Bielefeld – Das Wichtigste steht in der Klammer: Beim Welt-Delir-(Bewusstseins-)Tag soll Sensibilität erzeugt werden für die Erkrankung, die lange verharmlost wurde und auch heute oftmals nicht erkannt wird, obwohl sie Gefahren birgt. Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) hält bereits seit 2011 mit help+ ein Programm zur Vermeidung des Delirs vor, das große Erfolge zeigt: die Halbierung der Delir-Rate.
Während eines Krankenhausaufenthalts erleiden üblicherweise ca. 10 bis 25 Prozent der älteren Patienten einen akuten Verwirrtheitszustand – ein Delir. „Zu Hause ist mein Angehöriger ganz anders“, ist ein Satz, der dann häufig fällt. Das Programm help+ im EvKB hat gezeigt, dass sich viele Delirien vermeiden lassen.
„Je früher man sich während des Krankenhausaufenthalts mit dem Thema Delir beschäftigt, desto besser – denn ein Delir ist nur schwer behandelbar, man muss es verhindern“, so Dr. Stefan Kreisel, Leitender Arzt der Gerontopsychiatrie im EvKB. Hier setzt help+ an: Durch frühzeitige Maßnahmen der Delir-Prävention sollen jegliche Verwirrtheitszustände vermieden werden. Das Team besteht aus unterschiedlichen Berufsgruppen und Fachgebieten, außerdem besuchen Ehrenamtliche die Patienten vor Ort, aktivieren und orientieren sie. Das EvKB war 2011 das erste Krankenhaus in Deutschland, in dem das Programm eingeführt wurde. Erste Klinik war seinerzeit die Unfallchirurgie und Orthopädie, seitdem wurde help+ auf weitere Kliniken ausgeweitet. Und das mit Erfolg: Die Delir-Rate konnte in diesen Kliniken um die Hälfte reduziert werden.
„Der Rückgang des Delirs auf den Stationen mit help+ ist ein großer Erfolg, schließlich begünstigt ein Delir die Gefahr, zum Beispiel an Demenz, also einer dauerhaften Einschränkung der Gedächtnisleistung, zu erkranken“, so Dr. Stefan Kreisel. Dennoch wurde ein Delir lange Zeit als Durchgangssyndrom verharmlost, und manchmal wird es das heute noch.
Bewusstsein mit Bewusstsein retten
Der Welt-Delir-(Bewusstseins-)Tag stand deshalb im EvKB ganz im Zeichen der Information. Mit Infoplakaten, die in einfachen Worten erklären, was ein Delir ist, hat Julia Bringemeier alle Akutstationen des Krankenhauses im Haus Gilead I und im Johannesstift versorgt und Handzettel an Patienten und Besucher verteilt. Die Diplom-Gerontologin und Koordinatorin von help+ weiß: „Durch das Bewusstsein für die Erkrankung lässt sich oftmals das Bewusstsein der Patienten retten.“