Heidelberg – Innovatives Ausbildungsprogramm im Praktischen Jahr mit Qualitätsförderpreis Gesundheit Baden-Württemberg 2007 ausgezeichnet / Kooperation der Universitäten Heidelberg und Tübingen
Medizinstudenten in Heidelberg und Tübingen werden im Praktischen Jahr (PJ) mit einem innovativen Lehrprogramm optimal auf die klinische Praxis vorbereitet. Die praxisnahe PJ-Ausbildung, entwickelt von einer Arbeitsgruppe der Universitäten Heidelberg und Tübingen unter Federführung der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, ist jetzt mit dem Sonderpreis des Qualitätswettbewerbs Gesundheit Baden-Württemberg 2007 ausgezeichnet worden, der mit 4,000 Euro dotiert ist. Am 19. Oktober 2007 zeichnete Sozialministerin Dr. Monika Stolz die Preisträger des Qualitätsförderpreises Gesundheit Baden-Württemberg 2007 in Stuttgart aus.
In dem Projekt “Integration von Medizinstudenten im Praktischen Jahr in die klinische Patientenversorgung – Analyse – Intervention – Outcome” absolvieren die angehenden Ärzte zu Beginn ihres PJ-Trainingskurse zur Visitenführung und zur Kommunikation mit Patienten und üben die Behandlung von Notfällen. Überprüfungen der klinischen Fähigkeiten haben gezeigt, dass das PJ-Trainingsprogramm die klinischen Fertigkeiten deutlich verbessert.
“Arzt im Praktikum” wurde 2004 abgeschafft / Bessere praktische Ausbildung im PJ notwendig
Von 1986 bis 2004 mussten Medizinstudenten mussten nach dem PJ eine zusätzliche 18-monatige klinische Trainingsphase durchlaufen, den “Arzt im Praktikum” (AiP), um unter Aufsicht ausreichend praktische Fähigkeiten zu erwerben. “Die stärker praxisorientierte Ausbildung in den ersten klinischen Semestern, die nach der neuen Approbationsordnung von 2004 vorgegeben ist, hat den AiP überflüssig gemacht”, erläutert Professor Dr. Franz Resch, Studiendekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Gleichzeitig sind jedoch damit die Anforderungen an die klinische Ausbildung im PJ gewachsen. Das Land Baden-Württemberg hat deshalb das Kooperationsprojekt der Universitäten Heidelberg und Tübingen im Rahmen des Programms “Innovative Projekte in der Lehre” unterstützt. Der Arbeitesgruppe gehören an Dr. Christoph Nikendei, Dr. Markus Schrauth, Dr. Bernd Kraus, Dr. Peter Weyrich, Dr. Stephan Zipfel und Dr. Jana Jünger.
“Um die Schwachstellen der bisherigen PJ-Ausbildung besser zu analysieren und den Bedarf der Studenten einzuschätzen, haben wir Fokusgruppen mit Studenten vor und nach ihrem PJ durchgeführt”, berichtet Dr. Christoph Nikendei, Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, der das Projekt federführend betreut. Die PJ-ler beklagten vor allem, dass die ausbildenden Ärzte nicht genug Zeit für sie hätten und sie mit Routineaufgaben eingedeckt seien. Eigene Patienten betreuten sie nur selten und in den Stationsalltag waren sie nur unzureichend eingebunden.
Im Log-Buch dokumentiert der PJ-Student seine Leistungen
Das neue PJ-Programm startet mit einer Einführungswoche, in der die Studenten systematisch auf die Betreuung der Patienten vorbereitet werden. In einem sich anschließenden PJ-Curriculum werden begleitend auf der Arbeit auf Station mittels innovativer Lehreinheiten an fiktiven Fallbeispielen Visiten sowie die wichtigsten kommunikativen Fähigkeiten und Notfallmaßnahmen geübt. Jeder PJ-Student erhält ein Logbuch, in dem er seine Tätigkeiten und Fortschritte dokumentiert. “Die Zahl der selbstständig durchgeführten Visiten ist dadurch erheblich gestiegen”, berichtet Dr. Nikendei.
Den Erfolg des PJ-Trainingsprogramms konnte die Arbeitsgruppe aber vor allem an einer messbaren Steigerung der klinischen Entscheidungsfindung (-fähigkeit) im Vergleich zu vor dem PJ feststellen. “Das PJ-Training möchten wir nun in allen Kliniken und auch Lehrkrankenhäusern einführen, so dass es ein fester Bestandteil der Heidelberger Medizinerausbildung Heicumed wird,” erklärt der Studiendekan Professot Resch. Erstmals wurde deshalb im Herbst 2007 die Einführungswoche für PJ-Studenten an der Medizinischen Fakultät Heidelberg zeitgleich für alle neue PJ-Studenten in einer interdisziplinären Veranstaltung durchgeführt.
Kontakt: Dr. Christoph Nikendei Innere Medizin II Medizinische Universitätsklinik Heidelberg E-Mail: christoph.nikendei@med.uni-heidelberg.de Tel.: 06221 / 56 5188
Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter http://www.klinikum.uni-heidelberg.de