Berlin – Schmerz-Präsident apl. Prof. Dr. W. Meißner: „Versorgung für Schmerzpatienten verbessert, neuer Vertrag mit Krankenkasse bundesweit gestartet, BARMER dabei, weitere können mitmachen!“
„Handeln, bevor Schmerzen chronisch werden, ist nötig und möglich“, so Prof. Dr. Winfried Meißner, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. Dafür wurden nun die Voraussetzungen geschaffen: Ein Team aus Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten klärt bereits nach sechs Wochen anhaltender Schmerzen gemeinsam ab, welche Therapie der Patient erhalten soll. Mit diesem Ambulanten Interdisziplinären Multimodalen Assessment (A-IMA) gibt es nunmehr eine Chance, rechtzeitig eine geeignete Therapie einzuleiten.
Die Deutsche Schmerzgesellschaf e.V. konnte diese neue Behandlungsform „A-IMA“ jetzt vertraglich (Stichwort: Selektivvertrag) mit der BARMER vereinbaren. Weitere Krankenkassen sind angefragt und eingeladen, ebenfalls mitzumachen. Derzeit können deren Versicherte das A-IMA bundesweit in Anspruch nehmen, aktuell an über 10 Zentren, der Ausbau an über 25 Standorten ist für die nächsten Monate eingeleitet. „Wir sind stolz, somit einen zentralen Baustein einer vorherigen Versorgungsstudie PAIN2020, in die Angebotslandschaft des Deutschen Gesundheitswesen zu überführen“, so Schmerz-Präsident Meißner. Details zum A-IMA, inklusive Patienteninformationen und einer Übersicht teilnehmender Zentren sind online einsehbar über den Link www.a-ima.de. Weitere geeignete Zentren sowie weitere gesetzlichen Krankenkassen sind eingeladen, ebefalls mitzumachen.
„Damit setzen wir ein zentrales Element einer vorherigen Versorgungsstudie (PAIN2020) in die Praxis um“, so Dr. Ursula Marschall, Abteilungsleiterin Medizin und Versorgungsforschung der BARMER. Um zu erforschen, wie Patienten vor einer Chronifizierung ihrer Schmerzen bewahrt werden können, ist im Rahmen des Projekts PAIN2020 in den letzten Jahren mit einer öffentlicher Förderung aus dem Innovationsfonds des G-BA in Höhe von rund 7 Mio. Euro der Nutzen des neuen A-IMA wissenschaftlich untersucht worden. Dr. Ulrike Kaiser, eine der wissenschaftlichen Projektleiterinnen der Konsortialpartner der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V ergänzt: „Zentraler Inhalt der Studie, an der rund 1.000 Patienten teilgenommen haben, war das Interdiziplinäre Multimodale Assessment.“ Die Erkenntnisse dieses Projektes sind so vielversprechend, dass es der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. nunmehr gelungen ist, zentrale Inhalte dieser Studie regelhaft in die Patientenversorgung in Deutschland zu überführen und dazu einen entsprechenden Versorgungsvertrag (Stichwort Selektivvertrag) anzubieten. Teilnehmende Einrichtungen verpflichten sich zudem zu besonderen Maßnahmen der Qualitätssicherung. Dabei werden auch Patientenerfahrungen und -einschätzungen regelmäßig erfasst sowie eine Qualitätsberichtserstattung systematisiert. Zudem gibt es besondere Anforderungen an Qualifikationen der Behandlerinnen und Behandler.
„Weitere gesetzlichen Krankenkassen wie etwa Ortskrankenkassen, Betriebskrankenkassen, die Techniker Krankenkasse, IKK, KKH oder aber alle anderen gesetzlichen Krankenversicherungen sind eingeladen, sich dieser erfolgreichen neuen Versorgungsform für ihre Versicherten anzuschließen und deren Leiden zu reduzieren“, ergänzt Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. „Das A-IMA ist eine wichtige Etappe, zur Verbesserung der Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland“, so Isenberg. Weitere Module werden folgen.
Für die Zukunft plant die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. ergänzend zur neuen interdisziplinären Diagnostik des A-IMA ein maßgeschneidertes ambulantes Kurzzeitprogramm, das beispielsweise berufsbegleitend in einem frühen Stadium von Schmerzen durchgeführt werden kann. Derartige Maßnahmen wurde ebenfalls im Projekt PAIN2020 sondiert und werden in den nächsten 3 Jahren systematisch in einem weiteren Innovationsfondsprojekt der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V und ihrer Partner aus Mitteln des Innovationsfonds im Rahmen des Projektes PAIN2.0 erprobt werden.
Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. ist mit rund 3.500 persönlichen Mitgliedern die größte wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft im Bereich Schmerz in Europa. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. ist Mitglied der IASP (International Association for the Study of Pain) sowie der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften).
Sie ist zudem die interdisziplinäre Schmerzdachgesellschaft von derzeit 19 mitgliederstarken weiteren medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften im Bereich Schmerz. Diese Perspektive wird zudem erweitert durch die institutionellen korrespondierenden Mitgliedschaften folgender Vereinigungen: SchmerzLOS e. V. Vereinigung aktiver Schmerzpatienten, MigräneLiga e. V. Deutschland, Milton H. Erickson Gesellschaft für klinische Hypnose (M.E.G.), Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer manual medizinischer Akutkliniken e. V. (ANOA), Interdisziplinäre Gesellschaft für Psychosomatische Schmerztherapie e. V. (IGPS), CRPS Netzwerk – Gemeinsam stark CRPS Bundesverband Deutschland e. V., RLS e. V. Deutsche Restless Legs Vereinigung, ICA Deutschland e. V. Förderverein Interstitielle Cystitis sowie MBSR-MBCT-Verband in der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Die Mitgliedschaft der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. ist interdisziplinär und interprofessionell und besteht aus Schmerzexperten aus Praxis, Klinik, Psychologen, Pflege, Physiotherapie u. a. sowie wissenschaftlich ausgewiesenen Schmerzforschern aus Forschung, Hochschule und Lehre.
Etwa 23 Mio. Deutsche (28 %) berichten über chronische Schmerzen, 95 % davon über chronische Schmerzen, die nicht durch Tumorerkrankungen bedingt sind. Legt man die „Messlatte“ der Beeinträchtigung durch die Schmerzen zugrunde, so erfüllen 6 Mio. Deutsche die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten, beeinträchtigenden Schmerzes. Die Zahl chronischer, nicht tumorbedingter Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und assoziierten psychischen Beeinträchtigungen (Schmerzkrankheit) liegt bei 2,2 Mio. Deutschen.