nahezu nebenwirkungsfrei geheilt werden. Die Heilungsraten dieser Interferon-freien Therapien mit acht bis zwölf Wochen Therapiedauer sind sehr hoch, sie liegen in der Regel bei über 90 Prozent.
Neue Therapieregime – gesteigerte Therapie-Effizienz
Aktuell gibt es neu zugelassene Hepatitis-C-Therapieregime, die es ermöglichen, beispielsweise Patienten mit Begleiterkrankungen zu behandeln. „Bei der Therapie mit den seit 2014 zugelassenen direkt wirkenden antiviralen Wirkstoffen zur Behandlung von Hepatitis C standen in der ersten Zeit vor allem Patienten im Vordergrund, bei denen die Lebererkrankung bereits fortgeschritten war“, erklärt Professor Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e. V., und ergänzt: „Bei den neuesten Zulassungen konnte die Therapie-Effizienz noch gesteigert werden. Die sehr gut verträglichen Substanzen sind hoch effektiv, gegen alle HCV-Genotypen gleichermaßen aktiv und können auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder unter Dialysetherapie eingesetzt werden.“
Spezielle Patientengruppen – neue Chancen in der HCV-Therapie
„Die Verbreitung der Hepatitis C ist unter Drogengebrauchern und Substitutionspatienten deutlich höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Aktuelle Daten belegen, dass bei guter Betreuung die gleiche Therapie-Effektivität erzielt werden kann wie bei nicht-substituierten Patienten. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass die Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung an der Therapie auch bei dieser Patientengruppe gegeben ist“, sagt Professor Sarrazin.
Unabhängig von der Patientengruppe und dem Alter sollte sich jeder Einzelne mit der Frage „Ist Ihre Leber gesund?“ beschäftigen und nach Möglichkeit mit einem Arzt eine individuelle Antwort finden. Bundesweit wird diese Frage von den Ausrichtern und allen Aktionsinitiativen am 20. November 2018 im Rahmen des 19. Deutschen Lebertages gestellt. Das Besondere in diesem Jahr: Bei zwei kostenfreien Telefonaktionen werden Leber-Experten als persönliche Ansprechpartner die individuellen Fragen zu Hepatitis und allen weiteren Leberthemen und Lebererkrankungen beantworten. Die Details zu diesen Lebertag-Telefonaktionen werden rechtzeitig veröffentlicht.
Mehr Infos zum 19. Deutschen Lebertag unter: www.lebertag.org
Die Ausrichter des Deutschen Lebertages am 20. November 2018:
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten
von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des
Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.
Prof. Dr. Peter R. Galle, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
Tel 0641 – 97 48 10
geschaeftsstelle@gastro-liga.de
www.gastro-liga.de
Deutsche Leberhilfe e. V.
Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln
Tel 0221 – 28 29 980
info@leberhilfe.org
www.leberhilfe.org
Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
presse@deutsche-leberstiftung.de
www.deutsche-leberstiftung.de