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Hannah aus Deizisau geht es wieder richtig gut. Aus ihrer Aktion sind drei Spender hervorgegangen
Endlich: Es gibt einen Spender für Hannah © Privat

Hannah aus Deizisau geht es wieder richtig gut. Aus ihrer Aktion sind drei Spender hervorgegangen

Die Region war der Wind unter unseren Flügeln

Köln – Vor einem Jahr stand das Leben von Familie Eitel aus Deizisau Kopf. Vater Stefan befand sich mit der ältesten Tochter Hannah im Krankenhaus. Aufgrund einer Blutkrebserkrankung hatte sie kurz zuvor die Stammzellen eines Fremden erhalten. Daheim kümmerte sich Mutter Julia, hochschwanger, um die beiden jüngeren Geschwister. Ein Jahr später gibt es viel zu feiern: Den Jahrestag von Hannahs Transplantation, den ersten Geburtstag ihres Brüderchens Moritz – vor allem aber die Tatsache, dass es der Grundschülerin kurz vor ihrem neunten Geburtstag wieder richtig gut geht. Und somit auch der ganzen Familie.

„Hannah ist kerngesund“, sagt Stefan Eitel im Gespräch mit der DKMS. „Sie ist unglaublich lebensfroh, geht zur Schule, reitet, spielt Fußball im Verein, tanzt Ballett. Hannah ist ein sehr aktives Kind und hat mit ihrer Erkrankung nahezu abgeschlossen.“ Einzig die Haare seien noch ein Stückchen kürzer als vor der starken Chemotherapie, die Hannah zur Vorbereitung auf ihre Stammzellspende erhielt. Anfang April 2021 war es soweit: Hannahs neues Leben, die Stammzellen eines Fremden, kamen in der Tübinger Uniklinik an, in der Hannah behandelt wurde. Dass das damals siebenjährige Mädchen lebensbedrohlich erkrankt war, hatte die Familie durch eine Zufallsdiagnose erfahren: Hannah war Ende 2020, ausgerechnet am Geburtstag ihres Vaters, so unglücklich gestürzt, dass die Eltern sie ins Krankenhaus bringen mussten. Dort entdeckten die Ärzte, dass etwas mit ihren Blutwerten nicht stimmte. Die Diagnose MDS, eine schwere Erkrankung des blutbildenden Systems, folgte wenig später. Eine Stammzellspende war Hannahs einzige Heilungschance.

„Aus Hannahs Erkrankung ist eine große Bewegung entstanden“, erzählt ihr Vater. „Unsere Tochter benötigte einen Stammzellspender. Für einen kleinen Moment wussten wir nicht, wie wir weitermachen sollten. Dann haben wir angefangen, uns unseren Mitmenschen anzuvertrauen. Und plötzlich war unser ganzer Ort, viele Privatpersonen, Firmen, Vereine, eigentlich die ganze Region im Einsatz. Das hat uns so viel Hoffnung gegeben. Die Region war der Wind unter unseren Flügeln.“ Gemeinsam mit der DKMS stellten Familie, Freunde und Bekannte eine große Online-Registrierungsaktion auf die Beine. Mehr als 3500 Menschen ließen sich dabei in die Stammzellspenderdatei der DKMS aufnehmen. „Das hat mir persönlich so viel Energie gegeben“, sagt der 40-Jährige. „Das Engagement der Bevölkerung hat uns alle positiv gestimmt. Ich glaube, dass dies einen sehr großen Anteil daran hat, dass Hannah wieder gesund ist. Den Kopf in den Sand gesteckt haben wir eigentlich nie.“

Im März kam die frohe Nachricht, dass ein Spender gefunden sei. Am 23. März zogen Hannah und Stefan Eitel in die Klinik ein, am 11. Mai durften sie nach Hause zurückkehren. Viele helfende Hände hatten derweil Mama Julia mit den beiden kleinen Kindern und dem Neugeborenen unterstützt. „Uns hat sehr beeindruckt, was eine Gesellschaft fähig ist, zu leisten“, sagt Stefan Eitel. Es ist durchaus nicht so, dass sich jeder nur um sich selbst sorgt. Die Gesellschaft lebt! Zu gern würden wir uns bei allen bedanken, die uns in dieser Zeit unterstützt haben. Aber es ist schwierig, sich bei einer ganzen Region zu bedanken!“

Im Rahmen eines Fußball-Saisonabschlussfestes beim TSV Deizisau im Juni, bei dem auch die Traditionsmannschaft des VfB Stuttgart aufläuft, soll es noch einmal eine DKMS Registrierungsaktion samt Trikotversteigerung zugunsten der gemeinnützigen Organisation geben. „Wir wünschen uns, dass noch viele weitere Menschen so wie Hannah ihren genetischen Zwilling finden“, erklärt Eitel.

Kürzlich durfte die Familie eine ganz besondere Auszeit genießen: eine Familienreha zu sechst auf der Insel Sylt. „Die vier Wochen waren großartig“, schwärmt Julia Eitel. „Wir mussten uns nicht um alltägliche Dinge wie einkaufen und kochen kümmern. Auf einmal waren ganz andere Dinge wichtig.“ Und so erlebten der selbstständige Architekt und seine Frau mit den vier Kindern sorgenfreie Wochen auf der Nordseeinsel mit viel Spiel, Spaß, Sportmöglichkeiten, Sonne, Strand und Meer – und fast gänzlich ohne Regen.

Auch von der DKMS Aktion in Hannahs Namen gibt es gute Nachrichten: Drei der 3500 Personen, die sich hatten registrieren lassen, haben bereits durch eine Stammzellspende eine:r Patient:in irgendwo auf der Welt eine zweite Lebenschance geschenkt.

In einem Jahr möchten Stefan und Julia Eitel einer ganz besonderen Person „danke“ sagen. Dann entfällt die vorgeschriebene Anonymitätsfrist zwischen Hannah und ihrem Spender. Einen anonymen Briefkontakt hat es zwischen beiden Seiten bereits gegeben. Es sei ein tolles Gefühl gewesen, einen Brief zu bekommen und zu spüren, dass da eine Verbindung bestehe, sagen die Eltern. „Wenn wir ihn kennenlernen dürfen, möchten wir uns dafür bedanken, dass wir weiter gemeinsam mit unserer Tochter leben dürfen.“

Wer ebenfalls einen Beitrag dazu leisten möchte, dass Familien wie die Eitels aus Deizisau ihren Lebensweg weiterhin gemeinsam gehen dürfen, zwischen 17 und 55 Jahre alt und gesund ist, kann sich bei der DKMS registrieren. Alle Infos unter dkms.de.