Potsdam – “Gemeinsam Grenzen bewältigen” – unter diesem Leitgedanken beginnt heute eine zweitägige Fachtagung rund um Prävention, Diagnostik und Therapie von HIV/Aids und sexuell übertragbaren Erkrankungen (STI) im grenzüberschreitenden deutsch-polnischen Raum. Rund 40 Fachleute aus Polen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind zu einem zweitägigen Erfahrungs- und Informationsaustausch nach Potsdam gekommen. „Mit dieser Beratung wird ein wichtiges Anliegen brandenburgischer Gesundheitspolitik umgesetzt. Die HIV/Aids-Bekämpfung gehört zu den vorrangigen Gesundheitszielen unseres Landes und ist eine grenzüberschreitende Aufgabe“, so Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt heute zur Eröffnung.
Jüngste Zahlen des UN-Weltaidsberichts unterstreichen die Notwendigkeit von Prävention: Weltweit leben mehr als 34 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, täglich infizieren sich weltweit etwa 6.000 Menschen neu. In Deutschland leben heute rund 73.000 Menschen mit HIV und Aids, davon sind etwa 80 Prozent Männer. In Polen wird laut Schätzungen der nationalen Aids-Hilfe von ungefähr 35.000 HIV-Positiven ausgegangen. „Diese Zahlen machen betroffen und erfordern gemeinsames Handeln. Nur wenn es uns gelingt, die Zusammenarbeit zwischen den Ländern zu koordinieren und alle vorhandenen Ressourcen zu bündeln, wird es messbare Erfolge im Kampf gegen HIV und Aids geben“, sagte Hartwig-Tiedt. Es sei beunruhigend, wie sorglos gerade viele junge Menschen heute noch mit dem Thema umgehen. Trotz hochwirksamer Medikamente und neuer Therapieansätze gebe es noch immer keine Heilung für HIV-Infizierte.
„Wir wollen über Ländergrenzen hinweg Vorurteile abbauen, Solidarität üben und Unterstützung anbieten – sowohl gegenüber Infizierten als auch deren An- und Zugehörigen“, so die Staatssekretärin.
In Brandenburg gibt es gut vernetzte Angebote, Initiativen und Präventionsprojekte. Das über das BORDERNET-Projekt agierende deutsch-polnische Expertenteam hat den Aufbau und die Stärkung eines grenzüberschreitenden Netzwerkes ermöglicht, das mit seinen Angeboten besonders jungen Menschen und Menschen mit riskantem Sexualverhalten den Zugang zu Informationen und konkreten Hilfen erleichtern soll.
Aids berührt Themen wie Sex zwischen Männern, Sex außerhalb fester Beziehungen, Drogengebrauch, Sexarbeit, Armut und Migration, Sterben und Tod. Themen, die gerne verdrängt werden, weil sie für viele Menschen fremd oder bedrohlich wirken. „Wollen wir erreichen, dass möglichst viele Menschen in möglichst vielen Situationen sich selbst und andere vor einer Infektion mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit schützen können und das auch tun, muss man ebenso auf das verantwortliche Verhalten des Einzelnen setzen, aber auch auf die sein Leben bestimmenden Verhältnisse eingehen und sie gegebenenfalls beeinflussen“, so Hartwig-Tiedt, die in diesem Zusammenhang die Bedeutung des BORDERNET-Projektes für die europäische sozial- und gesundheitspolitische Zusammenarbeit hervorhob.
Sie dankte allen Beteiligten für die bisher geleistete Arbeit und ermutigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in ihren Bemühungen in Prävention, Betreuung und Versorgung nicht nachzulassen: „HIV und Aids bleiben aktuelle Themen. Es gibt keine absolute Sicherheit! Das einzige, was dauerhaft hilft, sind Eigenverantwortung und Selbstschutz.“