Sotschi – Die Entscheidung über das Ergebnis im Slalom der Damen in der Klasse der Sitzenden am Mittwoch ist einen Tag später am Grünen Tisch gefallen. Nach einer Anhörung vor einem dreiköpfigen Gremium des Internationalen Paralympischen Komitees im Olympic Park in Sotschi steht fest, dass die Disqualifikation gegen Anna Schaffelhuber aufgehoben wurde und sie die dritte Goldmedaille in ihrem dritten Rennen bei den diesjährigen Paralympics gewonnen hat. Damit belegt Anna-Lena Forster Platz zwei, Kimberly Joines (Kanada) und Laurie Stephens (USA) rutschen auf die Ränge drei und vier ab.
„Ich bin jetzt einfach nur erleichtert, dass endlich Gewissheit herrscht. Vielen Dank an das gesamte Team, dass mich toll unterstützt hat“, sagte Schaffelhuber nach dem insgesamt knapp dreistündigen Prozess. Entsprechend zufrieden zeigte sich auch Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes: „Das ist eine wunderbare Entscheidung vor allem im Interesse des Sports. Anna hat nachweisbar keinen Regelverstoß begangen und wurde zusätzlich einem 24-stündigen Hin und Her durch die auch zum Teil unprofessionellen Handlungsweisen des IPC ausgesetzt.“
Vom deutschen Team durften mit Schaffelhuber, Bundestrainer Justus Wolf sowie Chef de Mission Karl Quade drei Vertreter der großen Delegation an der Verhandlung teilnehmen. Nach Sichtung der Videos von Schaffelhubers Start haben die nun dreifache Paralympics-Siegerin und Wolf ihr Statement abgegeben. Anschließend hieß es wieder warten. „Das ist schlimmer als am Start, da hat man wenigstens alles selber in der Hand“, sagte Schaffelhuber. Erst nach über zweistündiger Wartezeit fällte die IPC-Kommission um den Vorsitzenden Alan Dickson das Urteil, das im Sinne des Sports ausgefallen ist.
Schaffelhuber war im ersten Durchgang des Slaloms am Mittwoch die Schnellste vor Teamkollegin Anna-Lena Forster, wurde dann aber nach einem Protest des österreichischem Teams bezüglich ihrer Starttechnik disqualifiziert. Das deutsche Team erhob wiederum Einspruch gegen diesen Protest und erwirkte einen Start unter Vorbehalt, so dass Schaffelhuber ohne Bekanntgabe der gefahrenen Zeit vor dem Teilnehmerfeld doch noch zum zweiten Lauf antreten durfte.
Die Präsidentin des Nationalen Paralympischen Komitees von Österreich bedauerte die Geschehnisse. „Das war eine schreckliche Situation für das Mädchen. Sie konnte nichts dafür. Ich bin sehr froh, dass sie für Anna entschieden haben“, erklärte Maria Rauch-Kallat. Die Medaillen-Zeremonie mit dem deutschen Doppelsieg im Slalom findet am heutigen Donnerstag ab 18 Uhr Ortszeit statt. Danach gilt die Konzentration dem Abschluss der Super Kombination am Freitag. Dort liegen Schaffelhuber und Forster vor dem Super-G ebenfalls auf den Plätzen eins und zwei.
Training am Donnerstag und letzte Biathlon-Entscheidungen am Freitag
Der Donnerstag war für die Nordischen Skisportler wettkampffrei. Es war dies der erste Tag seit Beginn der Paralympics in Sotschi. Bei besten äußeren Bedingungen nutzten die Athleten den freien Tag zunächst zu einer letzten Trainingseinheit im Laura Skistadion für die am Freitag anstehenden letzten Einzelentscheidungen im Biathlon. Tino Uhlig (Mitteltal-Obertal) spulte einige Trainingskilometer in klassischer Technik ab und wird wie gewohnt den Biathlonwettkampf auslassen. Alle anderen Athleten bereiteten sich am Vormittag auf der Biathlonanlage mit Schießeinlagen vor und absolvierten ihre Trainingseinheiten für den Tag darauf.
Erfreulich: Nach einer dreitägigen unfreiwilligen Pause wegen seiner Rückenbeschwerden kehrte auch Willi Brem auf die Skatingpiste zurück. „Das Laufen ging ganz gut, ich hoffe die Schmerzen kehren nicht wieder zurück“, blickte der blinde mehrfache Medaillengewinner bei Paralympic-Wettkämpfen vom Team RIG Freiburg schon in Richtung der Staffelwettbewerbe am Samstag. Hier hat die deutsche Mannschaft, wenn die Bestbesetzung (Andrea Eskau, Tino Uhlig und Willi Brem) möglich und die Tagesform stimmt, eine reelle Medaillenchance.
Der Nachmittag wurde auf unterschiedlichste Weise verbracht. Zum einen hatten die Physiotherapeuten mit den Athleten einiges zu tun, um die nach mehreren Wettkämpfen strapazierten Muskeln wieder zu lockert. Ein Teil der Mannschaft nutzte die Möglichkeit zu einer Shoppingtour nach Rosa Khutor. Dort werden die alpinen Entscheidungen ausgetragen. Vivian Hösch hatte daneben noch zwei „Pflichttermine“ bei TV-Sendern zu absolvieren und schlenderte gut gelaunt mit den Fernsehleuten bei den Dreharbeiten über die dortige Promenade.
Die Biathlon-Wettkämpfe am Freitag beginnen um 10 Uhr im Laura Cross Countrystadion.
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