München – Obwohl die Sozialkassen derzeit gut gefüllt sind, heißt es für die Kliniken und Gesundheitseinrichtungen in Deutschland: Sparen, optimieren, reformieren. So wollen es Politik und Kostenträger. Damit dies gelingt, ist ein ständiger Dialog zwischen den Akteuren der Gesundheitswirtschaft notwendig. Reichlich Gelegenheit dazu bietet in jedem Jahr die Fachtagung der PEG Einkaufs- und Betriebsgenossenschaft eG mit Sitz in München, die heuer zum dreizehnten Mal stattfand. Rund 450 Vertreter aus Politik, Gesundheitsunternehmen, Beschaffungsorganisationen, von Kostenträgerseite sowie der Industrie widmeten sich dem Thema „Gesundheitswirtschaft im Wandel“.
Die Veranstaltung hat sich zu einer intensiven Diskussionsplattform für viele Akteure der Gesundheitswirtschaft entwickelt. Neben gesundheitspolitischen Themen wurden strategische und operativ besonders relevante Notwendigkeiten für Gesundheitseinrichtungen präsentiert. Mehr als 20 hochkarätige Referenten stellten ihre Erkenntnisse und Thesen zur Diskussion. Dazu wurden vier Foren eingerichtet: Forum akut, Forum Verpflegungsmanagement, Forum Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie Forum Reha. Darüber hinaus gaben über 50 Industriepartner den Kongressbesuchern Gelegenheit, sich über Technologie-, Produkt- und Dienstleistungsinnovationen zu informieren.
„Gesundheitswirtschaft ist Vertrauenswirtschaft“ – mit diesen Worten leitete der Vorstandsvorsitzende der PEG Anton J. Schmidt in die Tagung ein. Die PEG verstehe sich dabei als Brückenbauer und kommunikative Plattform. „In den letzten Jahren haben wir vor allem kostendominiert diskutiert“ resümierte Schmidt den Wandel in der Gesundheitswirtschaft – doch der Sockel sei erreicht. „Jetzt müssen wir die Balance schaffen zwischen Wirtschaftlichkeit, Humanität und Ethik. Dies kann sowohl in der einzelnen Gesundheitseinrichtung als auch generell in der Branche nur mit neuen innovativen Konzepten gelingen“.
Damit stieß Schmidt bei Dr. Marcel Huber, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, auf offene Ohren. „Spitzenmedizin für jedermann statt Medizin nach Geldbeutel” – dieses Ziel hat sich die bayerische Staatsregierung auf die Fahnen geschrieben. Huber stimmte zu, dass vor allem in der stationären Versorgung ein Plateau erreicht sei, das kaum noch Einsparungen erlaube. Dazu komme: Jeder Euro, der in die Gesundheitswirtschaft fließe, sei gut angelegtes Geld. Bayern als Gesundheitsland wolle kräftig am enormen Potenzial der Branche partizipieren.
Während der anschließenden Podiumsdiskussion trat die Gesundheitswirtschaft ganz unmittelbar in Dialog. Das Fazit: Alle wollen gute Rahmenbedingungen vorfinden und ihre hochwertigen Leistungen dann auch erbringen – aber nicht alles, was Machbar und möglich ist, ist auch finanzierbar. Es wurde über Mindestmengen, Qualitätsparameter, Steuerungsmechanismen und versorgungspolitische Hebel diskutiert. Es wurde aber auch thematisiert, dass es letztendlich um Menschen geht – Patienten und Versicherte, Ärzte und Pflegekräfte –, deren Bedürfnissen es gerecht zu werden gilt. Zum Ende der Podiumsdiskussion, an der sich übrigens auch das Publikum mittels SMS aktiv beteiligte, wurde deutlich: es muss neue Finanzierungskonzepte geben, und die Themen Solidarprinzip, Eigenbeteiligung und Priorisierung müssen neu überdacht werden.
Die Beschaffungsinstitutionen können – gemeinsam mit der Industrie – dazu einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie im Sachkostenbereich optimale Lösungen herbeiführen. Im Lauf des Nachmittages wurden in vier Foren dafür ganz konkrete Lösungsvorschläge präsentiert.
Im Forum Akut vermittelten Best Practice Beispiele, was in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen getan werden kann, um die Finanzierung zu sichern, Prozesse zu optimieren und Sachkosten zu senken. Im Vortrag „Due Dilligence“ wurde erörtert, was Kliniken vor einer Kreditbewilligung leisten müssen. was bei Produktumstellungen in der Krankenhausapotheke zu beachten ist, wurde ebenso thematisiert wie die Frage, ob und wann sich Outsourcing im Krankenhaus lohnt. Welchen Nutzen haben medizintechnische Innovationen tatsächlich? Dies zu evaluieren ist ebenso notwendig wie die Zusammenarbeit von Medizin und Management zu fördern – beide zusammen im Team generieren wirtschaftlichen Erfolg für ein Gesundheitsunternehmen.
Im Forum Verpflegungsmanagement trafen sich alle, die mit dem anspruchsvollen Thema Speisenversorgung in Gesundheitseinrichtungen befasst sind. Gibt es das perfekte Verpflegungssystem für den Care-Markt – und wie sieht es aus? Wurde da gefragt? Und es wurde an Hand eines Best Practice Beispieles gezeigt, welche Erfahrungen bei der Umsetzung eines neuen Produktions- und Speisenverteilsystems gemacht wurden. Die Betrachtung von Verpflegungssystemen im Care-Bereich unter den Aspekten Qualität, Wirtschaftlichkeit und Effizienz bildete den Abschluss.
Um die essenziellen Themen Bau und Personal ging es beim Forum Senioren- und Pflegeinrichtungen. Ist 2012 tatsächlich das Jahr der Pflegenden, und inwiefern ist die Pflegegesetzgebung demografiefest? Wichtige Fragen angesichts der hohen Personalintensität im Pflegebereich. Daneben sind bauliche Aspekte wesentlich: So gibt es ein neues Landesheimrecht, das Auswirkungen auf die Finanzierung der Investitionskosten hat. Auch die Empfehlungen für Planung und Bau einer neuen Pflegeheimgeneration stießen auf Interesse.
Im Forum Reha schließlich wurde darüber diskutiert, wie die Rehabilitation der Zukunft aussieht. Stationär – ambulant – individuell – flexibel lauten hierzu die Stichworte. Auch in der Reha geht es nicht ohne Geld. Wie könnte ein leistungsorientiertes Vergütungssystem aussehen? Und wie entscheidend sind darüber hinaus innovative Therapiekonzepte für den wirtschaftlichen Erfolg einer Reha-Einrichtung? Diese Themen wurden ebenso diskutiert wie die Frage, was Qualitätssicherung und –management in der Reha bisher gebracht haben.
Zum Abschluss der Fachtagung trafen sich dann alle Forenteilnehmer wieder im Plenum, um gemeinsam den Besonderen Vortrag zu verfolgen. In diesem Jahr referierte Prof. Dr. Wolf Otto Bechstein aus Frankfurt am Main zum Thema Organspende – ein besonders sensibles Handlungsfeld der Hochleistungsmedizin, das viele ethische Fragestellungen aufwirft. Herr Prof. Dr. Bechstein stellte dabei das System der Transplantationsmedizin transparent und überzeugend dar.
Den ausführlichen Tagungsbericht finden Sie in Kürze unter www.peg-einfachbesser.de