Hamburg – Am Dienstag, dem 21. September 2021, ist in Hamburg der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS eröffnet worden. Die führenden Vertreter der Branche diskutieren zwei Tage lang alle wichtigen Fragen zur Entwicklung des Gesundheitssystems. „,Gesundbeten‘ hilft nicht mehr weiter“, sagte Kongresspräsident Prof. Heinz Lohmann zum Auftakt der Veranstaltung. Mut zum Wandel sei gefordert. Es gehe um die Konzentration von Spezialleistungen und eine Vernetzung in die Fläche. Der Fortschritt der Medizin fördere diese Ausrichtung enorm. So könnten immer häufiger schwerkranke Patienten ambulant behandelt werden. Die Menschen wollten das auch und nähmen diese Leistung zunehmend in Anspruch. Gefördert werden müsse diese Ausrichtung durch die Politik, indem die längst überfällige Harmonisierung der ambulanten und stationären Vergütung jetzt realisiert werde. Die Krankenhäuser spürten die Veränderungen deutlich, da die Patientenzahlen, bisher insbesondere in bestimmten medizinischen Fächern, zum Teil erheblich rückläufig seien. Folgerichtig engagierten sich aktive Klinikbetreiber seit geraumer Zeit bei der Gründung von Medizinischen Versorgungszentren und mischten zunehmend im ambulanten Markt mit.
Das hoch interessante Programm des GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES 2021 hat alle zentralen Zukunftsthemen der Branche auf der Agenda. Es geht um inhaltliche Herausforderungen, so ganz zentral um die Folgen der Demografie für das Gesundheitssystem, aber auch um ökonomische. Prof. Lohmann nachdrücklich: “Über Geld ist in den letzten zehn Jahren eher weniger geredet worden. Deshalb wird die Erkenntnis viele Beteiligte überraschen, ja erschrecken. In einer solchen Situation ist es gut, dass die Verantwortlichen der Gesundheitsbranche hier heute persönlich zusammenkommen, um über die nächsten Schritte zu reden. Von dieser Tagung, da bin ich mir sicher, werden wichtige Signale ausgehen.”
Hier der volle Wortlaut der Rede des Kongresspräsidenten Prof. Heinz Lohmann aus Anlass der Eröffnung des GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES 2021 in Hamburg am 21. September 2021:
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich habe mich bisher eigentlich immer gefreut, bei der Eröffnung der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSE in die Gesichter unserer Besucher zu schauen. Sie werden sicher nachvollziehen können, dass das in diesem Jahr in besonderer Weise der Fall ist. Niemand von uns hätte sich vor zwei Jahren vorstellen können, wie sehr wir es genießen würden, hier heute wieder einmal in größerer Runde zusammenzutreffen. Die Corona-Krise hat große Herausforderungen an unsere gesamte Gesellschaft, aber auch gerade an die Akteure der Gesundheitswirtschaft gestellt. Alles in allem haben sich dabei die Gesundheitsangebote in Deutschland als stabil erwiesen. Das ist nicht zuletzt auch dem Engagement vieler Beteiligter zu verdanken. Reden müssen wir darüber, welche Lehren aus den letzten eineinhalb Jahren zu ziehen sein werden. Bei Weitem nicht alles, was – und vor allem wie – entschieden und umgesetzt worden ist, kann als sinnvoll und erfolgreich angesehen werden. Es gibt viel zu besprechen und auch zu verbessern. Wir werden hier auf dem Kongress intensiv Gelegenheit haben, diese Debatte zu beginnen, um damit mehr Sinnhaftigkeit in unser aller Tun zu bringen.
Die Gesellschaft muss sich jetzt aus ihrer schleichend immer mehr eingetretenen Erstarrung befreien. Die eigentlichen Aufgaben liegen noch vor uns. Da sind viele inhaltliche, ganz im Zentrum die Folgen der Demografie für das Gesundheitssystem, aber auch ökonomische Herausforderungen gewaltigen Ausmaßes zu bewältigen. Gerade über Geld ist aber in den letzten zehn Jahren eher weniger geredet worden. Deshalb wird die Erkenntnis viele Beteiligte überraschen, ja erschrecken. In einer solchen Situation ist es gut, dass die Verantwortlichen der Gesundheitsbranche hier heute persönlich zusammenkommen, um über die nächsten Schritte zu reden. Von dieser Tagung, da bin ich mir sicher, werden wichtige Signale ausgehen.
Der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS ist seit vielen Jahren der Ort, an dem die Managerinnen und Manager, die Unternehmerinnen und Unternehmer der Branche die künftigen Herausforderungen diskutieren und im Austausch der Argumente ihre gemeinsamen Positionen formulieren. In diesem Jahr ist das besonders wichtig, nicht zuletzt mit Blick auf die unmittelbar vor uns liegende Bundestagswahl. Herr Senator a. D. Ulf Fink und ich sind deshalb hoch erfreut, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Seien Sie in Hamburg herzlich willkommen.
Leider mussten wir, wegen der behördlichen Auflagen zur Begrenzung der Teilnehmerzahl, vielen Interessenten absagen. Das bedauern wir sehr. Um den Menschen, die nicht zum Kongress kommen können, die Möglichkeit zu geben, zentrale Debatten mitzuverfolgen, streamen wir eine Reihe der Veranstaltungen über die Website des Kongresses. Deshalb möchte ich auch alle Zuschauer im Netz sehr herzlich begrüßen.
Begrüßen möchte ich auch die Vertreterin der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Silke Heinemann, und den Vertreter der Handelskammer Hamburg, Dr. Florian Brill, die gleich Grußworte überbringen werden.
Meine Damen und Herren, die Auftaktdiskussion unmittelbar nach dieser Eröffnung ist überschrieben mit: “Nach der Corona-Krise und vor der Bundestagswahl: Gesundheitswirtschaft quo vadis?”. Es gibt keinen treffenderen Zeitpunkt, um diese Frage zu stellen. Und dabei muss die Wahrheit, um die es jetzt geht, auf den Tisch. Es gibt Landstriche in Deutschland, da funktioniert unser Gesundheitssystem nicht mehr befriedigend. Zunehmend können in diesen Regionen Arztsitze nur noch sehr schleppend oder auch schon gar nicht mehr nachbesetzt werden. Die Krankenhäuser können das benötigte Personal nicht mehr in ausreichender Zahl und Qualität rekrutieren. Hier müssen zügig neue Angebotsstrukturen entwickelt werden, auch weil diese Probleme in immer mehr Regionen auftreten.
„Gesundbeten“ hilft jetzt nicht mehr weiter. Mut zum Wandel ist gefordert. Es geht um die Konzentration von Spezialleistungen und eine Vernetzung in die Fläche. Der Fortschritt der Medizin fördert diese Ausrichtung enorm. So können immer häufiger schwerkranke Patienten ambulant behandelt werden. Die Menschen wollen das auch und nehmen diese Leistungen zunehmend in Anspruch. Gefördert werden muss diese Ausrichtung durch die Politik, indem die längst überfällige Harmonisierung der ambulanten und stationären Vergütung jetzt realisiert wird. Die Krankenhäuser spüren die Veränderungen deutlich, da die Patientenzahlen, bisher insbesondere in bestimmten medizinischen Fächern, zum Teil erheblich rückläufig sind. Folgerichtig engagieren sich aktive Klinikbetreiber seit geraumer Zeit bei der Gründung von Medizinischen Versorgungszentren und mischen zunehmend im ambulanten Markt mit.
Vielerorts wird diese sehr begrüßenswerte Entwicklung in der Öffentlichkeit aber nicht positiv wahrgenommen, sondern als eine vermeintliche Verschlechterung der medizinischen Versorgung in der Region bewertet. Ja, sie wird landauf, landab als Reduktionsmodell diskutiert und nachdrücklich als „Krankenhaussterben“ bekämpft. Ganz offenkundig läuft hier in der Diskussion etwas völlig schief. Es wird höchste Zeit, die Ambulantisierung als das zu vermitteln, was sie ist, ein gewaltiger Fortschritt, auch gerade im Interesse der Patienten.
In unserer Euphorie sollten wir allerdings eingeführte und bewährte Begriffe nicht leichtfertig über Bord werfen. So mag sich die Bezeichnung „Gesundheitszentrum“ in den Ohren von Planern gut und richtig anhören, aber ein „Klinikzentrum“ vermittelt nun mal weit mehr Fachkompetenz und trifft deshalb eindeutiger die Realität. In solcher Art innovativen Institutionen behandeln Ärzte ihre Patienten auch ohne Betten exzellent. Es geht also nicht darum, „leider das alte Krankenhaus schließen zu müssen“, sondern die Botschaft lautet: „Wir bringen die moderne Medizin überall hin!“.
Die Bundespolitik und die Politik in den Ländern müssen ein neues gemeinsames Zielbild verfolgen, um diese dringend notwendigen Entwicklungen zu befördern. Dabei gilt es, Planungs- und Finanzierungsinstrumente zu harmonisieren. Ein patientenorientiertes, weiterentwickeltes DRG-System in Richtung PRGs – Patient Related Groups – für Spezialleistungen, verknüpft mit Regionalbudgets für die Grundleistungen, ist dabei ein wichtiges Element. Aber auch die Ausrichtung der Krankenhausplanung auf Leistungen und Qualität ist erforderlich. Die Mitwirkung der Krankenhausgesellschaften und der Kassenärztlichen Vereinigungen ist ebenfalls unverzichtbar. Ja, auch die kommunalen Gebietskörperschaften müssen ein großes Interesse entwickeln, konstruktiv mitzuwirken, ganz im Interesse ihrer Bürger.
Der anstehende Wandel ist eine gewaltige Gemeinschaftsaufgabe, an der sich die Gesundheitsanbieter und ihre Partner aus den Industrie- und Sozialunternehmen, auch aus Eigeninteresse, aktiv beteiligen sollten. Der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS ist die herausragende Plattform um dieses zentrale Projekt der kommenden Jahre zu konzipieren und anzuschieben.
Zwei Tage mit einem hoch interessanten Programm liegen vor uns. Das verdanken wir nicht zuletzt dem Engagement unserer Sponsoren und Partner, gerade in dieser schwierigen Zeit. Ich möchte ihnen dafür ausdrücklich danken! Sie, meine Damen und Herren, werden die Chance zum direkten Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen besonders schätzen und auch nutzen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Wenn dann noch etwas Zeit bleibt, empfehle ich Ihnen unser schönes Hamburg.
Der GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS 2021 ist eröffnet.
Aktuelle Informationen zum GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS 2021 finden Sie unter:
www.gesundheitswirtschaftskongress.de