Berlin – Ende Juni hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen sein Gutachten zu einer generationenspezifischen Versorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens vorgelegt.
Anlässlich des Symposiums zum Sondergutachten 2009 erklärt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: Im Jahr 2030 werden rund 40 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre und älter sein. Für unser Gesundheitssystem ist es höchste Zeit, den Paradigmenwechsel weiter zu treiben: weg von einem primär auf die Akutversorgung ausgerichteten System, hin zu einem System, das neben der Akutversorgung Prävention und die Versorgung chronisch und mehrfach Kranker oder pflegebedürftiger Menschen in den MIttelpunkt rückt. Ein gutes Gesundheitssystem hat die Bedürfnisse aller Generationen in unserer Gesellschaft des längeren Lebens im Blick. Es darf nicht folgenlos bleiben, dass ein Fünftel aller Kinder eines Geburtsjahrgangs mit erheblichen gesundheitlichen und psychosozialen Belastungen aufwächst. Dringend notwendig ist zum Beispiel bei ADHS-Kindern eine bessere Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Gesundheitssystem und Schule und andreren Hilfesystemen, z. B. zwischen Arzt, Schule und Eltern.
Die Bundesministerin spricht sich angesichts des Mangels von Hausärzten im ländlichen Raum für eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen Hausärzten und an anderen Gesundheitsberufen aus. Ulla Schmidt: Zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung müssen wir beim Nachwuchs ansetzen. Wenn die Allgemeinmedizin im Studium und den Praktika nur annähernd den Stellenwert hätte, den sie später in der Versorgung besitzt, hätten wir erheblich weniger Sorgen. Gerade Hausärzte müssen von Tätigkeiten entlastet werden, die genauso gut – oder bisweilen vermutlich sogar besser an andere Gesundheitsberufe delegiert werden können, z.B. Dokumentationsaufgaben. Um eine sinnvollere Arbeitsteilung schon in den Ausbildungsgängen der verschiedenen Gesundheitsberufe anzulegen, müssen heute die Weichen gestellt werden. Wenn nicht-ärztliche Berufe – abgesichert durch entsprechende Ausbildung – auch qualifiziertere Tätigkeiten übernehmen können, werden die Ärztinnen und Ärzte entlastet. Die nicht-ärztlichen Berufe gewinnen parallel an Attraktivität für die jungen Menschen, die sich in den nächsten Jahren für einen Beruf entscheiden werden.