Nürnberg – Die bundesdeutschen Hausärzte haben eine sehr schlechte Meinung über Gesundheitspolitiker. Dies gilt insbesondere für deren Sachkompetenz. Insgesamt hat sich die Stimmungslage bei den Ärzten im vierten Quartal 2006 leicht gebessert. Die Lage des Gesundheitswesens wird jedoch nach wie vor kritisch eingestuft. Der Gesamtindex steht derzeit bei minus 10 Punkten, prognostiziert jedoch für das erste Quartal 2007 eine Verschlechterung auf minus 17 Punkte. Das sind die zentralen Ergebnisse des GfK Ärzteklima-Index für das vierte Quartal 2006.
Das Verhältnis der Ärzte zu den treibenden Kräften der Gesundheitspolitik ist nach wie vor schlecht. Die Ärzte kritisieren vor allem die mangelnde Sachkompetenz bei den politischen Entscheidern. Interessant dabei ist, dass auch das Verhältnis zu den eigenen, regional gegliederten Standesvertretungen sehr gespannt ist, obwohl es sich im Vergleich zum dritten Quartal 2006 leicht verbessert hat. Das Gleiche gilt für das Verhältnis zu den Krankenkassen. Während die Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigungen zum Teil als Erfüllungsgehilfen der Politik und der Krankenkassen tituliert werden, beklagt die Mehrheit der Hausärzte bei den Krankenkassen deren unnötige Bürokratie und Behandlungseinschränkungen. Der Indikator Gesundheitspolitik liegt derzeit bei minus 10 Punkten. Für das laufende Quartal wird eine weitere Verschlechterung um 3 Punkte erwartet.
Arztpraxen: schwierige finanzielle Situation
Die kritische Meinung der Ärzte zur Gesundheitsreform spiegelt sich auch in der pessimistischen Einschätzung der wirtschaftlichen Situation wider. Nur jeder fünfte Arzt war im vierten Quartal 2006 mit der finanziellen Situation seiner Praxis zufrieden. Alle übrigen hatten mit einem sinkenden Praxisumsatz sowie einer stärkeren Arbeitsbelastung zu kämpfen. Der Index Arztpraxen liegt aktuell bei minus 29 Punkten. Für die Zukunft wird zwar mit minus 16 Punkten ein deutlich höherer Indexwert erwartet. Das bedeutet jedoch nur, dass die Ärzte von einer geringeren Verschlechterung ihrer Praxissituation ausgehen als in der Vergangenheit.
Patienten: Zufriedenheit ist gestiegen
Im Gegensatz dazu waren die Patienten nach Aussage der Ärzte im vierten Quartal 2006 mit der medizinischen Versorgung wieder zufriedener. Der zugehörige Index weist einen Wert von 5 Punkten aus. Die Zukunft sieht jedoch nach Ansicht der Ärzte nicht besonders rosig aus. Für das erste Quartal 2007 wird ein Wert von minus 18 Punkten erwartet.
Ärzte stehen hinter Protestaktionen
Die Ärzteschaft steht solidarisch hinter den Protestaktionen gegen die Gesundheitsreform. Insbesondere der damit verbundene Ausbau der Bürokratie, die Verschärfung der Budgetierung und die dadurch einhergehende Verschlechterung der Patientenversorgung rufen den Protest auf den Plan. Das “bürokratische Monster” Gesundheitsfonds verschlingt nach Meinung der befragten Ärzte die finanziellen Mittel, die für das Gesundheitssystem erforderlich wären. 83 Prozent befürworten die Aktionen oder haben selbst daran teilgenommen. Die verschiedenen Protestaktionen werden von fast allen Ärzten als wichtiges Mittel zum Ausdruck ihrer Unzufriedenheit gesehen.
Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie “GfK Ärzteklima-Index” und basieren auf vierteljährlichen Onlinebefragungen von insgesamt 372 Allgemeinmedizinern und Internisten in Deutschland. Dieses von der GfK HealthCare entwickelte Stimmungsbarometer dient zur Bewertung des deutschen Gesundheitssystems aus Sicht der Ärzte.
Die folgende Tabelle zeigt die vier Einzelindikatoren, die als Grundlage für den Gesamtindex dienen, im Überblick: _______________________________________________________________________ Gesundheitssystem Diesem Indikator liegen Fragen zur Einschätzung der Lage des Gesundheitssystems zugrunde. Im Speziellen geht es um die Entwicklung der Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens, die Qualität der medizinischen Versorgung, die Arbeits- bedingungen der Ärzte und die Behandlungsmöglichkeiten von GKVPatienten. _______________________________________________________________________ Gesundheitspolitik Diesem Indikator liegen Fragen zur Beziehung zu den gesundheitspolitischen Akteuren zugrunde. Im Speziellen geht es um das persönliche Verhältnis zu Gesundheitspolitikern, Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung. _______________________________________________________________________ Arztpraxen Diesem Indikator liegen Fragen zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage der eigenen Praxis zugrunde. Im Speziellen geht es um die Entwicklung der Patientenzahl, die Entwicklung der Verordnung von Medikamenten, die finanzielle Lage und geplante Investitionen in der eigenen Praxis sowie die Einstellung von zusätzlichem Personal. _______________________________________________________________________ Patienten Diesem Indikator liegen Fragen zur Einschätzung der Zufriedenheit der Patienten mit der Gesundheitsversorgung zugrunde. _______________________________________________________________________
Aus diesen vier Einzelindikatoren wird der GfK Ärzteklima-Index gebildet, der eine Bewertung zwischen -50 und +50 Punkten vorsieht und die Null-Linie als neutrale Mitte hat.
Weitere Informationen: Peter Eichhorn, Tel. +49 (0)911 395-4407, peter.eichhorn@gfk.com
Zur GfK Gruppe Die GfK Gruppe, weltweit die Nummer 4 der Marktforschungsunternehmen, ist in den fünf Geschäftsfeldern Custom Research, Retail and Technology, Consumer Tracking, Media und HealthCare aktiv. Neben 13 Niederlassungen in Deutschland gehören der GfK Gruppe insgesamt weltweit über 130 Unternehmen in über 70 Ländern an. Von den derzeit über 7.800 Beschäftigten arbeiten rund 80 Prozent außerhalb Deutschlands. Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.gfk.com.