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GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS 2022 in Hamburg eröffnet

„Die ambulanten und stationären Angebote der Medizin müssen neu geordnet werden“

Hamburg – Die Kongresspräsidenten Prof. Heinz Lohmann und Senator a. D. Ulf Fink haben am heutigen 20. September 2022 den GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS in Hamburg eröffnet. „Die ambulanten und stationären Angebote der Medizin müssen neu geordnet werden“, betonte Prof. Lohmann in seiner Eröffnungsrede. Die prägenden Trends der Veränderung des Gesundheitssystems seien dabei die Konzentration komplexer Leistungen und die Vernetzung der Akteure in den Regionen. Hintergrund dieser Dynamik sei die Weiterentwicklung der Medizin, die gewaltige Fortschritte mache. So könnten immer häufiger schwerstkranke Menschen ambulant behandelt werden. Die Patientinnen und Patienten wollten das auch und nähmen die Leistungen zunehmend in Anspruch. Prof. Lohmann forderte abschließend: „Der anstehende Wandel des gesamten Gesundheits- und Sozialsystems ist eine Herausforderung, die nur als Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten erfolgreich bewältigt werden kann.“

Der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS 2022 diskutiert noch bis morgen (21. September 2022) alle relevanten Themen der Branche. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Deutschland und den angrenzenden Ländern. In diesem Jahr nehmen mehr als 800 Mangerinnen und Manager, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Vertreterinnen und Vertreter der Politik und der Verbände teil.

Hier der volle Wortlaut der Rede des Kongresspräsidenten Prof. Heinz Lohmann:

Rede des Kongresspräsidenten Prof. Heinz Lohmann

anlässlich der Eröffnung des GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES 2022 in Hamburg

am 20. September 2022

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
„noch niemals in meiner Karriere war ich derart ratlos wie derzeit“, so das Geständnis der Geschäftsführerin eines großen Krankenhausunternehmens, das sie mir gegenüber kürzlich machte. Bisher sei sie immer mit klaren Zielvorstellungen an eine neue Führungsaufgabe herangegangen und habe die Herausforderungen Stufe für Stufe mithilfe ihrer Erfahrungen gemeistert. Die grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen, insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen, die zunehmenden regulatorischen Eingriffe der Politik in letzter Zeit, verstärkt durch die massiven Auswirkungen der Corona-Krise, und jetzt auch noch die dramatische Teuerung aufgrund der Inflationsrate hätten die Verfolgung einer langfristigen Strategie unmöglich, zumindest aber unberechenbar gemacht.

Viele weitere Gespräche mit Führungskräften der deutschen Kliniklandschaft haben mir verdeutlicht, dass die Aussage bei Weitem kein Einzelfall ist. Alte Regeln gelten offenkundig nicht mehr, und neue sind noch nicht gefunden. Die Gesundheits­wirtschaft befindet sich in einem Umbruch, der einen Wandel der Konzepte dringend notwendig macht. Da ist es wichtig, nicht zu verzagen, sondern mutig den Blick nach vorne zu richten.
Dafür ist der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS genau der richtige Ort. Jahr für Jahr diskutieren hier die verantwortlichen Akteure der Branche die künftigen Herausforderungen und formulieren im Austausch der Argumente ihre gemeinsamen Positionen. Herr Senator a. D. Ulf Fink und ich sind deshalb auch in diesem Jahr hoch erfreut, dass Sie alle unserer Einladung gefolgt sind. Seien Sie in Hamburg beim GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS 2022 herzlich willkommen.

Meine Damen und Herren, die Strukturen des Gesundheitssystems in Deutschland stehen vor einer grundlegenden Veränderung. Die ambulanten und stationären Angebote der Medizin müssen neu geordnet werden. Schon heute gibt es in bestimmten Regionen keine ausreichende Versorgung mehr, weil Arztsitze nicht mehr nachbesetzt werden und Krankenhäuser nicht mehr die ausreichende Anzahl an Fachkräften gewinnen können. Zudem sinkt die Nachfrage nach bestimmten Gesundheitsleistungen in ländlichen Regionen aufgrund der demografischen Entwicklung und weil die qualitativen Ansprüche an komplexe medizinische Leistungen aufseiten der Patientinnen und Patienten steigen. Ihre Mobilität bei der Inanspruchnahme nimmt zu. Diese Entwicklung wird durch die Digitalisierung in der Kommunikation weiter befördert. Die Informationsmöglichkeiten werden immer vielfältiger, aber auch, teilweise dank künstlicher Intelligenz, präziser. So werden Patientinnen und Patienten künftig auch ohne Inanspruchnahme der Ärzteschaft durch Beschreibung der Symptome zu ihrer Diagnose gelangen und ihre Behandlung strukturiert antreten können.
Auch den Auswirkungen der zunehmenden Personalknappheit kann mit den Möglichkeiten der Digitalisierung begegnet werden. Auf Plattformtechnologie basierende Prozessunterstützung entlastet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und macht zudem die Medizin sicherer. Der Schlüssel zum Erfolg liegt deshalb in einem wirksamen Workflow-Management auf der Basis strukturierter und patienten­orientierter Behandlungsprozesse. Wegen ihrer umfassenden Kompetenz und der besonderen Nähe zu den Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen sind die Pflegenden bei dieser Entwicklung zuallererst gefragt. Deutlich mehr auf die Menschen zugeschnittene medizinische Leistungs- und Wertschöpfungsketten bedürfen einer neuen, präziseren Arbeitsteilung mit einer Übertragung von Entscheidungsbefugnissen und Verantwortung von der Medizin auf die Pflege.

Die prägenden Trends der Veränderung des Gesundheitssystems sind die Konzentration komplexer Leistungen und die Vernetzung der Akteure in den Regionen. Hintergrund dieser Dynamik ist die Weiterentwicklung der Medizin, die gewaltige Fortschritte macht. So können immer häufiger schwerstkranke Menschen ambulant behandelt werden. Die Menschen wollen das auch und nehmen die Leistungen zunehmend in Anspruch. Gefördert wird diese Ausrichtung zudem durch die Politik, nicht zuletzt auch durch die geplante Harmonisierung der ambulanten und stationären Vergütung. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass mehr und mehr moderne Behandlungszentren entstehen. Die überkommenen Kranken­häuser spüren die Veränderungen an rückläufigen Patientenzahlen zum Teil schon erheblich. Folgerichtig engagieren sich aktive Klinikbetreiber seit geraumer Zeit bei der Gründung von Medizinischen Versorgungszentren und mischen zunehmend im ambulanten Markt mit.

Analoge und digitale Plattformen werden die diversen Anbieter regional bündeln und vernetzen. Die entstehenden Netzwerke benötigen ein tatkräftiges Management. Ohne Strukturierung der Angebote geht es nicht. Das ist eine zukunftsträchtige Perspektive für aktive Krankenhausmanagerinnen und -manager. Sie müssen von Verwaltern der stationären Medizinleistungen zu Gestaltern von diversifizierten Gesundheitsangeboten werden und können dabei mit dem Management ambulanter Medizinketten und kommunaler Gesundheitsnetze kooperieren. Aus tradierten Krankenhäusern für stationär zu Behandelnde werden schrittweise Orte für lokal nachgefragte Gesundheitsangebote, die unterschiedliche Anbieter vereinen. Stark konzentrierte Spitzenmedizin wird in den großstädtischen Zentren mittels telemedizinischer Tools mit den regionalen Netzwerken direkt verbunden.

Die Politik erkennt zunehmend die geschilderten Entwicklungen und die daraus notwendig werdenden Veränderungen des Gesundheitssystems und befördert sie bereits durch punktuelle Eingriffe in das überkommene System. Künftig muss sie auf Bundes- und Länderebene ein neues gemeinsames Zielbild verfolgen. Dabei gilt es, Planungs- und Finanzierungsinstrumente zu harmonisieren. Ein patientenorientiertes, weiterentwickeltes DRG-System für Spezialleistungen, verknüpft mit Regionalbudgets für die Grundleistungen, ist dabei ein wichtiges Element. Auch die Ausrichtung der Krankenhausplanung auf Leistungen und Qualität ist erforderlich. Dieses zentrale Projekt der kommenden Jahre muss jetzt konzipiert und angeschoben werden. Der anstehende Wandel des gesamten Gesundheits- und Sozialsystems ist eine Herausforderung, die nur als Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten erfolgreich bewältigt werden kann.

Das Programm des GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES 2022 bietet Raum, um alle Elemente des umfassenden Change-Prozesses intensiv zu studieren. Die anwesenden Expertinnen und Experten garantieren, dass das auf der Basis der unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven geschieht. Ich sehe der Debatte mit großer Spannung entgegen. Es geht darum, dass von diesem Treffen ein kräftiges Signal ausgeht. Gleich in der Podiumsdiskussion zur Eröffnung des Kongresses können wir mit dem „Projekt Zukunft“ starten.

Insgesamt umfasst die Agenda dieses Kongresses 46 Sessions. Auf den Podien werden rund 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitwirken, mehr als jemals zuvor. Sehr viele Akteure kommen in diesem Jahr auch aus der Start-up-Szene. Hintergrund ist unser erklärtes Ziel, die Verantwortlichen der etablierten mit denen aus den neuen Betrieben zusammenzuführen. Noch viel zu häufig sind die analoge und die digitale Welt voneinander fein säuberlich getrennt. Es hat keinen Sinn, sich immer wieder unter Gleichgesinnten gegenseitig zu bestätigen. Mehrwert entsteht nur, wenn wir uns einerseits gemeinsam mit innovativen Lösungen beschäftigen und andererseits den realen, tagtäglichen Herausforderungen stellen. Der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS bringt alle Managerinnen und Manager, Unternehmerinnen und Unternehmer der Branche an einen Tisch. Ich bin mir sicher, sie werden die Chance zum Dialog nutzen.

Ich persönlich, das werden Sie sicher verstehen, freue mich auf einen Programm­punkt ganz besonders. Meine Frau und ich werden heute Nachmittag um 15.00 Uhr auf dem Talk Point unser neues Buch „Mal Undenkbares denken – Dialog mit der Kunst“ vorstellen. Wer mich kennt, weiß, dass mir die Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen äußerst wichtig ist, ja, sie ein unverzichtbarer Bestandteil meines Lebens, auch meines Berufslebens, ist.
Zwei Tage mit hoch interessanten Themen liegen vor uns. Das verdanken wir nicht zuletzt dem Engagement unserer Sponsoren und Partner. Ihnen möchte ich dafür ausdrücklich danken! Sie, meine Damen und Herren, werden die Chance zur Diskussion mit den Expertinnen und Experten und Ihren Kolleginnen und Kollegen nutzen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Danach besuchen Sie gerne unser schönes Hamburg.

Der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS 2022 ist eröffnet.

Aktuelle Informationen und finden sich unter: www.gesundheitswirtschaftskongress.de