Hamburg – Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit drängt es die Hamburger auch in diesem Jahr wieder ins Freie. Wer Wanderungen oder Radausflüge ins Umland oder sogar in den Süden Deutschlands plant, sollte darauf achten, keine blutsaugenden Insekten mit nach Hause zu bringen. Denn der außergewöhnlich milde Winter lässt Experten zufolge ein erhöhtes Risiko für die zwei durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten – Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose – erwarten.
Zecken lauern überall in der Natur: an Wegrändern, auf Wiesen, in Parks oder im Unterholz. Zur Entwicklung und Vermehrung sind die Spinnentiere auf frisches Blut angewiesen, das sie sich als Parasiten von Mensch und Tier abzapfen. Damit der Wirt vom Stich nichts merkt und genug Blut aufgenommen werden kann, sondern die Tiere beim Stechen ein Sekret ab, das lokale Betäubungsmittel und Gerinnungshemmer enthält.
“Mitunter finden sich im Speichel der Tiere jedoch auch Viren, welche FSME, also eine Hirnhautentzündung, auslösen können”, erklärt Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland rund 500 Menschen an FSME erkrankt. “Vor allem Bewohner und Urlauber in Risikogebieten sollten sich vorsorglich impfen lassen”, empfiehlt Graue. “Die Schutzimpfung wird von den Krankenkassen bezahlt.” Das Robert-Koch-Institut hat jetzt die FSME-Risikogebiete um 33 Landkreise erweitert; damit gilt fast der komplette Süden Deutschlands als Risikogebiet.
“Borreliose-Bakterien sind Schätzungen zufolge im Magen jeder fünften Zecke angesiedelt”, veranschaulicht Rainer Töbing, Präsident der Apothekerkammer Hamburg. In Stresssituationen erbricht das Insekt den Mageninhalt samt Keimen in die Wunde des Wirtes. Infektion mit schwerwiegenden Folgen für Herz und Nervensystem können die Folge sein. “Aus diesem Grund sollte man nicht versuchen, Zecken mit Öl, Nagellack oder Klebstoff zu ersticken”, rät Töbing. “Denn dadurch gelangen die gefährlichen Erreger erst recht in die Blutbahn.”
Die Gefahr, an Borreliose zu erkranken, wird häufig unterschätzt. Experten zufolge haben sich im vergangenen Jahr 80.000 Menschen in Deutschland mit Borreliose-Bakterien infiziert. Im Gegensatz zu FSME ist Borreliose nicht auf bestimmte Gebiete beschränkt, sondern kommt in ganz Deutschland vor. Einen Impfstoff gibt es bislang nicht.
Die wirksamste Maßnahme gegen beide Infektionen ist der Schutz vor Zecken. Lange und eng anliegende Kleidung, besonders an den Beinen, und festes Schuhwerk erschwert den Holzböcken, an die Haut zu gelangen. Insekten-Abwehrmittel erschweren es den Parasiten, den Wirt zu orten. Die Produkte wirken jedoch nur über eine begrenzte Zeit und müssen regelmäßig neu aufgetragen werden. Nach einem Aufenthalt in der Natur sollte die Haut nach Zecken abgesucht werden. Hat sich eine Zecke festgesetzt, sollte sie mit einer speziellen Zeckenzange oder -karte entfernt werden.
Hinweis an die Redaktion: Die Apothekerkammer Hamburg ist die Berufsorganisation aller Apothekerinnen und Apotheker in der Freien und Hansestadt Hamburg. Der Hamburger Apothekerverein e.V. ist der Verband der selbständigen Apothekenleiterinnen und -leiter in Hamburg.